Epiphyte Corp., dem das nicht wenigstens ein Lächeln entlockt, ist John Cantrell, der seit gestern distanziert und angespannt wirkt. (»Eine Dissertation über mathematische Verfahren in der Kryptographie zu schreiben, ist eine Sache«, sagte er auf der Herfahrt, als irgendjemand ihn fragte, was ihn beschäftigte. »Und Millionen von Dollar, die anderen Leuten gehören, darauf zu setzen, eine ganz andere.«
»Wir müssen eine neue Kategorie einführen«, sagte Randy. »Die anderen bösen Leuten gehören.«
»Apropos -« hob Tom an, doch Avi schnitt ihm das Wort ab, indem er einen bedeutungsvollen, funkelnden Blick auf den Hinterkopf des Fahrers warf.)
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[email protected] Betreff: Re (3) Warum?
Randy,
Sie bitten mich, mein Interesse an der Frage, warum Sie die Krypta bauen, zu rechtfertigen.
Mein Interesse ist ein Kennzeichen meines Berufs. Das ist in gewisser Weise das, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Sie gehen weiterhin davon aus, dass ich jemand bin, den Sie kennen. Heute meinen Sie, ich sei der Dentist, gestern hielten Sie mich für Andrew Loeb. Dieses Ratespiel wird uns beide bald langweilen, deshalb glauben Sie mir bitte, wenn ich Ihnen sage, dass wir uns noch nie begegnet sind.
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[email protected] Betreff: Re (4) Warum?
Verdammt, nachdem Sie gesagt hatten, Sie verdienten Ihren Lebensunterhalt damit, wollte ich schon darauf tippen, dass Sie Geb oder sonst jemand aus der Clique meiner Ex-Freundin sind.
Warum verraten Sie mir nicht Ihren Namen?
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[email protected] Betreff: Re (5) Warum?
Randy, ich habe Ihnen meinen Namen schon verraten, aber er hat Ihnen nichts gesagt. Oder besser, er hat Ihnen das Falsche gesagt. In der Beziehung sind Namen heikel. Der beste Weg, jemanden kennen zu lernen, ist, sich mit ihm zu unterhalten. Interessant, dass Sie annehmen, ich sei Akademiker.
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[email protected] Betreff: Re (6) Warum?
Erwischt!
Ich habe nicht näher beschrieben, wer Geb ist. Und trotzdem haben Sie gewusst, dass er und meine Ex-Freundin Akademiker sind. Falls ich Sie (wie Sie behaupten) nicht kenne, woher wissen Sie dann diese Dinge über mich?
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(etc.)
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Alles dreht sich jetzt zu Prag um, der heute ein Problem mit seiner peripheren Wahrnehmung zu haben scheint. »Prag geht uns aus dem Weg«, sagt Avi scharf. »Das heißt, wir werden ihn erst zu fassen kriegen, wenn das alles hier vorbei ist.«
Tom macht einen Schritt auf Avi zu und zieht damit den Kreis der Firmenmitglieder enger. »Der Detektiv in Hongkong?«
»Hat über manche was rausgefunden, ist an anderen noch dran«, sagt Avi. »Der korpulente philippinische Gentleman ist praktisch Marcos’ Schmiergeldverteiler. Er ist dafür verantwortlich, dass die berühmten Milliarden nicht dem philippinischen Staat in die Hände fallen. Der Taiwanese – nicht Harvard Li, der andere – ist ein Rechtsanwalt, dessen Familie noch aus der Zeit, als Taiwan zum japanischen Kaiserreich gehörte, enge Beziehungen zu Japan hat. Zu verschiedenen Zeiten hat er ein halbes Dutzend Regierungsämter innegehabt, die meisten davon im Finanz- und Handelswesen – jetzt ist er eine Art Schieber, der für hohe taiwanesische Beamte alle möglichen Jobs erledigt.«
»Was ist mit dem unheimlichen Chinesen?«
Avi zieht die Augenbrauen hoch und stößt einen kleinen Seufzer aus, bevor er antwortet. »Das ist ein General der Volksbefreiungsarmee. Entspricht im Rang einem Viersternegeneral. Die letzten fünfzehn Jahre hat er ihre Investmentabteilung geleitet.«
»Investmentabteilung? Die Armee?!«, stößt Cantrell hervor. Er fühlt sich von Minute zu Minute unwohler und wirkt schon leicht angeekelt.
»Die Volksbefreiungsarmee ist ein gigantisches Wirtschaftsunternehmen«, sagt Beryl. »Sie beherrscht das größte Pharmaunternehmen in China. Die größte Hotelkette. Einen großen Teil der Telekommunikationsinfrastruktur. Eisenbahnen. Raffinerien. Und natürlich die Rüstung.«
»Was ist mit Mr. Handy?«, fragt Randy.
»Noch in Arbeit. Mein Mann in Hongkong schickt sein Foto zu einem Kollegen in Panama.«
»Ich glaube, nach dem, was wir in der Hotelhalle gesehen haben, können wir