Cryptonomicon
erstklassiger amerikanischer Kryptoanalytiker; er hat Schoen geholfen, Indigo zu knacken. Er und Waterhouse sind sich ein paar Mal über den Weg gelaufen; zwar sind sie an sich nicht befreundet, aber ihr Verstand arbeitet auf die gleiche Weise. Das macht sie zu Brüdern einer sonderbaren Familie, die nur ein paar hundert über die ganze Welt verstreute Mitglieder hat. In gewisser Weise ist das eine Sicherheitsstufe, die seltener, schwerer zu kriegen und geheimnisvoller ist als Ultra Mega. Sinkov stellt ihm neue Papiere aus und gibt ihm eine Sicherheitsstufe, die sehr hoch ist, aber nicht so hoch, dass er sie nicht offenbaren kann.
Waterhouse kommt in den Genuss einer Führung. Männer in Unterhemden sitzen in Nissenhütten, in denen die rot glühenden Röhren ihrer Funkgeräte eine erstickende Hitze erzeugen. Sie pflücken die japanischen Armeefunksprüche aus der Luft und reichen sie an Legionen junger Australierinnen weiter, die die abgehörten Funksprüche in ETC-Karten stanzen.
Es gibt einen Kader amerikanischer Offiziere, der aus einer kompletten Abteilung der Electrical Till Corporation besteht. Eines Tages, Anfang 1942, haben sie ihre weißen Hemden und blauen Anzüge eingemottet, Army-Uniformen angezogen und sich nach Brisbane eingeschifft. Ihr Anführer ist ein Lieutenant Colonel namens Comstock, der den gesamten Vorgang des Codeknackens vollständig automatisiert hat. Die von den Aussie-Mädels gestanzten Karten kommen, zu Blöcken sortiert, in den Maschinenraum, wo man sie durch die Maschinen laufen lässt. Entschlüsselte Meldungen sausen aus einem Zeilendrucker am anderen Ende heraus und werden in eine andere Baracke gebracht, wo amerikanische nisei und ein paar Weiße, die des Japanischen mächtig sind, sie übersetzen.
Ein Waterhouse ist das Letzte, was diese Leute gebrauchen können. Er versteht allmählich, was der Major neulich zu ihm gesagt hat; sie haben die Wasserscheide überschritten. Die Codes sind geknackt.
Was ihn an Turing erinnert. Seit Alan aus New York zurückgekommen ist, distanziert er sich von Bletchley Park. Er hat sich in eine andere Einrichtung versetzen lassen, eine Funkzentrale namens Hanslope in Nord-Buckinghamshire, einen Ort aus verstärktem Beton, Kabeln und Antennen, an dem eine militärisch-förmlichere Atmosphäre herrscht.
Damals konnte Waterhouse nicht verstehen, warum Alan von Bletchley Park weg wollte. Doch nun weiß er, wie es Alan gegangen sein muss, nachdem sie die Entschlüsselung in einen mechanischenVorgang verwandelt und Bletchley Park industrialisiert hatten. Er muss der Ansicht gewesen sein, die Schlacht sei gewonnen, und mit ihr der Krieg. Der Rest mochte für Leute wie den General nach glorreichem Siegeszug aussehen, aber für Turing und nun auch für Waterhouse sieht es bloß nach Säuberungsaktion aus. Es ist aufregend, Elektronen zu entdecken und die Gleichungen zu entwickeln, die ihre Bewegungen bestimmen; es ist langweilig, mithilfe dieser Prinzipien elektrische Dosenöffner zu konstruieren. Von jetzt an geht es nur noch um Dosenöffner.
Sinkov besorgt ihm einen Schreibtisch im Bordell und beginnt, ihn mit den Funksprüchen zu füttern, die das Central Bureau nicht hat entschlüsseln können. Es gibt noch immer Dutzende unbedeutenderer japanischer Codes, die noch zu knacken sind.Vielleicht kann Waterhouse, wenn er einen oder zwei davon knackt und den ETC-Maschinen beibringt, sie zu lesen, den Krieg um einen einzigen Tag verkürzen oder ein einziges Leben retten. Das ist eine vornehme Aufgabe, die er bereitwillig übernimmt, aber sie unterscheidet sich ihrem Wesen nach nicht von der eines Rettungsboot-Inspekteurs der Navy oder eines Army-Metzgers, der Leben rettet, indem er seine Messer sauber hält.
Waterhouse knackt diese unbedeutenderen japanischen Codes der Reihe nach. Einmal fliegt er sogar nach Neuguinea, wo Navy-Taucher Codebücher aus einem untergegangenen japanischen Unterseeboot bergen. Er lebt zwei Wochen lang im Dschungel, versucht, nicht zu sterben, kehrt nach Brisbane zurück und führt die geborgenen Codebücher einer sinnvollen, aber langweiligen Verwendung zu. Doch eines Tages wird die Langeweile seiner Arbeit irrelevant.
An diesem Tag kommt er abends in Mrs. McTeagues Pension zurück, geht auf sein Zimmer und findet dort einen stark gebauten Mann vor, der im oberen Bett schnarcht. Eine Menge Kleider und Ausrüstungsgegenstände, die einen schwefligen Gestank verströmen, liegen überall herum.
Der Mann schläft zwei Tage lang,
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