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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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eingehendste Weise überwachte«, sagt er trocken. »Seine Sicherheitsvorkehrungen waren tadellos und so erfuhren wir unmittelbar nichts. Es ist sogar durchaus wahrscheinlich, dass er wusste, dass die betreffende junge Frau Agentin war, und deshalb zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hat. Aber wir haben immerhin erfahren, dass dieser Mann über Einmalblöcke kommunizierte. Er pflegte seine verschlüsselten Mitteilungen telefonisch an einen nahe gelegenen Flottenstützpunkt zu übermitteln, von wo sie an eine Station in Buckinghamshire telegrafiert wurden, die mit Mitteilungen antwortete, die unter Verwendung des gleichen Systems von Einmalblöcken verschlüsselt wurden. Indem wir die Aufzeichnungen unserer verschiedenen Abhörstationen durchgingen, konnten wir einen Stapel Funksprüche sammeln, die diese geheimnisvolle Einheit über einen Zeitraum von Mitte 1942 bis zum heutigen Tag unter Verwendung dieser Serie von Einmalblöcken abgesetzt hat. Interessant war auch die Feststellung, dass diese Einheit an einer Vielzahl von Orten operierte: Malta, Alexandria, Marokko, Norwegen sowie verschiedene Schiffe auf See. Äußerst ungewöhnlich. Mich interessierte diese geheimnisvolle Einheit sehr, also habe ich versucht, ihren speziellen Code zu knacken.«
    »Das ist doch unmöglich!«, sagt Bischoff. »Ein Einmalblock ist nicht zu knacken, außer man stiehlt eine Kopie.«
    »Theoretisch stimmt das«, sagt von Hacklheber. »In der Praxis stimmt es aber nur, wenn die Buchstaben, die den Einmalblock bilden, vollkommen zufällig ausgewählt sind. Aber wie ich festgestellt habe, gilt das nicht für die Einmalblöcke, die Abteilung 2702 verwendet – das ist die geheimnisvolle Einheit, der Waterhouse, Turing und die beiden Herren hier angehören.«
    »Aber wie sind Sie dahinter gekommen?«, fragt Bischoff.
    »Ein paar Dinge haben mir geholfen. Es lag reichlich Untersuchungsmaterial vor – viele Funksprüche, mit denen man arbeiten konnte. Es lag Konsistenz vor – die Einmalblöcke wurden stets auf die gleiche Weise erzeugt und zeigten immer die gleichen Muster. Ich habe ein paar wohl begründete Vermutungen angestellt, die sich als richtig erwiesen. Und ich hatte eine Rechenmaschine, die die Arbeit beschleunigt hat.«
    »Wohl begründete Vermutungen?«
    »Meiner Hypothese nach wurden die Einmalblöcke von einer Person erstellt, die würfelte oder Karten zog, um die Buchstaben zu erzeugen. Ich bezog psychologische Faktoren in meine Überlegungen ein. Wer Englisch spricht, ist an eine bestimmte Häufigkeitsverteilung von Buchstaben gewöhnt. Er rechnet damit, sehr viele E,T und A und nicht so viele Z, Q und X zu Gesicht zu bekommen.Wenn also ein solcher Mensch einen angeblich zufälligen Algorithmus benutzen würde, um die Buchstaben zu erzeugen, wäre er im Unterbewusstsein jedesmal irritiert, wenn ein Z oder ein X auftaucht, und umgekehrt beruhigt vom Erscheinen eines E oder T. Mit der Zeit könnte das die Häufigkeitsverteilung verzerren.«
    »Aber Herr Doktor von Hacklheber, ich finde es unwahrscheinlich, dass ein solcher Mensch seine eigenen Buchstaben anstelle derer einsetzen würde, die von den Karten, den Würfeln oder was auch immer erzeugt werden.«
    »Es ist nicht sehr wahrscheinlich. Aber angenommen, der Algorithmus gäbe dem Betreffenden einen geringen Ermessensspielraum.« Von Hacklheber zündet sich eine weitere Zigarette an, gießt sich einen weiteren Schnaps ein. »Ich habe ein Experiment gemacht. Ich habe mir zwanzig Freiwillige besorgt – Frauen mittleren Alters, die ihren Beitrag für das Reich leisten wollten. Ich habe sie Einmalblöcke herstellen lassen, und zwar mithilfe eines Algorithmus, bei dem sie Zettel aus einer Schachtel zogen. Dann habe ich meine Geräte benutzt, um die Ergebnisse statistisch auszuwerten. Sie waren keineswegs zufällig.«
    Root sagt: »Die Einmalblöcke für Abteilung 2702 werden von Mrs. Tenney, der Frau eines Vikars, hergestellt. Sie benutzt dazu eine Bingotrommel, einen Käfig, der mit Holzkugeln gefüllt ist, die jeweils mit einem Buchstaben bedruckt sind. Sie soll die Augen schließen, ehe sie in den Käfig greift. Aber angenommen, sie ist nachlässig geworden und schließt sie nicht mehr, wenn sie hineingreift.«
    »Oder«, sagt von Hacklheber, »angenommen, sie sieht den Käfig an, sieht, wie die Kugeln darin verteilt sind, und schließt erst dann die Augen. Sie wird unbewusst nach dem E greifen und das Z meiden. Oder sie wird, wenn ein bestimmter Buchstabe erst vor

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