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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Fortbewegung auf vier Beinen sehr zustatten.
    Ein munterer Australo-Qwghlmianer in RAAF-Uniform tritt vor, packt Waterhouse an der rechten Vorderflosse und zerrt ihn die evolutionäre Leiter hoch, ohne dass er schon dazu bereit wäre. Er tut Waterhouse nicht so sehr einen Gefallen, sondern bringt vielmehr dessen Gesicht auf eine Höhe, in der es sich besser auf Schäden untersuchen lässt. Er brüllt ihm zu (weil die Musik wieder angefangen hat): »Wo haben Sie denn so reden gelernt?«
    Waterhouse weiß gar nicht, wo er anfangen soll; Gott bewahre, dass er diese Leute noch einmal beleidigt. Aber er muss gar nichts sagen. Der RAAF-Bursche verzieht plötzlich angewidert das Gesicht, als hätte er gerade einen zwei Meter langen Bandwurm bemerkt, der aus Waterhouses Rachen zu entkommen versuchte. »Outer Qwghlm?«, fragt er.
    Waterhouse nickt. Die verwirrten und empörten Gesichter vor ihm erstarren zu steinernen Masken. Bewohner von Inner Qwghlm! Natürlich! Die Bewohner der inneren Insel werden dauernd beschissen und haben von daher die beste Musik und den unterhaltsamsten Charakter, aber man verfrachtet sie ständig nach Barbados, um Zuckerrohr zu ernten, oder nach Tasmanien, um Schafe zu jagen, oder – nun ja, in den Südwestpazifik, um sich von halb verhungerten, mit scharf gemachten, geballten Ladungen behängten Nips durch den Dschungel hetzen zu lassen.
    Der RAAF-Bursche zwingt sich zu einem Lächeln und klopft Waterhouse sanft auf die Schulter. Irgendjemand in seiner Gruppe wird die unangenehme Aufgabe übernehmen müssen, den Diplomaten zu spielen, die Wogen zu glätten, und mit der untrüglichen Nase des Bewohners von Inner Qwghlm für einen Scheißjob hat sich der Junge von der RAAF soeben freiwillig dafür gemeldet. »Bei uns«, erklärt er fröhlich, »ist das, was Sie gerade gesagt haben, kein freundlicher Gruß.«
    »Aha«, sagt Waterhouse, »was habe ich denn gesagt?«
    »Sie haben gesagt, Sie seien bei der Mühle gewesen, um sich über einen Sack mit einer schwachen Naht zu beschweren, der am Donnerstag aufgeplatzt sei, und dabei habe Ihnen der Besitzer durch seinen Ton zu verstehen gegeben, dass Marys Großtante, eine alte Jungfer, die als junge Frau einen schlechten Ruf gehabt habe, sich eine Pilzinfektion an den Zehennägeln zugezogen habe.«
    Es folgt längeres Schweigen. Dann melden sich alle gleichzeitig zu Wort. Schließlich durchdringt eine Frauenstimme die Kakophonie: »Nein, nein!« Waterhouse sieht hin; es ist Mary. »Ich habe ihn so verstanden, dass es im Pub war, dass er sich dort um einen Job als Rattenfänger beworben hat und dass es der Hund meines Nachbarn war, der an Tollwut erkrankt ist.«
    »Er war zur Beichte in der Basilika – der Priester – Angina«, ruft jemand von hinten. Dann redet alles gleichzeitig: »Am Hafen – Marys Halbschwester – Lepra – Mittwoch – sich über eine zu laute Party beschwert!«
    Ein kräftiger Arm legt sich um Waterhouses Schultern und zieht ihn von alledem weg. Er kann den Kopf nicht drehen, um festzustellen, zu wem die Gliedmaße gehört, weil seine Wirbel sich erneut verschoben haben. Er nimmt an, dass es Rod ist, der seinen armen, benommenen Yankee-Zimmergenossen selbstloserweise unter seine Fittiche nimmt. Rod zückt ein sauberes Taschentuch, hält es Waterhouse an den Mund und nimmt dann die Hand weg. Das Taschentuch bleibt an Waterhouses Lippe kleben, die mittlerweile wie ein Sperrballon geformt ist.
    Damit erschöpft sich seine Anständigkeit aber keineswegs. Er besorgt Waterhouse sogar etwas zu trinken und holt ihm einen Stuhl. »Wissen Sie über die Navajos Bescheid?«, fragt Rod.
    »Wie?«
    »Bei Euren Marines werden Navajos als Funker eingesetzt – sie können sich in ihrer Sprache unterhalten und die Nips haben keine Ahnung, wovon sie reden.«
    »Ach so. Ja. Davon hab ich gehört«, sagt Waterhouse.
    »Winnie Churchill hat von diesen Navajos gehört. Die Idee hat’s ihm angetan. Wollte, dass die Streitkräfte Seiner Majestät das gleiche machen. Navajos haben wir keine. Aber -«
    »Ihr habt Qwghlmianer«, sagt Waterhouse.
    »Im Moment laufen zwei verschiedene Programme«, sagt Rod. »Die Royal Navy setzt Leute von Outer Qwghlm ein. Army und Air Force welche von Inner.«
    »Und wie funktioniert es?«
    Rod zuckt die Achseln. »So la la. Qwghlmain ist eine sehr prägnante Sprache. Hat keinerlei Ähnlichkeit mit Englisch oder Keltisch – am ehesten ist es noch mit!Qnd verwandt, das von einem Pygmäenstamm auf Madagaskar und auf den

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