Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
Sie meinen Jeep warm laufen, Shaftoe«, sagt er. »Ich hab mit meiner Fliegerabwehr ein Hühnchen zu rupfen.« Dann dreht er sich um, sodass Shaftoe die Rückseite seines pinkfarbenen seidenen Morgenmantels zu sehen bekommt. Sie zeigt, mit schwarzem Garn gestickt, das Bild einer riesigen, drohend aufgerichteten Echse.
    Der General dreht sich plötzlich um. »Sind Sie das, der da unten so rumschreit, Shaftoe?«
    »Sir, nein, Sir!«
    »Ich hab Sie deutlich schreien hören.« MacArthur wendet Shaftoe erneut den Rücken zu, sodass dieser abermals die Echse zu sehen bekommt (bei der es sich, wenn er’s recht bedenkt, um eine Art chinesisches Drachenmuster handeln könnte), und geht dann, gereizt vor sich hin murmelnd, ins Haus.
    Shaftoe steigt in das genannte Fahrzeug und lässt den Motor an.
    Der General kommt aus dem Haus und stapft über den Parkplatz, in den Armen eine nicht detonierte Fliegerabwehrgranate. Vom Wind bläht sich der pinkfarbene Morgenmantel um ihn.
    Die Zeros kommen zurück, nehmen erneut den Parkplatz unter Beschuss und schneiden dabei einen Lkw praktisch mittendurch. Shaftoe fühlt sich, als wären seine Eingeweide geschmolzen und spritzten gleich aus ihm heraus. Er schließt die Augen, kneift seinen Schließmuskel zusammen und beißt auf die Zähne. Der General setzt sich neben ihn. »Den Berg runter«, befiehlt er. »Fahren Sie auf das Geräusch der Geschütze zu.«
    Sie sind kaum auf die Straße gelangt, da hindern die beiden Jeeps, die die hohen Tiere vom Flugplatz heraufbefördert haben, sie an der Weiterfahrt. Sie stehen mit sperrangelweit offenen Türen und noch laufenden Motoren leer auf der Straße. Der General langt zu Shaftoe herüber und drückt auf die Hupe.
    Aus den Schatten des Dschungels tauchen, wie ein besonders bizarrer Eingeborenenstamm, Colonels und Brigadegeneräle auf, die ihre Diplomatenkoffer wie Talismane umklammern. Sie grüßen Den General, der sie gereizt ignoriert. »Weg da mit meinen Fahrzeugen!«, tönt er und stößt dabei mit seinem Pfeifenstiel nach ihnen. »Das hier ist die Straße. Zum Parkplatz geht’s da lang.«
    Die Zeros kommen zu einem dritten Angriff zurück. Shaftoe macht sich (wie vielleicht früher schon der General) klar, dass die Piloten nicht die besten sind; der Krieg ist in seiner Endphase und alle guten Piloten sind tot. Infolgedessen richten sie ihren Anflug nicht genau am Verlauf der Straße aus; ihre Geschossspuren schneiden sie diagonal. Trotzdem bohrt sich eine Kugel durch den Motorblock eines der Jeeps. Heißes Öl und Dampf spritzen heraus.
    »Los, schieben Sie das Ding aus dem Weg!«, blafft Der General. Shaftoe beginnt instinktiv aus dem Jeep zu klettern, aber Der General zerrt ihn zurück. »Shaftoe! Sie brauch ich als Fahrer.«
    Indem er seinen Pfeifenstiel wie einen Dirigentenstab schwenkt, scheucht Der General seinen Stab auf die Straße zurück und die Offiziere machen sich daran, den kaputten Jeep in den Dschungel zu schieben. Shaftoe begeht den Fehler, durch die Nase einzuatmen und riecht einen kräftigen Hauch Diarrhö – mindestens einer der Offiziere hat sich in die Hose geschissen. Shaftoe bemüht sich noch immer nach Kräften, nicht das Gleiche zu tun, und hätte es vermutlich getan, wenn er den Jeep geschoben hätte. Die Zeros versuchen, sich zu einem neuen Angriff zu formieren, doch mittlerweile sind ein paar amerikanische Kampfflugzeuge am Ort des Geschehens eingetroffen, was die Angelegenheit verkompliziert.
    Shaftoe manövriert den Wagen durch eine Lücke zwischen dem verbliebenen Jeep und einem riesigen Baum und jagt dann den Berg hinunter. Der General summt eine Weile vor sich hin, dann fragt er: »Wie heißt Ihre Frau?«
    »Gory.«
    »Was?!«
    »Ich meine Glory.«
    »Ah. Gut. Guter Filipina-Name. Filipinas sind die schönsten Frauen der Welt, meinen Sie nicht auch?«
    Der erfahrene Weltreisende Bobby Shaftoe legt sein Gesicht in Falten und beginnt, systematisch seine Erfahrungen zu überdenken. Dann geht ihm auf, dass Dem General wahrscheinlich gar nichts an seiner wohlerwogenen Meinung liegt.
    Allerdings ist die Frau Des Generals Amerikanerin, sodass die Sache heikel werden könnte. »Ich denke, am schönsten ist immer die Frau, die man liebt«, sagt Shaftoe schließlich.
    Der General wirkt leicht sauer. »Natürlich, aber...«
    »Aber wenn sie einem im Grunde scheißegal sind, dann sind die Filipinas die schönsten, Sir!«, sagt Shaftoe.
    Der General nickt. »Jetzt zu Ihrem Sohn. Wie heißt er denn?«
    Shaftoe

Weitere Kostenlose Bücher