Cryptonomicon
darauf, dass es in ihrem Leben weitergeht.«
»Und das ist in etwa der Punkt, an dem du jetzt stehst?«
»Das ist genau der Punkt, an dem ich stehe.«
»Und Geilheit noch dazu.«
»Genau. Aber es gibt Methoden, damit umzugehen.«
»Guck mich nicht so an«, sagt Avi. »Ich masturbiere nicht.«
»Nie?«
»Nie. Habe es offiziell aufgegeben. Ihm abgeschworen.«
»Selbst wenn du einen Monat unterwegs bist?«
»Selbst dann.«
»Warum um alles in der Welt tust du das, Avi?«
»Steigert meine Hingabe an Devorah. Macht unseren Sex besser. Liefert mir einen Anreiz, nach Hause zu fahren.«
»Na, das ist ja wirklich rührend«, sagt Randy, »und womöglich sogar eine gute Idee.«
»Dessen bin ich mir ziemlich sicher.«
»Es zeugt aber von einem Masochismus, den ich an diesem Punkt in meinem Leben nicht auf mich nehmen will.«
»Warum? Hast du Angst, es treibt dich in ein...<
»Irrationales Verhalten? Allerdings!«
»Und damit meinst du«, sagt Avi, »dass du dich irgendwie richtig auf Amy einlassen würdest.«
»Ich weiß, dass du meinst , du hättest mich soeben rhetorisch voll in die Eier getreten«, sagt Randy, »aber da bist du völlig schief gewickelt. Ich bin jederzeit bereit, mich auf Amy einzulassen. Aber ich bin ja noch nicht mal sicher, dass sie überhaupt heterosexuell ist. Es wäre doch Wahnsinn, meine Ejakulationsfunktionen in die Obhut einer Lesbe zu geben.«
»Ich halte sie für so anständig, dass sie es dir mittlerweile erzählt hätte, wenn sie – ausschließlich – Lesbe wäre«, sagt Avi. »Meiner Einschätzung nach handelt Amy aus dem Bauch heraus, und ihr Bauch sagt ihr, dass du einfach nicht das Maß an Leidenschaft besitzt, das eine Frau wie sie vermutlich gerne sähe, bevor sie sich richtig auf jemanden einlässt.«
»Während ich, wenn ich mit dem Masturbieren aufhörte, ein dermaßen gestörter Typ würde, dass sie mir voll und ganz vertrauen könnte.«
»So ist es. So denken die Frauen«, sagt Avi.
»Hattest du nicht mal eine Regel gegen die Vermischung von geschäftlichen und persönlichen Gesprächen?«
»Das hier ist insofern dem Wesen nach ein geschäftliches Gespräch, als es um deinen Gemütszustand, den gegenwärtigen Grad deiner Verzweiflung und die Frage geht, welche neuen Optionen sich daraus für dich ergeben haben könnten«, sagt Avi.
Fünf Minuten lang marschieren sie, ohne ein Wort zu sprechen.
Dann sagt Randy: »Ich habe das Gefühl, dass wir drauf und dran sind, in ein Gespräch über die Manipulation von Beweismaterial zu geraten.«
»Wie interessant, dass du das zur Sprache bringst.Was hältst du davon?«
»Ich bin dagegen«, sagt Randy. »Aber um Andrew Loeb zuvorzukommen, würde ich alles tun.«
»Die meisten Zigaretten«, deutet Avi an.
»Zunächst einmal müssen wir feststellen, ob es überhaupt notwendig ist«, sagt Randy. »Was soll’s, wenn Andrew schon weiß, wo das Wrack liegt?«
»Stimmt. Wenn er aber nur eine vage Vorstellung hat«, sagt Avi, »wird Tombstone möglicherweise sehr wichtig – falls die Information in Tombstone gespeichert ist.«
»Das ist sie mit größter Wahrscheinlichkeit«, sagt Randy. »Wegen meiner GPS-Signatur. Ich weiß, dass ich wenigstens eine E-Mail von der Glory geschickt habe, während wir unmittelbar über dem Wrack vor Anker lagen. Die Länge und Breite wird also drin sein.«
»Gut, wenn das der Fall ist, könnte das tatsächlich Folgen haben«, sagt Avi. »Wenn Andrew nämlich die genauen Koordinaten des Wracks bekommt, kann er Taucher runterschicken, damit sie eine Bestandsaufnahme machen und konkrete Zahlen liefern, die er in dem Prozess verwenden kann. Das alles kann sehr schnell gehen. Und wenn diese Zahlen die Hälfte des Wertes von Epiphyte übersteigen, was, offen gestanden, ohne weiteres möglich wäre, könnten wir als Lehrlinge bei dem Dentisten anfangen.«
»Avi, es ist bis obenhin voll mit Goldbarren«, sagt Randy.
»Tatsächlich?«
»Ja. Das hat Amy mir gesagt.«
Jetzt ist es an Avi, eine Weile stehen zu bleiben und Schluckgeräusche von sich zu geben.
»Tut mir Leid, ich hätte es früher erwähnt«, sagt Randy, »aber ich wusste bis jetzt nicht, dass es von Bedeutung ist.«
»Wie hat Amy davon erfahren?«
»Bevor sie vorgestern Abend am Seattle-Tacoma International Airport ins Flugzeug stieg, habe ich ihr geholfen, ihre E-Mail durchzusehen. Ihr Vater hat ihr eine Nachricht geschickt, in der steht, dass eine gewisse Anzahl von intakten Esstellern der Kriegsmarine in dem Unterseeboot
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