Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
Acht-Zylinder-Motor, der richtig Leistung bringt! Sie könnten zehn, zwanzig Meilen außerhalb wohnen und jeden Morgen mit einer Meile pro Minute reinfahren!«
    »Zehn oder zwanzig Meilen außerhalb von wo? Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich in New York für Electrical Till arbeiten würde oder in Fort Meade für diese, äh, dieses neue Ding -«
    »Wir überlegen, ob wir es National Security Agency nennen sollen«, sagt Comstock. »Aber natürlich ist auch dieser Name geheim.«
    »Ich verstehe.«
    »Zwischen den Kriegen gab es mal was Ähnliches mit Namen Black Chamber. Klingt ganz hübsch. Allerdings ein bisschen altmodisch.«
    »Das wurde aufgelöst.«
    »Ja. Außenminister Stimson hat es abgeschafft, er hat gesagt: ›Ein Gentleman liest nicht anderer Leute Post.‹« Darüber muss Comstock laut lachen. Er lacht ausgiebig. »Ah, die Welt hat sich verändert, nicht wahr, Waterhouse? Wo wären wir heute, wenn wir Hitlers und Tojos Post nicht gelesen hätten?«
    »Wir säßen ganz schön in der Patsche«, gibt Waterhouse zu.
    »Sie kennen Bletchley Park. Sie kennen Central Bureau in Brisbane. Diese Einrichtungen sind nichts anderes als Fabriken. Zum Post-Lesen in industriellem Maßstab.« Comstocks Augen fangen ob dieses Gedankens zu glitzern an und er starrt nun durch die Wände des Gebäudes wie Superman mit seinem Röntgenblick. »So sieht die Zukunft aus, Lawrence. Der Krieg hat sich von Grund auf verändert. Hitler ist dahin. Das Dritte Reich ist Geschichte. Japan wird bald fallen. Aber das schafft nur die Voraussetzungen für den Kampf mit dem Kommunismus. Um ein Bletchley Park zu bauen, das groß genug für diese Aufgabe ist – Teufel auch, da müssten wir ja den ganzen Staat Utah übernehmen oder so was.Vorausgesetzt, wir würden es auf die altmodische Weise machen, mit Frauen, die vor Typex-Maschinen sitzen.«
    Jetzt kapiert Waterhouse zum ersten Mal. »Der digitale Rechner«, sagt er.
    »Der digitale Rechner«, wiederholt Comstock. Er trinkt und zieht eine Grimasse. »Ein paar Zimmer mit diesen Geräten würden einen ganzen Hektar Frauen vor Typex-Maschinen ersetzen.« Ein unverschämtes, verschwörerisches Grinsen legt sich über Comstocks Gesicht und er beugt sich vor. Ein Schweißtropfen löst sich von seinem Kinn und fällt in Waterhouses Kaffee. »Außerdem würden sie eine Menge von dem Zeug ersetzen, das Electrical Till herstellt. Sie sehen also, dass hier eine Interessenidentität besteht.« Comstock setzt die Tasse ab.Vielleicht ist er endlich davon überzeugt, dass sich unter dem schlechten Kaffee keine Tiefenschicht von gutem verbirgt; vielleicht ist Kaffee auch etwas Frivoles im Vergleich mit der Bedeutung dessen, was er hier gleich preisgeben wird. »Ich stehe in ständiger Verbindung mit meinen Vorgesetzten bei Electrical Till und dort besteht ernsthaftes Interesse an dieser Geschichte mit dem digitalen Rechner. Ernsthaftes Interesse. Man hat bereits die Maschinerie für ein Geschäft anlaufen lassen – und das, Waterhouse, erzähle ich Ihnen nur, weil Sie, wie wir festgestellt haben, gut darin sind, Geheimnisse zu wahren.«
    »Ich verstehe, Sir.«
    »Ein Geschäft, das Electrical Till, den weltweit größten Hersteller von Büromaschinen, mit der Regierung der Vereinigten Staaten zusammenbrächte, mit dem Ziel, in Fort Meade, Maryland, einen Geräteraum von gigantischen Ausmaßen zu bauen, und das alles unter der Ägide der neuen Black Chamber: der National Security Agency. Es handelt sich um eine Einrichtung, die das Bletchley Park unseres bevorstehenden Krieges gegen die kommunistische Bedrohung – einer inneren wie äußeren Bedrohung – sein wird.«
    »Und Sie hätten gern, dass ich dabei irgendwie mitwirke?«
    Comstock blinzelt. Er weicht zurück. Er ist plötzlich kühl und distanziert. »Um ganz offen zu sein, Waterhouse, die Sache wird mit Ihnen oder ohne Sie über die Bühne gehen.«
    Waterhouse schmunzelt. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Ich ebne Ihnen sozusagen nur den Weg. Weil ich Ihre Fähigkeiten respektiere und weil ich aufgrund unserer gemeinsamen Arbeit eine gewisse, wie soll ich sagen, väterliche Zuneigung für Sie empfinde. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich das sage.«
    »Keineswegs.«
    »Na denn! Und wo wir gerade davon reden« – Comstock steht auf, tritt hinter seinen furchtbar aufgeräumten Schreibtisch und nimmt ein einzelnes Blatt Schreibmaschinenpapier von der Löschunterlage. »Wie geht es mit Arethusa voran?«
    »Ich archiviere nach wie

Weitere Kostenlose Bücher