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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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ersten kryptologischen Gefecht mit den Kommunisten. Es wäre ein glänzender Start für unsere Beziehung zu Electrical Till und zur NSA. Wir könnten Ihre Braut mit einem hübschen Haus im Pferdeland, einem Gasofen und einem Hoover ausstatten, sodass sie die Palouse Hills glatt vergäße.«
    »Klingt wirklich verdammt verlockend«, sagt Waterhouse. »Ich kann mich kaum noch zurückhalten!« Und damit ist er zur Tür hinaus.
     
     
     
    In einem steinernen Raum in einer halb verfallenen Kirche blickt Enoch Root zu einem kaputten Fenster hinaus und zieht ein Gesicht. »Ich bin kein Mathematiker«, sagt er. »Ich habe nur die Berechnungen durchgeführt, um die mich Dengo gebeten hat. Sie werden ihn bitten müssen, den Funkspruch zu verschlüsseln.«
    »Suchen Sie sich einen anderen Platz für Ihren Sender«, sagt Waterhouse, »und halten Sie sich bereit, ihn kurzfristig zu benutzen.«
     
     
     
    Goto Dengo sitzt genau am angekündigten Ort, nämlich auf der Tribüne oberhalb des dritten Mals. Der Platz ist instand gesetzt worden, aber im Augenblick spielt niemand darauf. Er und Waterhouse haben das Stadion für sich allein, abgesehen von ein paar armen philippinischen Kleinbauern, die der Krieg im Norden nach Manila getrieben hat und die hier nach heruntergefallenem Popcorn stöbern.
    »Was Sie da verlangen, ist sehr gefährlich«, sagt er.
    »Es wird absolut geheim bleiben«, sagt Waterhouse.
    »Versetzen Sie sich in die Zukunft«, sagt Goto Dengo. »Eines Tages werden diese digitalen Rechner, von denen Sie sprechen, den Artethusa-Code knacken. Oder etwa nicht?«
    »Doch. Aber das wird noch viele Jahre dauern.«
    »Sagen wir zehn Jahre. Sagen wir zwanzig Jahre. Der Code ist geknackt. Dann wird man zurückgehen, sämtliche alten Arethusa-Funksprüche finden – auch den, den Sie an Ihre Freunde senden wollen – und sie lesen. Und dann?«
    »Ja. Das stimmt.«
    »Und dann wird man den Funkspruch sehen, in dem es heißt: ›Achtung, Achtung. Comstock hat eine Falle gestellt, die Huffduff-Stationen warten auf euch, sendet nicht.‹ Dann wird man wissen, dass es in Comstocks Büro einen Spion gegeben hat. Und man wird mit Bestimmtheit wissen, dass Sie das waren.«
    »Sie haben Recht. Sie haben Recht. Daran hatte ich nicht gedacht«, sagt Waterhouse. Dann geht ihm noch etwas anderes auf. »Über Sie wird man dann allerdings auch Bescheid wissen.«
    Goto Dengo erbleicht. »Bitte. Ich bin so müde.«
    »In einem Arethusa-Funkspruch war von einer Person namens GD die Rede.«
    Goto Dengo stützt den Kopf in die Hände und verharrt lange Zeit vollkommen reglos. Er muss es gar nicht laut aussprechen. Er und Waterhouse stellen sich beide das Gleiche vor: Zwanzig Jahre in der Zukunft stürmt japanische Polizei in das Büro des wohlhabenden Geschäftsmannes Goto Dengo und nimmt ihn als kommunistischen Spion fest.
    »Nur wenn man die alten Funksprüche entschlüsselt«, sagt Waterhouse.
    »Aber das wird man. Sie haben gesagt, man wird sie entschlüsseln.«
    »Nur wenn man sie hat.«
    »Aber man hat sie doch.«
    »Sie sind in meinem Büro.
    Goto Dengo ist bestürzt, entsetzt. »Sie denken doch nicht etwa daran, die Funksprüche zu stehlen?«
    »Doch, genau daran denke ich.«
    »Aber das wird man bemerken.«
    »Nein! Ich werde sie durch andere ersetzen.«
    Die Stimme von Alan Mathison Turing überbrüllt das Summen des Synchronisationstons von Project X. Die mit Geräusch gefüllte Langspielplatte dreht sich auf dem Plattenteller. »Du willst das Neueste in puncto Zufallszahlen?«
    »Ja. Irgendeine mathematische Funktion, die mir nahezu vollkommene Zufälligkeit liefert. Ich weiß, dass du daran gearbeitet hast.«
    »Aber ja«, sagt Turing. »Ich kann mit einem viel höheren Grad von Zufälligkeit aufwarten, als ihn diese idiotischen Schallplatten produzieren, die wir da anglotzen.«
    »Und wie geht das?«
    »Ich denke da an eine Zeta-Funktion, die einfach zu verstehen, aber extrem öde zu berechnen ist. Ich hoffe, du hast reichlich Röhren.«
    »Da mach dir mal keine Gedanken, Alan.«
    »Hast du einen Stift?«
    »Natürlich.«
    »Na denn«, sagt Turing und beginnt, die Symbole der Funktion zu diktieren.
     
     
     
    Im Keller ist es erstickend heiß, weil Waterhouse ihn mit einem Mitarbeiter teilt, der Tausende von Watt Körperhitze erzeugt. Der Mitarbeiter isst und scheißt ETC-Karten. Was er dazwischen tut, ist Waterhouses Angelegenheit.
    Mit nacktem Oberkörper, das Unterhemd wie einen Turban um den Kopf gewunden, damit kein

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