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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Guerillakämpfer. Die wissen, wie man sich rar macht.«
    »Er ist nicht von einem Huk abgeschossen worden«, sagt Randy. »Huks haben Gewehre. Das weiß ja sogar ich.«
    »Wer hat ihn dann abgeschossen?«, fragt Amy, die sich alle Mühe gibt, ihre Fassung wiederzugewinnen.
    »Es sieht aus wie ein Cayuse-Pfeil«, sagt Randy.
    »Cayuse? Sie glauben, er ist von einem Cayuse abgeschossen worden?«, fragt Doug. Randy bewundert, dass Doug zwar skeptisch ist, sich dem Gedanken aber nicht grundsätzlich verschließt.
    »Nein«, sagt Randy und macht einen weiteren Schritt auf Amy zu, sodass er breitbeinig über der Panzermine steht. »Die Cayuse sind ausgestorben. Masern. Der Pfeil ist also von einem Weißen hergestellt worden, der sich mit den Jagdgewohnheiten nordwestlicher Indianerstämme auskennt. Was wissen wir noch über ihn? Dass er sich wirklich gut darauf versteht, im Dschungel herumzuschleichen. Und dass er so komplett verrückt ist, dass er sogar noch nach einer Verletzung durch eine Landmine im Unterholz herumrobbt und auf Leute schießt.« Im Reden sondiert Randy das Flussbett und nun macht er einen weiteren Schritt. Nur noch knapp zwei Meter bis zu Amy. »Aber nicht auf irgendwen – er hat auf Amy geschossen. Warum? Weil er uns beobachtet hat. Als wir Pause gemacht haben, hat er Amy neben mir sitzen und den Kopf an meine Schulter legen sehen. Er weiß, wenn er mir wehtun will, dann am besten dadurch, dass er auf Amy schießt.«
    »Warum will er Ihnen wehtun?«, fragt Enoch.
    »Weil er böse ist.«
    Enoch wirkt ungeheuer beeindruckt.
    »Und wer zum Teufel ist er?«, zischt Amy. Sie ist jetzt gereizt, was er für ein gutes Zeichen hält.
    »Er heißt Andrew Loeb«, sagt Randy. »Und Jackie Woo und John Wayne werden ihn niemals finden.«
    »Jackie und John sind aber sehr gut«, wendet Doug ein.
    Noch ein Schritt. Nun kann er Amy fast schon mit ausgestreckter Hand berühren. »Das ist das Problem«, sagt Randy. »Sie sind viel zu schlau, um in einem Minenfeld herumzulaufen, ohne jeden Schritt abzusichern. Aber Andrew Loeb ist das scheißegal. Andrew ist total durchgedreht, Doug. Er wird da oben nach Lust und Laune herumrennen. Oder kriechen oder hüpfen oder was auch immer. Ich wette, dass Andy, dem es völlig egal ist, ob er lebt oder stirbt, sich auch noch mit einem abgerissenen Fuß schneller durch ein Minenfeld bewegen kann als Jackie, dem das nicht egal ist.«
    Schließlich ist Randy da. Er kauert sich vor Amy, die sich vorbeugt, die Hände auf seine Schultern legt und ihr Gewicht auf ihn verlagert, was sich gut anfühlt. Das Ende ihres Pferdeschwanzes benetzt seinen Nacken mit warmem Flusswasser. Der Pfeil ragt ihm praktisch ins Gesicht. Randy holt sein Mehrzweckwerkzeug hervor, verwandelt es in eine Säge und sägt den Schaft des Pfeils durch, während Amy ihn mit einer Faust festhält. Dann spreizt Amy die Hand, holt tief Atem, brüllt Randy ins Ohr und schlägt auf das hintere Ende des Schafts. Er verschwindet in ihrem Bein. Sie sinkt auf Randys Rücken zusammen und schluchzt. Randy greift um ihr Bein herum, ritzt sich an der Schneide der Pfeilspitze die Hand, packt den Schaft und zieht ihn heraus.
    »Ich sehe keine Anzeichen für eine Schlagaderblutung«, sagt Enoch Root, der von hinten einen guten Blick auf sie hat.
    Randy steht auf und hebt Amy, die wie ein Sack Reis über seiner Schulter liegt, in die Höhe. Dass Amys Körper ihn nun vor weiteren Angriffen mit Pfeil und Bogen schützt, ist ihm peinlich. Aber sie gibt deutlich zu erkennen, dass sie keine Lust zum Gehen hat.
    Der Schatten ist nur ein paar Schritte entfernt: Schatten und Schutz vor Angriffen von oben. »Eine Landmine reißt einem doch bloß ein Bein oder einen Fuß ab, stimmt’s?«, fragt Randy. »Wenn ich auf eine trete, passiert Amy nichts.«
    »Diese Idee gehört nicht zu Ihren besten, Randy!«, ruft Doug fast verächtlich. »Beruhigen Sie sich und lassen Sie sich Zeit.«
    »Ich will nur wissen, welche Optionen ich habe«, sagt Randy. »Ich kann nicht nach Minen stochern und sie gleichzeitig tragen.«
    »Dann werde ich mich zu ihnen rüberarbeiten«, sagt Enoch Root. »Ach, was soll’s!« Enoch steht auf und geht einfach mit einem halben Dutzend Schritten zu ihnen hinüber.
    »Scheißamateure!«, bellt Doug. Enoch Root ignoriert ihn, kauert sich vor Randys Füße und beginnt zu sondieren.
    Doug steigt aus dem Fluss auf ein paar Felsbrocken, die entlang dem Ufer verstreut sind. »Ich werde hier die Wand hochklettern«, sagt er, »und

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