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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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der Schatten abermals auf den Marktplatz locken wollte. Was würde sie diesmal erleben?
    Ein starkes Beben befiel ihren Körper, und diesmal kam es eindeutig von der Furcht. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie abermals völlig einsam in der Dunkelheit stand und hoffnungslos verloren wäre, sollte ihr etwas zustoßen. In ihrer Fantasie entstanden bereits die grausigsten Bilder, Schatten verformten sich zu reißenden Dämonen. Hastig schloss sie ihre Augen, zählte bis zehn und war wieder alleine, als sie die Lider hob. Schatten waren wieder Schatten. Allerdings blieb das stechende Gefühl haften, genauso wie das heftige Pulsieren ihres Herzens. Es war das einzige, was sie vernahm. Im Gegensatz zur letzten Nacht war es diesmal still, kein Bellen, kein Windpfeifen. Sie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte. Gar nichts zu hören steigerte die Spannung, etwas könne noch passieren.
    Reiß dich zusammen! Mandy warf den Blick in die Runde, um sich davon zu überzeugen, dass sie auch alleine war und lief in die Seitenstraße. Rasch wurde diese schmaler und die Schatten tiefer. Mandy musste sich bemühen, um nicht gegen eine Hauswand zu laufen.
    Die Stille wurde unerträglich. Wo gestern die Geräusche der Nacht ihren Willen am Leben hielten, machte sie die tödliche Ruhe heute fertig. Sie lauschte ihrem eigenen Atem, hörte ihre klackenden Schritte auf dem Pflasterstein. Diese Tatsache machte ihr klar, dass sie nichts hörte, dafür umgekehrt jeder andere sie.
    Vielleicht wurde sie bereits beobachtet?
    Sie war nahe daran, vollkommen den Verstand zu verlieren, konnte jedoch nichts dagegen unternehmen. Sie hatte die Furcht vorhin für einen Moment zurück gedrängt, wie konnte sie glauben, sie besiegt zu haben. Angst gehörte zum Leben, sie durfte nur nicht die Oberhand gewinnen.
    Vor ihren Augen formten sich Bilder und Gestalten. Bestien krochen aus den dunklen Winkeln der Gasse, die Hausmauern bekamen Arme und versuchten nach ihr zu greifen.
    Sie glaubte plötzlich, ein schrilles Lachen zu hören. Es klang irgendwie ... spöttisch.
    Vergiss es Mandy, wir kriegen dich.
    Sie schloss die Augen, doch sie spürte, dass sie die Angst diesmal nicht so leicht niederringen konnte. Plötzlich war ihre Furcht eine Gestalt gewordene Alptraumfigur geworden, ein Etwas , dass ihr gegenüber stand und dass sie besiegen musste, aber nicht nur, in dem sie die Lider verschloss. Im Gegenteil, die monströsen Bilder schienen dadurch nur noch realistischer zu werden.
    Du dummes Mädchen, sterben wirst du, so wie alle. Nadju wird dein Untergang sein. Hast du tatsächlich geglaubt, uns entkommen zu können?
    Mandy drehte beinahe durch. Wurde sie jetzt wahnsinnig? Verzweifelt packte sie ihren Kopf und schüttelte ihn. „Geht weg, lasst mich in Ruhe.“
    Wieder erklang das spöttische Gelächter. Ich bin dein Begleiter, seit du denken kannst. Ich habe nur auf einen Moment wie diesen gewartet. Du kannst mich nicht besiegen. Du hättest zu Hause bleiben sollen.
    Mandys Augen waren noch immer geschlossen, dennoch konnte sie die geisterhaften Kreaturen nicht damit vertreiben. Stattdessen schien die Gestalt, die aus ihrer eigenen Angst entstanden war, nach ihr greifen zu wollen.
    Ihr Herz wollte zerspringen. Mandy wich einen hastigen Schritt rückwärts. „Verschwinde, ich habe keine Angst vor dir.“ Das war eine glatte Lüge und ihr Gegenüber sollte das wissen. Dennoch, es war nicht real, dass konnte es nicht sein. Sie bildete sich das nur ein. Sie musste in die Wirklichkeit zurück finden.
    Mandy nahm all ihren Mut zusammen und drängte die Furcht in die hinterste Ecke ihrer Seele. Sie ballte die Fäuste und krallte die Fingernägel so tief in die Haut, dass es schmerzte. Sie verzog das Gesicht und keuchte, doch sie verstärkte den Druck sogar noch, dass ihre Hände beinahe zu bluten begannen.
    Der Schmerz vertrieb die grausigen Gedanken, die Angst wich zurück. Mandy öffnete ihre Faust wieder und sah sich schwer atmend um.
    Vorbei, all die finsteren Gestalten waren verschwunden. Sie hatte gewonnen – fürs erste.
    Mandy lächelte flüchtig und ging weiter. Mit etwas mehr Mut als zuvor ließ sie die Gasse hinter sich und erreichte zum zweiten Mal den Beschwörungsplatz.
    Und blieb angewurzelt stehen. Auch wenn sie tief damit gerechnet hatte, war sie nun völlig über den Kopf geworfen. Die Leute der Zeremonie waren auch heute wieder anwesend, diesmal in einer hinteren Ecke versammelt und dicht zusammengedrängt.
    Mandy seufzte

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