Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
Vom Netzwerk:
so laut, dass sie befürchtete, man könne ihre Gegenwart gleich mitbekommen. Diesmal würde sie herausfinden, was die mysteriösen Typen vorhatten. Kein Hund könnte sie heute daran hindern. Etwas ging dort vor, dass spürte sie ganz deutlich.
    Mandy raffte neuerlich allen Mut zusammen und lief leicht in der Hocke los. Sie achtete peinlich genau darauf, dass sie im Schatten der angrenzenden Gebäude blieb und sie niemand erkennen konnte. Wieder einmal verhielt sie sich wie eine geübte Amazone. Lautlos schwebte sie über den Boden und dazu noch unglaublich schnell. Ohne, dass sie hinterher selbst wusste, wie sie das geschafft hatte, erreichte sie den balkonartigen Vorbau eines Hauses, unmittelbar in der Nähe der Bewohner. Hastig ließ sie sich verborgen im Schatten nieder und beobachtete, was weiter geschah.
    Die Zeremonie begann, wie sie auch das letzte Mal abgelaufen war. Nur heute hatte sich der Ring der Bewohner enger gezogen, dennoch mit ausreichend Platz für den steinernen Sockel in ihrer Mitte. Abermals erklangen die beschwörenden Laute, fast wie ein schlechter, monotoner Gesang. Sie waren Mandy näher als gestern, trotzdem blieben es für sie schlicht nur gespenstische Formeln in einer ihr unbekannten Sprache. Mandy beherrschte nicht wirklich viele davon, aber zumindest immer Bruchstücke und seit früher Kindheit war es ihr ein Talent gewesen, Sprachen einfach am Klang zu identifizieren. Diesmal war es anders, sie konnte die Worte in keine Sprache einordnen, weder lateinisch noch viel ältere. Dies hier war etwas völlig Neues, eine Sprache, die allein mit ihrem Klang Furcht hervor rief. Es erinnerte Mandy an Formeln, mit denen man das Böse herauf beschwor. So musste es wohl auch sein, die versammelten Anwohner starrten wie hypnotisiert in das Zentrum ihres lebenden Ringes und strahlten dabei einen Argwohn aus, den Mandy noch nie zuvor erlebt hatte. Die Beschwörung dauerte diesmal noch länger und schien so intensiv, dass Mandy mehr als nur einmal versucht war, die Hände auf die Ohren zu schlagen. Mit der Zeit wurde es unangenehmer, alles begann sich um das Mädchen zu drehen. Ihr Herz schien letztlich sogar im Takt des monotonen Gesangs zu schlagen, ihre Gedanken vollzogen die Formeln und brachten Mandy um ein Haar in Versuchung, die teuflischen Worte nachzureden. Sie kämpfte dagegen, aber am Ende verfiel sie nur nicht in diese Trance, weil die Beschwörung im letzten Moment aufhörte.
    Fast erschrocken sah Mandy auf. Die plötzliche Ruhe war etwas Fremdes, so, als wäre auf einmal ein Störenfried in die Predigt der Sonntagskirche getreten. Sie beobachtete das Geschehen trotzdem aufmerksam, doch auch mit neuer Nervosität. Im Lärm der Beschwörung hatte sie sich verborgen gefühlt, in der Lautlosigkeit spürte sie eine gewisse Beobachtung.
    Niemand sah sie. Momentan setzte nur einer der Leute dazu an, auf das Unsichtbare in ihrer Mitte einzureden. Nur kurz. Und schließlich folgte wieder das unheimliche Szenario, wie schon letzte Nacht. Der seltsame Fremde erschien auf dem Altar. Er sah heute genauso aus, wie Mandy ihn kennen gelernt hatte, und zwar wie ein düsterer Schatten mit glühenden Augen, die einen Odem des Bösen ausstießen, unvorstellbar. Was auch immer das für ein Wesen war, Mandy glaubte felsenfest daran, es musste sich um das absolut und reine Böse handeln, von dem sowohl Kaija als auch Sator gesprochen haben. Sie spürte es.
    Das Wesen besaß keine mundähnliche Öffnung, dennoch schien es mit den Bewohnern Nadjus zu kommunizieren. Jedenfalls vermutete Mandy dass, denn einer der Männer sprach mit dem Schatten , sogar in Mandys Sprache.
    „Großer Meister, Eure Wünsche sollen erfüllt werden“, erwiderte der Mann gerade, obwohl das Wesen nicht gesprochen zu haben schien. Er hielt das Haupt leicht gesenkt, die Hände vor der Brust gefaltet. „Wir haben es auch gespürt. Das Mädchen, das mit der Unheiligen gekommen war, ist im Besitz des Kristalls, der einst Sator gehörte.“ Der Mann legte eine kleine Pause ein, geradeso, als müsse er den Worten seines Meisters lauschen. Dann nickte er. „So soll es geschehen, wir werden den Kristall beschaffen und diese Brut vernichten.“
    Mandys Herz machte einen entsetzten Hüpfer. Sie riss die Augen so weit auf, dass sie schmerzen mussten. Um ein Haar hätte sie sich an ihrem eigenen Atem verschluckt. Was sie da gerade hörte, war einfach unglaublich. Die Typen wollten ihren Kristall stehlen und sie töten? Woher wussten sie

Weitere Kostenlose Bücher