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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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Lächeln über die Lippen, wenn sie daran dachte, selbst wahre Gaukler in der Karawane entdeckt zu haben – Feuerschlucker, Messerwerfer, Geschichtenerzähler, Jongleure und Schauspieler. Zu Zeiten der Rast waren sie für die Unterhaltung zuständig. Eine so üble Idee war das Ganze aber nicht, denn auch wenn sie alles andere als kampffähige Geschöpfe waren, so konnten sie doch an den Abenden ihrer Rast immer von der Situation ablenken. Es war wichtig, dass sich niemand in die Panik hineinfraß.
    Insgesamt sah ihre Karawane recht beachtlich aus, wenn auch der Situation entsprechend klein. Trotzdem waren sie an die zweihundert Mann stark, ein Zug von mindestens dreißig oder vierzig Wagen. Einige tollten nebenbei her, andere trabten mit ihren Pferden an der Seite. Allerdings änderte das nichts an der Tatsache, dass sich viele insgeheim wünschten, sie besäßen noch einmal so viel Leute, und zwar Krieger. Momentan sahen ihre Chancen für eine Konfrontation erschreckend gering aus.
    Mandy selbst befand sich direkt im Zentrum der Karawane, in einem schreiend bunt verhangenen Gauklerwagen. Manchmal überkam sie sogar die Vermutung, dass diese Zirkusaufmachung nichts als Taktik war, um den Feind abzulenken. Auch die gut fünfzig Krieger unter einer Masse von zweihundert änderten nichts an der Tatsache, dass sie einem fahrenden, harmlosen Volk glichen. Und bei aller Bosheit, einen solchen Trupp zu überfallen lohnte sich höchstens einmal in zehn Jahren. Bei Gelegenheit würde sie Nawarhon darauf ansprechen.
    Seit einem Tag waren sie nun schon unterwegs und das nicht unbedingt in tollem Gelände. Ihr Wagen schaukelte von einer Seite zur anderen, sprang alle fünf Minuten über Steine oder Schlaglöcher, sodass Mandy schon nach einer Stunde der Hintern entsetzlich weh tat. Sie unterdrückte den Impuls, aufzustehen und ihn sich zu massieren. Sie nahm immer noch hoffnungsvoll an, dass sie sich daran gewöhnen würde. Außerdem waren ihre Pausen groß genug, um sich erholen zu können. Solange sie nicht in feindlichem Gebiet waren, konnten sie sich fast jede nötige Zeit leisten. Nawarhon hatte ihr erzählt, dass sie noch zwei Nächte hinter sich bringen mussten, ehe es ernst würde. Und selbst drei oder gar vier weitere Tage Fahrt ließen ihnen immer noch eine gute Woche übrig, um das Kristallrelikt zu vervollständigen. Nach Lyhmas Berechnungen – die sie übrigens jedem persönlich und mindestens dreimal anvertraut hatte – blieben ihnen nach allen nötigen Ereignissen ganze zwei Tage für Probleme, Umwege oder sonstiges.
    Mandy warf bestimmt zum hundertsten Male den Blick in die Runde. Aber etwas anderes gab es auf einer solchen Reise einfach nicht zu tun. Das Wageninnere hatte eine dämmrige Atmosphäre, die Sitzbänke bestanden leider Gottes aus Holz. Mandy hätte lieber im Stroh gelegen. Ihr gegenüber saß ein Ehepaar. Der Mann wirkte schon relativ alt, sein Haar war längst ergraut. Die Frau befand sich in dem schwer zu schätzenden Alter, nachdem sie vierzig sein konnte, vielleicht sogar älter. Ihr Haar hing schwarz und seidig über die Schultern herab, ihr Gesicht wirkte erfahren und freundlich, wenn sie nicht gerade angespannt dasaß und nachdachte. Die Frau hatte eine wichtige Aufgabe in der Karawane, sie sorgte für anständige, wenn auch einfache Nahrung jeden Tag und war wohl ihre einzigste Ärztin in Notfällen. Bisher waren ihre Fertigkeiten nicht gefragt gewesen. Der Gatte der Frau würde ihr dabei zur Hand gehen.
    Mandy hatte sich mit den beiden nicht sonderlich viel unterhalten und war beinahe froh, dass in ihrem Wagen sowohl Nirrka, als auch Maxot und sein Freund Ferax saßen. Sie nahmen der Spannung die größte Peinlichkeit. Anfangs waren sie in einem regelrechten Wortschwall übereinander hergefallen – vor allem Ferax. Mittlerweile wusste niemand mehr etwas zu sagen, geschweige denn, wohin er sehen sollte. Die meisten starrten zu Boden, als gebe es dort etwas Interessantes zu sehen.
    „Ihr seid lange fort gewesen“, bemerkte Ferax nach Stunden des Schweigens, wahrscheinlich nur, um die unangenehme Stille zu verdrängen und seinen Rededurst zu löschen.
    Mandy spürte einen besorgten Blick auf sich haften, den ihr die Frau zu warf. Erst jetzt kam ihr in den Sinn, dass sie unter den Worten des Trolls unweigerlich zusammengezuckt war. Rasch kam ihr Mandy mit einem gerade noch wirksamen Lächeln entgegen.
    Wie auch das Mädchen, schienen die anderen nicht unweit größere Lust aufbringen zu

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