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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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können, um dem Troll zu antworten. Es war Maxot, der nach einer langen Pause das Gespräch erwiderte. Allerdings war so viel Zeit verstrichen, dass seine Worte allein und sinnlos im Raum lagen. „Wir hatten jede Menge zu tun.“
    Nirrka nickte überzeugt. „Nicht zu vergessen, dass wir gefangen waren. Trotzdem bleibt uns eine menge Zeit. Wie konnte es euer Prinz nur schaffen, in den paar Tagen so viel Leute zusammen zu trommeln?“
    „Auch wir wissen, was auf dem Spiel steht“, antwortete die Frau gegenüber. Ihre Stimme war weich und irgendwie von einer geheimnisvollen Sympathie, die es anderen gewiss schwer machen würde, ihr eine Bitte abzuschlagen. „Die meisten haben das begriffen. Wir könnten in spätestens einer Woche tot sein, was macht es da schon, ob man zwei Tage vorher sein Leben riskiert.“
    Oder nach Macht streben will , fügten Mandys Gedanken hinzu. Sie schwieg.
    „Das ist ehrenwert“, meinte Nirrka ernsthaft. „Trotzdem sind wir euch allen wohl zu großem Dank verpflichtet, denn nicht alle denken so wie ihr. Ich wünschte es aber.“
    Die Frau lächelte warm.
    Mandy hatte das kurze Gespräch schweigend verfolgt. Sie hielt es nicht für besonders nötig, über mehr oder weniger Belanglosigkeiten zu diskutieren. Vielleicht mochte es Nirrka für selbstverständlich halten, dass in Zeiten der Not alle Betroffenen Beistand leisteten, aber Mandy wusste es besser. Auch in ihrer Welt war es nicht anders. Einige Menschen hatten Angst und nur allzu oft siegte die Vernunft, statt des heldenhaften Mutes. Das konnte man nicht verlangen. Doch da gab es auch Menschen, die des puren Konkurrenzkampfes wegen eigene Pläne schmiedeten.
    Im Wagen kehrte wieder Ruhe ein.
    Vielleicht tat Mandy den Wesen hier ja Unrecht, aber sie war insgeheim froh darüber, dass Nawarhon alle Kristalle eingesammelt hatte und fest verschließen lassen. Einzig der dritte Kristall war noch in Mandys Besitz, denn er würde für andere nutzlos sein. Natürlich waren die Begleiter verärgert gewesen über das Misstrauen des Prinzen. Dennoch war es besser so, auch Nawarhon ging letztlich nur ungern ein Risiko ein. Das, was sie nun überhaupt nicht gebrauchen konnten, war ein Kampf untereinander, nur weil vielleicht doch der ein oder andere nicht widerstehen konnte. Sie ertappte sich sogar bei dem Gedanken, ob selbst Nawarhon vor der Versuchung gefeit sein mochte. Allein diese lautlose Frage war ihr deutlich unangenehm, aber bestimmt nicht unrealistisch. Sie musste ständig an Sators Worte denken.
    Gerade, als das ständige Fahren beinahe schmerzlich wurde und Mandy den Impuls unterdrücken musste, nicht mit dem Hintern umher zu rutschen oder gänzlich im Wagen aufzustehen, legten sie die erste Rast an diesem Tage ein. Seit Morgengrauen waren sie nun unterwegs gewesen und das gute acht Stunden in einem Zug.
    Mandy beherrschte sich nur mit Mühe, auch noch die letzten Sekunden sitzend abzuwarten, bis die Karawane ideal abgestellt war. Draußen wurden erste Stimmen laut und durch die Öffnung konnte sie erkennen, dass die Wagen allesamt in einem großen Kreis zum Stehen kamen.
    Mandys Hintern feuerte und sie wollte nichts anderes, als sofort aufzuspringen und aus dem Wagen zu hechten. Natürlich tat sie es nicht und so wartete sie ungeduldig, bis die Späher draußen lauthals verkündeten, dass die Gegend in Ordnung und gesichert sei.
    Nun verließen sie endlich den Wagen. Zum Trotz ihres steifen Körpers stieg Mandy sogar erst als Letzte aus. Die beiden untersten Stufen sprang sie mit einem Mal hinab und blieb genau wie die anderen einen Moment stehen. Mandy schloss sogar für Sekunden die Lider, denn die plötzliche Sonne war ungewohnt für an Dämmerung gewöhnte Augen. Sie atmete dreimal tief ein und aus, um den frischen Sauerstoff auch in aller Köstlichkeit aufnehmen zu können. Dann erst schlug sie die Augen auf, blinzelte und trat mehrere Schritte von ihrem Wagen weg. Auch auf den anderen Gesichtern war deutlich zu erkennen, dass eine Spannung von ihnen abfiel. Dennoch waren die Gespräche bereits wieder laut und zahlreich.
    Mandy lächelte und ging erste, vorsichtige Schritte. Ihr Nacken war verkrampft und von der Hüfte bis hinab zu den Füßen schien sie in kochend heißem Blei zu stehen. Zu ihrer eigenen Überraschung lief sie sich rasch wieder ein und konnte bald darauf wieder springen und rennen, wenn es sein musste.
    Direkt im Zentrum des Lagers blieb sie stehen, streckte die Arme aus und begann, sich langsam einmal um die

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