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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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dein Leid teilen könntest.“
    „Das stimmt nicht, ich...“
    „In deinem Inneren denkst du es doch “, unterbrach sie die Alte. „Schäm dich nicht dafür. Es stimmt ja auch, du weißt nicht, ob du ihnen wirklich vertrauen kannst. Ich meine nicht, dass sie dich töten oder verkaufen würden ... nein, dahingehend sind sie die Aufrichtigsten, die ich kenne.“
    „Wie meinen Sie das?“ Mandy wusste eigentlich nicht, warum sie diese Frage stellte. Tief in ihrem Herzen hatte sie das nun Ausgesprochene längst gefühlt.
    „Wie ich es sage, Kind.“ Kaija ließ so etwas wie ein Seufzen hören. „Sie behandeln dich gut und wie eine Freundin, daran gibt es keinen Zweifel. Aber wahrscheinlich bist du eine zu gute Freundin, denn sie wagen es nicht, dich der wirklichen Gefahr auszusetzen. Doch genau das ärgert dich, man sagt dir nicht die Wahrheit.“
    „Sie wissen es also?“ Mandy wollte darauf nicht ehrlich eine Antwort, sie war rein rhetorisch. Missmutig starrte sie auf den Fluss hinaus. Jetzt, wo es ausgesprochen war, fühlte sie sich schäbig, als hätte sie ihre Freunde nun ihrerseits hintergangen. Sator war und blieb der einzige, dem sie tatsächlich vertraute, obwohl er im Grunde ein Räuber war. Oder war da vielleicht noch ein anderes Gefühl? „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
    „An diesen Punkt wird früher oder später jeder gelangen“, erwiderte Kaija rätselhaft. „Manchmal kann auch ein gutes Wesen nur zwischen mehreren Übeln wählen.“
    „Dann ist also alles, was ich tun kann, ohnehin falsch?“
    Kaija schwieg einen kleinen Moment. Es machte klar, dass sie darauf im Grunde keine Antwort hatte. „Mädchen, ich bin eine Seherin und ich möchte dir gern helfen, aber ich kann nicht in die Zukunft blicken, zumindest nicht in dem Sinne, wie du es dir vorstellst. Aber vielleicht kann ich dieser gute Freund sein, der mit dir offen redet.“
    „Nichts für ungut, aber auch Sie werden mich nicht der vollen Gefahr bewusst werden lassen, habe ich Recht?“ Mandy erschrak über ihre eigenen Worte weitaus mehr als die alte Frau. Sie war ungerecht.
    Einen Moment wurden die Züge um Kaijas Mund trotzig, dann entspannte sie sich wieder. „Ich muss sagen, du hast nicht unbedingt Taktgefühl, trotzdem stimmt leider das, was du behauptest. Keiner von uns ist in der Lage, dich bewusst in den Tod zu schicken. Du hast schon mehr getan, als wir erwartet hätten.“
    „Ich glaube, jetzt kann ich Ihre Gedanken lesen“, lächelte Mandy und nahm den Worten den offensichtlichen Spott. „Was ihr erwartet, geht weit über das hinaus, was ich bisher unternommen habe, nicht wahr? Seien wir doch alle ehrlich, ich weiß ohnehin so gut wie die ganze Geschichte. Ihr braucht mich, um das Relikt wieder herzustellen.“
    „Ich sehe, du bist weise geworden, Mandy“, sagte Kaija mit ehrlicher Anerkennung. „Wissen hilft nur, wenn man auch weise genug ist, es richtig zu gebrauchen. Du wirst erwachsen, Kind. Und ich bin, um ehrlich zu sein, fast froh, dass Sator dir das Geheimnis erzählt hat. Unbeteiligten fällt es oft leichter, weißt du. Der Mann ist intelligent und meistens undurchschaubar, sogar für mich. Niemand weiß, was er plant und wirklich erhofft.“
    „Wenn Sie mich fragen, ist er ein Mann, der Spaß daran hat, ein kleiner Räuber zu sein. Aber wirklich und abgrundtief böse ist er im Leben nicht.“
    „Was macht dich so sicher, Kind?“ Kaija ließ so etwas wie ein Grinsen erkennen. „Hegst du Gefühle für ihn?“
    Mandy fuhr geschockt zusammen und blieb dann wie paralysiert kerzengerade sitzen. Sie blinzelte vor sich auf den Boden und rang verzweifelt um Worte. Sie fand die Situation ganz und gar nicht angenehm, das Gespräch begann sich in eine Richtung zu wenden, die ihr nicht behagte. Das war eigentlich nie ihr Ziel gewesen.
    Kaija schien zu spüren, dass sie mit diesen Worten zum ersten Mal vielleicht in ihrem ganzen Leben daneben lag. Sie fühlte eine leise Schuld in sich. Wie konnte sie erwarten, dass ein junges Mädchen wie Mandy mit einer halben Toten über Gefühle reden konnte und wollte. Sie sprach sie darauf nicht weiter an. „Du weißt nun, worum es wirklich geht. Wenn ich mich nicht täusche, dann wolltest du doch Antworten haben. Deshalb bin ich hier.“
    Mandy seufzte. „Ich hatte unendlich viele Fragen, die meisten davon habe ich mir schon seit Wochen im Kopf zusammengeformt und ich wollte um jeden Preis Antworten. Nun fällt mir nichts ein.“
    „Das ist völlig normal“,

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