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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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endgültig und wedelte wieder mit dem Schwanz.
    Mandy schüttelte den Kopf, konnte dennoch nicht wirklich böse auf den Hund sein. „Oh Jenny, ich finde es ja toll, dass du mich beschützen willst, aber diese Frau tut mir nun wirklich nichts.“ Auch sie ging nun zur Karawane hinüber und schwang sich in einen der Wagen. Diesmal nahm sie in einem anderen Platz und als Mandy ihre Fahrgäste gewahrte, hatte sie das stille Gefühl, dass Nawarhon wieder einmal alles eingerichtet hatte. Sie entdeckte Lyhma – bewaffnet, wohlbemerkt – zwei der Echsenkrieger, einen unbekannten, alten Mann und Maxot, den Troll.
    Mandy lächelte in sich hinein und lehnte sich etwas zurück. Jenny hatte derweil neben ihren Füßen Platz genommen, sich breit ausgestreckt hingelegt und tat so, als ob sie schliefe.
    Mandy wusste es besser. Dafür fielen ihr ganz plötzlich die Augen zu, nachdem der Wagen die ersten Meter dahingeholpert war.
    Von schlafen war allerdings keine Rede. Sie verfiel nur in einen Dämmerzustand, in dem sie fast gleichzeitig wach und müde schien. Ihre Lider wurden schwer, trotzdem schreckte sie ständig wieder auf, wenn ihr Wagen erneut in ein Schlagloch stürzte oder über einen Stein schaukelte. So verbrachte sie eine gute Stunde in dem wankenden Ungetüm und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie endlich vollkommen wegnickte und von der Fahrt nichts bemerkte. So aber gingen auch an ihr die schweigenden Sekunden nicht rasch vorbei. Zumindest aber konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, was sie wenigstens vor unnötigen Sorgen bewahrte.
    Nur einmal war Mandy unter Aufwand ihrer restlichen Willensstärke gelungen, die anderen zu betrachten. Denen schien es nicht unbedingt anders zu ergehen als ihr selbst. Die Freunde saßen halb zusammengerollt auf den harten Sitzen und verbrachten die Einsamkeit damit, für Augenblicke einzuschlafen, um dann beinahe erschrocken die Lider wieder aufzureißen.
    Mandy gelang ein flüchtiger Blick aus dem Wagen. Von der Umgebung sah sie nur sehr wenig, denn die Gespanne hinter ihnen verbargen die meiste Sicht. Dennoch schien die Sonne angenehm durch die Öffnung und tat ihr bestes, um ihnen das Dösen noch williger zu machen.
    Sie schwenkte den Blick in die andere Richtung und gewahrte Lyhma. Mit einem Stirnrunzeln betrachtete sie deren Hand, die ohne Unterbrechung auf dem Schwertgriff lag. Sie war aber der Meinung, dass diese Geste nicht mehr dem Misstrauen galt, sondern vielmehr eine Bequemlichkeit war, die Hand nicht heben zu müssen. Auch der jungen Frau musste es nicht anders ergehen als ihr selbst, die Müdigkeit kroch in jede Pore und befiel jeden Knochen.
    Lyhma bemerkte, dass sie beobachtet wurde und ihr fiel auch Mandys Blick auf. Sie blinzelte das Menschenkind aus trägen Augen an und schaffte es sogar, ein beruhigendes Lächeln auf ihre Züge zu zaubern. Dann nahm sie die Hand vom Schwertgriff, in einer viel zu langsamen und qualvollen Bewegung, wie Mandy fand. Dann döste sie schon wieder vor sich hin.
    Mandy lehnte sich zurück und starrte an die Decke des Wagens, ohne ihn wirklich bewusst wahr zu nehmen. Einige Minuten hatte sie es tatsächlich vollbracht, wieder munter zu werden, doch die lähmende Müdigkeit befiel sie erneut und sofort, als ihr Blick von Lyhma abgeschweift war. Beinahe kam es ihr seltsam vor, denn sie spürte nicht nur den Drang nach Schlaf, sondern eine regelrechte, körperliche Erschöpfung. Anfangs war sie nur müde gewesen, was sogar verständlich sein sollte nach schlaflosen Nächten. Aber dieses Gefühl von ausgelaugt sein ...? Es war seltsam. Natürlich hatte sie in den letzten Tagen nicht nur faul herum gesessen, aber sie hatte sich auch nicht zu tote geschunden, selbst in Nadju nicht. Diese Mattheit war unbegründet, dennoch realistisch. Es war ja auch nicht so, dass sie sich etwa von der langen Fahrt steif gesessen hätte, ihre Erschöpfung glich anderer Art. Zuerst war da ein Gefühl der Überarbeitung und Anstrengung; dann, tief in ihrem Inneren und bewusst nicht wirklich zu ergreifen, war ein leiser Hauch von einem Gespür, als würde etwas nach ihrer Energie tasten, fast wie mit Händen, und versuche ihr das Leben aus dem Körper zu entreißen ...
    Es war nur ein Funken von einem Gefühl und natürlich wusste Mandy, dass es albern war. Niemand befand sich hier, der ihr womöglich die Seele austreiben konnte. Unsinn. Mandys logischer Teil des Bewusstseins sagte ihr, dass das unmöglich war. Andererseits gab es auch in ihr – die

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