Crystall (German Edition)
wahrscheinlich hatte sie gerade zwei Stunden geschlafen. Deshalb benötigte sie einen Moment, um die Orientierung wieder zu finden und sich genüsslich zu recken. Hastig setzte sie sich auf die Bettkante und richtete grob ihr Haar. „Ja?“
Ein paar Sekunden später, derjenige vor der Tür zögerte wohl etwas, sprang der Flügel einen Spalt breit auf und der blonde Junge trat ein. Er schien sie mit etwas Verwunderung zu betrachten, ehe er die Tür wieder schloss und auf sie zu kam. In den Armbeugen lag ein Tablett mit Nahrung.
Mandy lächelte verkrampft und bedeutete ihm mit einem Wink, dass er sich setzen sollte. So gesellte sich der Junge auf einen Stuhl und stellte das Tablett ab. „Damit du etwas zu Kräften kommst.“
Mandy reagierte nicht. Sie spürte deutlich, dass es eine jener Situationen war, in der einer auf die Worte des anderen wartete, weil ihm selbst nichts einfiel. Somit erhob sie sich schweigend, lief ein Stück auf und ab, um die müden Gelenke in Schwung zu bringen, bevor sie dem Jungen gegenüber Platz nahm. Als der noch immer schwieg, überlegte Mandy verzweifelt. „Ich nehme an, auch dir ist mein Name bekannt ... wer bist du?“
„Ich bin Nawarhon, der Sohn des Königs und Prinz unseres Landes.“
Mandy war gerade damit beschäftigt, sich über das gebrachte Essen zu stürzen, als sie sich schon verschluckte. „Also ... na ja...“
Nawarhon lächelte. „Schon gut, wir brauchen die vornehmen Titulierungen nicht.“
„Ah“, machte Mandy nervös und verbrachte noch einige Sekunden damit, es sich schmecken zu lassen, jedoch nicht zu hastig. „Kommst du aus einem bestimmten Grund?“
Natürlich wusste auch der Junge, dass die Frage überflüssig war, dennoch antwortete er darauf. „Du bist längst nicht so wissend über uns, wie Vater denkt. Vielleicht kann ich dir helfen.“
„Wieso bist du eigentlich Prinz ... ich meine, du bist sicher nicht älter als ich.“
Abermals lächelte Nawarhon vergnügt. „Bild dir da nur nichts ein ... vom Aussehen her bin ich vielleicht nicht älter als du, also keine sechzehn.“
„Du weißt es?“
„Ja“, antwortete der Prinz trocken. „Ich bin dreihundertfünfundzwanzig Jahre.“
Mandy spie ihr Getränk überrascht wieder aus und bekam zudem einen kleinen Hustenanfall. „Du bist was?“
„Schon gut, hier ist alles ein wenig anders, als du es dir denken kannst ... du musst sehr viel lernen.“
„Oh ja.“ Das Mädchen schob ihr Tablett beiseite. „Wo bin ich hier eigentlich?“
„Du solltest es erst später erfahren, aber ich will versuchen, es dir zu erklären.“
„Das wäre hilfreich.“
Nawarhons Lächeln verschwand fast völlig von seinen Zügen. Nun glich er wieder eher einem ritterlichen Taktiker. „Du bist im Land der Magier, für dich sicher etwas ungewöhnlich. Wir nennen den Teil, in dem du nun bist, das Land Nectar. Es ist ein Stück unserer Welt und das Königreich meines Vaters. Früher hat es einer alten Frau gehört, sie bekommt man heute nur noch selten zu Gesicht. Zumindest ist Nectar der friedlichste Teil unserer Welt, du solltest die anderen meiden.“
„Das heißt, ich bin nicht mehr in meiner Welt?“
Nawarhon schüttelte bedauernd den Kopf. „Maxot hast du in deiner Burg getroffen, er wurde von meinem Vater geschickt, um dich zu holen. Durch einen Zauber, es war äußerst schwer, konnten wir dich innerhalb deines Traumes in unsere Welt holen.“
„Aha“, erwiderte Mandy und hatte alle Mühe, den Worten folgen zu können. „Und wie komme ich zurück?“
„Später.“ Der Prinz machte eine wegwerfende Handbewegung. „Sprich erst mit meinem Vater, danach werden wir weiter sehen. Ich kann dir allerdings versprechen, dass du zurück gehen kannst. Und mach dir keine Sorgen, ein Monat ist bei euch eine Stunde, deine Mutter wird dich nicht vermissen.“
Mandy nickte nur betreten. Sie wusste nicht recht, was sie von alle dem halten sollte. Aber wenn der Junge die Wahrheit sprach, dann gebe es für ihre Mutter keinen Grund, sämtliche Marineeinheiten zu bestellen und das gesamte LKA zu informieren.
„Bist du in Ordnung?“
Das Mädchen sah erschrocken auf. „Ja, tut mir leid, ich habe nur nachgedacht ... erzähl mir noch etwas über euer Volk, dass ihr mich hergebracht habt und alles echt ist, werde ich euch wohl glauben müssen.“
„Du solltest mehr als das ... aber gut.“ Nawarhon machte eine übertrieben lange Pause, ehe er fortfuhr. „Im Grunde bist du bei uns sicher, hier leben seit
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