Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
Vom Netzwerk:
erkannt hätte, die schattige Schwärze war hier beinahe vollkommen.
    Erst jetzt hob Mandy die Schwertklinge ein wenig an, lauschte noch einmal in sich hinein und stürmte das Haus. Was bisher an Lautlosigkeit für ihre Verhältnisse nahezu beeindruckend gewesen war, machte sie schlicht und einfach mit dieser Aktion wieder wett. Sie trat gegen die Holztür, die mit einem schmerzlich lauten Quietschen nach innen aufschwang und zu guter Letzt noch gegen eine Mauer rasselte. Mandy hatte das Gefühl, ein Donner müsse durch das ganze Dorf hallen und zuckte unweigerlich zusammen. Sie schallte sich in Gedanken eine Idiotin und brach in das Haus ein.
    In diesem Moment begriff sie, dass sie alles andere als ein Einbrecher war, denn sie verhielt sich vollkommen falsch und nur der Umstand, dass niemand in dem Haus war, rettete ihr vermutlich auch das Leben. Zunächst stand sie mitten im Raum, benötigte drei, vier Sekunden, um sich an das Dunkel hier drinnen zu gewöhnen und begann erst jetzt, die Umgebung abzusuchen und zu sichern. Glücklicherweise war sie allein und das konnte nur gut sein, denn jeder halb verkrüppelte Penner hätte bei ihrer Aktion genügend Zeit gehabt, sie aufzuspüren, den Schrecken zu überwinden und sie schließlich zu überwältigen. Wahrscheinlich, dachte selbst Mandy spöttisch, hätte jener Bewohner sogar noch die Zeit gefunden, sie dabei auszulachen.
    Aber es war ja anders gekommen. Mandy nahm sich vor, das nächste Mal geschickter vorzugehen.
    Sie ließ das Schwert wieder sinken, wischte sich den Schweiß von der Stirn und musterte das Innere der ärmlichen Bude. Sie entdeckte nichts Brauchbares in dem spärlichen Licht des geringfügig eindringenden Mondes, lediglich einen Holztisch, eine halb heruntergebrannte Kerze und einen Lumpen in der Ecke auf dem Boden.
    Doch zumindest musste es hier drinnen irgendwann einmal Leben gegeben haben.
    Mandy verließ diese erste Hütte und wollte in der Hoffnung weitergehen, in den anderen auf mehr Erfolg zu stoßen. Wie gesagt, sie wollte ...
    Ein seltsames Heulen erklang in der grauen Dunkelheit da draußen und ließ Mandy erstarren. Der Ruf musste von einem Wolf oder ähnlichem Tier stammen, aber das war nicht einmal das Erschreckende daran. Vielmehr Sorgen bereitete ihr, dass dieses Heulen laut gewesen war und ganz in ihrer Nähe.
    Als hätte es erst diesen Gedankens bedurft, machte Mandys Herz einen heftigen Satz. Angewurzelt blieb sie in der Tür stehen und starrte fast panikerfüllt auf eine Reihe an geduckt dastehenden, eng anschmiegenden Häusern, deren Schatten im Gegensatz zu den übrigen nur schmal waren. Das Mondlicht schien all seine Intensität dort auszuüben.
    Mandy schluckte bittere Galle und ihr Herz klopfte, als wolle es aus ihrer Brust springen. Ohne die geringste Bewegung und auch nur einen logischen Gedanken stand sie dort, zitternd und zur Steinsäule erstarrt. Ihre Augen tasteten bebend durch die schmalen Schatten vor der Häuserreihe, aus deren Richtung Mandy das Heulen vernommen hatte. Und ihr war gar nicht wohl dabei, denn der Ruf hatte nicht wie der eines einfachen Wolfes geklungen, sondern viel anders, kräftiger, bedrohlicher .
    Mandy umschloss den Schwertgriff so derb, als wolle sie ihn mit der bloßen Faust zermalmen. Ihre Fingerknöchel zuckten und traten weiß hervor. Sie hatte sich nicht mehr unter Kontrolle.
    Der Schatten bewegte sich.
    Zuerst dachte Mandy, es sei nur Einbildung, doch die Bewegung wiederholte sich, wie eine Welle durch schwarzen Teer. Und feindselig.
    Mandy erkannte, dass sie gerade in Panik geriet, aber nicht einmal das Wissen dazu genügte, um sie zu bekämpfen. Ihre Stirn glänzte vor perlendem Schweiß und sie musste atemlos dastehen. Ihre Fantasie überschlug sich und machte aus allem Schlechten noch Grauenhafteres. In ihrem Kopf formten sich Bilder, alle möglichen Abarten und Einbildungen von Schattenwesen mit reißenden Zähnen und scharfen Pranken. Ein Ungeheuer.
    Mandy hatte schreckliche Angst und wünschte sich beinahe, das Ding in den Schatten möge hervor treten und alles zu Ende bringen, denn die meisten Menschen fürchteten sich vor dem, was sie nicht sahen oder kannten. Erst Auge in Auge vermag ein starker Sterblicher, seiner Angst zu wiederstehen oder sie gar zu bekämpfen.
    Ein leises Knurren drang aus der Schwärze und zwei gelbe Punkte glühten darin auf, wie dämonische Augen.
    „Was ... wwas willst du?“, stammelte Mandy keuchend und sie spürte, dass diese wenigen Worte alle ihre

Weitere Kostenlose Bücher