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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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spitzen, fast luchsgleichen Ohren, den Raubtierschädel, der seltsamerweise keine feste Substanz zu besitzen schien. Jede Sekunde hatte sie das Gefühl, ein anderes Tier vor sich zu haben. Mal glich der Kopf einem Panther, dann einem wilden Bären, einem Wolf und dann wieder einem Panther.
    Unheimlich.
    Und Mandy blickte in diese Augen und wusste im selben Moment, es war ein Blick in die schwarze Hölle . Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie einen derartigen Ausdruck gesehen, so voller Hass, unendlicher Wut, Bösartigkeit und Stärke. Wenn es ein Wesen gab, das hundertprozentig böse und nicht zu bereinigen war, dann dieses hier. Allein bei dem Blick in diese glühenden und zeitgleich schwarzen Augen wurde ihr anders.
    Dieses Monster kannte keine Gefühle, nur Kälte.
    Mandy vermochte die verstrichene Zeit nicht mehr einzuschätzen und sie hatte keinen Schimmer, wie lange sie schon hier stand und den Höllenwolf anstarrte. Sie verwunderte kaum die Tatsache, dass sich die Kreatur noch immer nicht aufmühte, ihr Opfer zu attackieren. Es sah beinahe so aus, als würde das Tier die Angst schüren wollen und weidete sich daran.
    Nein, diese Bestie konnte keine Intelligenz besitzen!
    Mandys Denken hatte bereits wieder eingesetzt und alles in ihr schrie: Lauf weg oder ramme diesem Monstrum die Klinge in den Leib! Mach, was du willst, nur tu es und warte nicht auf den Tod!! Sie wusste es, verdammt, aber Gedanke und Nerven spielten nicht immer zusammen. Natürlich wäre es das Beste gewesen, zu laufen oder zu kämpfen – egal, Hauptsache sein Leben teuer verkaufen, eine Heldentat vollbringen. Mandy hatte sich stets gefragt, was an den Ruhmgeschichten in Buch oder Film dran war, ob das funktionieren konnte? Jetzt wusste sie die Antwort. Sie befand sich in der Realität und war ein kleines Mädchen, das noch nie in ihrem Leben Extremsituationen kennen gelernt hatte. Und sie war auch nun keine Heldin, sondern ein sterbliches Wesen, das so reagierte wie auch jeder andere vollkommen normale Mensch in ungekannter Lage, ob Mann oder Frau.
    Die Angst lähmte sie.
    Es war nichts, weswegen sie sich hätte schämen müssen, allerdings auch nichts, was ihr nutzte. Sie würde eine leichte Beute sein. Aber darüber verschwendete sie keinen Gedanken, dafür war sie viel zu sehr in Panik. Sie konnte nicht beschreiben, was sie durchmachte und wenn sie diese Minuten irgendwie lebend überstehen sollte – woran sie ehrlich gesagt nicht glaubte, Wunder waren relativ – würde sie sich nicht daran erinnern, zumindest was die Gefühle anging.
    Ihre Angst schmerzte und sie vermochte die Stelle gar nicht zu lokalisieren, wo es pochte. Irgendwie bebte ihr ganzer Körper und badete in Schweiß und Schüttelfrost. Das Herz schlug so heftig wie ein Boxer gegen seinen PunchingBall. Alle anderen pulsierenden Organe konnte sie nicht definieren und ihr Atem war schwach. Das Heben und Senken des Brustkorbes tat erbärmlich weh, war zusätzlich überzogen von einem engen Stahlring, der sich weiter zusammen drückte und Nerven und Hirnströme lahm legte.
    Sie bewegte sich nicht – sie konnte es gar nicht.
    Alle Eindrücke waren für Mandy unrealistisch geworden, Zeit und Gefühle schienen in einem zähen Sirup zu treiben und fast gänzlich stehen zu bleiben.
    Und sie taute erst wieder auf, als sich der Höllenwolf regte. Seine Muskeln spannten sich, seine Zähne blitzten im Mondlicht auf, schienen bereits blutverschmiert, begleitet von einem bösen Grollen, in der nichts als Mordlust mitschwang. Danach erscholl ein bestialisches Brüllen, was keinem bekannten Raubtier ähnelte, und der graue Körper setzte sich in Bewegung, unglaublich schnell und zugleich kräftig.
    Mandy keuchte erschrocken und riss die Augen auf. Sie sah einen grauen Panzer heran donnern und in Sekundenvisionen bereits den Tod.
    Die Kreatur war da, hinter ihr stob der Schnee fontänenartig in die Höhe. Ihr tödlicher, widerwärtiger Atem berührte Mandys Fingerspitzen.
    Dann sprang sie!
    Obwohl Mandy fest mit dem Leben abschloss, kam es anders. Der Wolf musste ihre Panik wohl überschätzt haben und sie selbst besaß immer noch den Überlebensinstinkt, tief verborgen hinter Logik und Denken, aber vorhanden. Und der ließ sie diese erste Begegnung überstehen.
    Ihre Reaktion kam wie computergesteuert. Sie machte einen Satz zur Seite, entging damit dem wütenden Anprall des Tieres und riss fast gleichzeitig ihr Schwert in die Höhe. Die Klinge schnitt in die rechte Schulter der Kreatur und

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