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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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vorwärts. Aber so hart sie sich auch gab, Lyhma hatte sich nicht so gut in der Gewalt, als dass sie ihr Misstrauen hätte verbergen können.
    Mandy ging es ja ähnlich. Da Nawarhon kein Typ war, der aufgab oder sie reinlegen wollte, konnte er eigentlich nur auf eigener Faust unterwegs sein, um ihnen den Rücken frei zu halten oder ähnliches.
    Alleine!
    Mandy ritt langsamer und fiel schließlich bis ans Ende der Truppe zurück. Niemand nahm davon Notiz und wenn doch, dann wollten sie ihr vielleicht die nötige Ruhe lassen. Erst als in ihrem Rücken niemand mehr war, sah sie in die Richtung, in der Nawarhon verschwunden sein musste. Sie ritt noch langsamer und dachte verzweifelt nach.
    Der Prinz würde doch keine Dummheiten begehen?
    Mandy sah an sich hinab und legte in einer flüchtigen Berührung eine Hand auf den Schwertgriff. Sie seufzte und wechselte den Blick zwischen dem Reitertrupp und der Stelle, wo der Junge abgetaucht war. Sie überlegte, schien unschlüssig. Wenn sie ihm folgte und Nawarhon nicht wiederfand, wäre das peinlich. Andererseits war da ein seltsames Gefühl, so ein Gespür, dass sich der Prinz in Gefahr begeben würde. Sie konnte ihn nicht alleine lassen.
    Sie warf einen letzten Blick auf Lyhma und die anderen, holte tief Luft und ließ sich weiter zurück fallen. Als die Hufschläge der anderen außer Hörweite waren, drehte sie ab und trabte zielstrebig vom Hauptweg in Richtung des Prinzen. Sie brauchte nicht einmal zu suchen, sondern fand die Spuren seines Pferdes auf Anhieb in der dünnen Schneedecke.
    Als Mandy nach wenigen Sekunden den Blick zurück warf, stellte sie fest, dass sie vollkommen außer Sichtweite und allein war. Nun spornte sie ihr Tier noch ein gutes Stück an und verfolgte die Hufspuren. Sie musste sich beeilen, denn der frische Schnee war bemüht, die Abdrücke zu überwehen. Trotzdem blieb sie vorsichtig. Mit Pferden hatte sie keine professionelle Erfahrung und wusste nicht, in wie weit das Tier durch diese Landschaft reiten konnte. Der Schnee trübte das erste Bild bereits erheblich, obwohl die weiße Schicht nicht sehr hoch war. Aber Mandy konnte erleben, wie sie manchmal Gras erwartete, wo doch Fels war und umgekehrt. Sie musste höllisch aufpassen.
    Irgendwann verfluchte sie ihre Idee, allein aufgebrochen zu sein und noch dazu in eine Gegend, in der sie sich rein gar nicht auskannte. Mandys Orientierung war dahin und auch jegliches Zeitgefühl. Sie konnte eine Stunde unterwegs sein, länger oder genauso gut erst ein paar Minuten. Sie wusste es einfach nicht. Allerdings konnte sie auch nicht mehr umkehren, ihre eigenen Spuren würde sie nicht wiederfinden. Aber ebenso erging es ihr in die andere Richtung. Nawarhons Fährte verblasste immer weiter und Mandy war sich nicht immer ganz sicher, ob sie nun Abdrücke von Pferdehufen vor sich hatte, oder längst andere Spuren. So oder so wusste sie keinen anderen Weg und folgte diesem einfach. Verdammt, sie musste Nawarhon endlich einholen, auch er konnte kaum wesentlich schneller reiten als sie, der Boden ließ das überhaupt nicht mehr zu.
    Trotzdem fand sie ihren Freund nicht und Mandy spürte, wie ein Gefühl der Verzweiflung in ihr aufkam. Sie musste völlig verrückt geworden sein, allein inmitten eines Schneetobens aufzubrechen. Zumindest half sie nun niemandem mehr, ganz im Gegenteil. Sie verabscheute ihre Art, lieber auf ein spontanes Gefühl zu hören, denn auf die Vernunft.
    Sie würde ihren Ausflug bezahlen und zwar teuer, Mandy spürte das deutlich. Die Atmosphäre wurde allmählich dämmrig und das Gefühl der Einsamkeit wuchs. Am Himmel hatten sich die Wolken etwas gelichtet und erste Schimmer von leuchtenden Sternen fielen ihr auf. Bald musste die Nacht herein brechen.
    Von Umgebung und Zeit bekam Mandy immer weniger mit. Sie schaukelte müde im Sattel und ihre letzte Kraft und Konzentration verwendete sie dazu, sich wenigstens an den Riemen festzuhalten. Ihr Atem ging schwerer und die Glieder wurden träge. Die Kälte würde ihren Tribut zahlen und Mandys Unverfrorenheit erst recht. Aber sie war zu erschöpft, um ähnliche Gedanken auch nur im Ansatz zu schaffen. Die Welt sah sie nur noch aus halb geöffneten Augen und ein letzter Rest ihrer Logik flüsterte, dass sie jetzt nicht nachgeben durfte. Wenn ihre Augen nur ein einziges Mal zu fielen, würde sie sterben.
    Mandy biss die Zähne zusammen und setzte sich noch einmal straff im Sattel auf. Ihre Energie reichte allerdings gerade, um sie nicht aus dem

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