Crystall (German Edition)
Schwert und schob es zurück in die Scheide. „Und was hast du eigentlich vor, du suchst doch etwas?“
„Scharf kombiniert“, lobte Nawarhon und irgendwie wirkte er nervös. „Deshalb gefällt es mir nicht, dass du hier bist.“
„Das bin ich aber nun und ich denke, es wäre wohl besser, wenn ich auch Bescheid weiß.“
Der Prinz sah sich misstrauisch um, fingerte unruhig an seinem Schwertgriff herum und seufzte schließlich. „Du hast Recht. Ich bin allein losgezogen, um den Kristall zu holen, den mein Vater besitzt.“
Mandy riss die Augen auf. „Du ... du willst dich ihm allein stellen? Das ist verrückt, er ist doch viel stärker.“
„Mag sein“, entgegnete der Prinz und plötzlich war seine Stimme gelassen. „Und wahrscheinlich verdient er für seinen Verrat tausend Tode. Trotzdem ist er mein Vater und ich will, dass er einen fairen Kampf bekommt. Wenn wir uns treffen, wird das die letzte Begegnung sein und ich werde ihn töten.“
Mandy hegte Zweifel daran und sie sprach es auch laut aus. „Erst mal fragt sich überhaupt, ob du im Stande wärst, deinen eigenen Vater zu bekämpfen. Aber abgesehen davon, wo hoffst du eigentlich, ihn zu finden?“
„Er ist dort, wo ich auch bin.“
„Was?“ Mandy verstand kein Wort.
Nawarhon lächelte auf dramatische Weise. „Er ist ein Verräter, aber trotzdem ein Ehrenmann, was die Familie betrifft. Er weiß, dass es eine Entscheidung zwischen uns beiden sein wird, wir warten nur auf die richtige Gelegenheit. Deshalb wird er in meiner Nähe sein, wo auch immer ich sein mag.“
Mandy sah sich erschrocken in der Siedlung um, konnte jedoch niemanden entdecken. Sie bezweifelte zudem, den schwarzen Reiter in der angehenden Nacht auch nur erahnen zu können.
„Und deshalb bist du bei mir am falschen Ort. Aber das lässt sich nicht mehr ändern.“
„Wissen die anderen das auch?“
Nawarhon nickte. „Und jetzt leise. Du wirst in meiner Nähe bleiben. Aber egal, was passieren mag, du wirst dich in unseren Kampf nicht einmischen.“
Mandy spürte, dass hinter diesen Worten weit mehr Sinn lag, als sie auf den ersten Blick wahr nahm. Trotzdem nickte sie.
„Dann komm.“ Und damit zog der Prinz sein Schwert und lief weiter durch das verlassene Dorf.
Mandy blieb wie versprochen im Rücken des Jungen, sah sich aufmerksam um und achtete vor allem peinlichst darauf, jeden Hinterhalt zu vereiteln. Ehrlich gesagt, obwohl sie nicht wirklich wusste, wonach sie Ausschau halten sollte. Und selbst wenn einer dieser – wie hatte sie Nawarhon doch gleich genannt? – Xolotlwölfe aufgetaucht wäre, Mandy hätte eher eine Behinderung dargestellt, denn ein Schutz. Trotzdem verhielt sie sich still und aufmerksam und ein inneres Gefühl flüsterte ihr zu, dass ihnen abgesehen von dem schwarzen Krieger keine Gefahr drohte. Und sogar seine Anwesenheit bezweifelte Mandy irgendwie, ansonsten musste das Dorf vollkommen ausgestorben sein. Die Höllenkreatur hatte sich einfach hierher verirrt. Um genau Mandy zu begegnen? Eigentlich ein ziemlich großer Zufall, aber darüber würde sie sich später den Kopf zerbrechen.
Der Prinz hatte ungeheuren Respekt vor dem Satyr, selbst jetzt, als er weder zu sehen, noch zu spüren war. Seine Konzentration musste auf Höchsttouren laufen und auch im Dunkel konnte Mandy erkennen, dass er schwitzte – und nicht vor Wärme. Er schlich nahezu auf Zehenspitzen, obwohl der weiche Schnee fast alle Laute restlos verschluckte. Zudem ging er unregelmäßig, um keine Sekunde ein direktes Ziel darzustellen, hastig von Hütte zu Hütte und immer darauf bedacht, im Schutze der Schatten zu bleiben. So tastete er sich allmählich durch das ganze Dorf.
Mandy empfand das Spielchen schon als reichlich albern, enthielt sich dahingehend aber jeden Kommentars. Sie verstand die Sorge nicht. Gut, Mandy war keine annähernd so gelernte Kriegstaktikerin wie Nawarhon ein Kämpfer war, dennoch hätte jeder Amateur, der nicht einmal mehr halb bei Sinnen war, keine Gefahr gewittert, nicht hier. Aber Mandy seufzte nur und hatte so genug damit zu tun, überhaupt Schritt halten zu können. Der Prinz lief lautlos und wie auf Federn, musste sich seiner Umgebung sichern und legte dabei trotzdem ein unglaubliches Tempo vor, bei dem Mandy mehr als nur einmal fast den Anschluss verloren hätte. Wenn der so weiter rumrast , dachte Mandy spöttisch. Dann haben wir keine Kraft mehr zum Kämpfen .
Allerdings erwies sich das bisher nicht als nötig. Nicht nur, dass von Nawarhons
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