Crystall (German Edition)
um Mandys Waffe, sondern hielt frontal drauf zu und sprang. Sie nahm eine blutende Furche im Gesicht klaglos hin und landete auf dem Mädchen, klemmte sie zwischen alle vier Beine.
Mandy schrie in wilder Panik auf, spürte, wie ihr das Schwert den Händen entglitt und irgendwo in den Schnee flog. Sie öffnete noch einmal die Augen und spürte den schwefeligen, heißen Atem der Bestie im Gesicht. Sie knurrte und kläffte wie wild und schnappte nach Mandys Kehle, während die krallenbewehrten Pfoten in ihre Arme und Beine fetzten.
Sie hatte keine Chance mehr und hätte sie mit der Kraft von zehn Männern nicht gehabt. Dennoch riss sie einen Arm in die Höhe. Das gewaltige Gebiss des Höllenwolfes schraubte sich nun um den Unterarm, statt in die Kehle und zögerte das entgültige Ende noch einmal hinaus.
Mandy schrie wie von Sinnen, als sich tausend Nadeln tief in das Fleisch gruben. Dazu schüttelte sich das Biest noch in seiner Rage und er würde ihren Arm nicht nur beißen, sondern zerfetzen und sämtliche Knochen durchtrennen.
In ihrer Todesangst merkte Mandy nicht einmal, dass die Kreatur ein schmerzliches Winseln ausstieß und zur Seite kippte, herunter von ihrem Körper. Beinahe schien sie überrascht, als der Druck verflossen und der Schmerz wieder erträglicher war. Sie stemmte sich auf die Ellenbogen hoch und blinzelte verwirrt das Wesen an, das mittlerweile regungslos auf der Seite lag und neuerliche Sekunden vergingen, ehe Mandy den Grund entdeckte. Ein Schwert steckte bis zum Schaft im Leib des Höllenwolfes, umrungen von Blut und einer unglaublichen, klaffenden Wunde, so gewaltig, dass sie von keiner gewöhnlichen Waffe stammen konnte.
Mandys Atem ging rasselnd und sie war geistig noch nicht wieder vollständig anwesend, trotzdem schlug sie ihren Kopf zur Seite und blinzelte irritiert zum dem jungen Gesicht auf. „Das...“ Ihre Stimme kehrte nur schleppend zurück und die Gedanken mussten erst wieder klar werden.
In Nawarhons Augen las sie Besorgnis, dann Erkennen und schließlich einen abgrundtiefen Schrecken. „Himmel. Mandy, das bist du ja!“
Endlich stand Mandy auf, ausgenommen ihres einen Armes war sie unversehrt. „Ich ... du hast mir das Leben gerettet, danke.“
Für den Prinzen schien das gar nicht der Rede wert. Im Gegenteil, als er ihren guten Gesundheitszustand erkannte, wurde er wütend. „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, wie kommst du überhaupt hierher?“
Mandy überlegte geschlagene fünf Sekunden, denn sie wusste nicht sofort, ob in seinem Brüllen eine Frage war. „Ich bin dir gefolgt und ... leider nur dieser Bestie begegnet.“ In ihren Augen zitterte etwas und zeugte auch jetzt, dass sie höllische Ängste ausgestanden hatte.
Nawarhon beruhigte sich etwas. „Ich hoffe, ich muss dir nicht sagen, wie dumm das von dir gewesen ist – allein mir nachzureiten.“
Mandy verzog nur schief lächelnd das Gesicht. „Es tut mir leid. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du durch Länder reist, in denen solche Geschöpfe leben. Was war das überhaupt für ein Ungeheuer?“
Während der Prinz antwortete, griff er nach Mandys verletztem Arm und untersuchte ihn. Seine Augen spiegelten keine Besorgnis wider, es konnte nicht allzu schlimm sein. Er entfernte das Stück der in Fetzen gerissenen Kleidung, verband die Bisswunde mit einem sauberen Ärmelteil, um die Blutung zu stillen. Er tat das unglaublich schnell und zugleich sorgfältig, wahrscheinlich nicht zum ersten Mal. „Das Wesen, das kurz davor war, dich ohne Skrupel zu zerfleischen...“ Nawarhon wählte die Worte nicht umsonst und sie verfehlten ihre Wirkung auch keineswegs. Mandy zuckte heftig zusammen. „...war ein Xolotlwolf . Er ist überaus gefährlich und lebt normalerweise nicht hier in der Gegend. Keine Ahnung, er muss sich wohl verirrt haben. Jedenfalls hast du Glück, in seiner Heimat leben sie in Rudeln und dann hätte auch ich dir nicht mehr helfen können.“
„Verstehe“, sagte Mandy kleinlaut und schluckte einen bitteren Brocken hinter. Dann zog sie ihren frisch verbundenen Arm zurück. „Danke.“
Nawarhon holte tief Luft. „Naja, wenigstens bist du noch am Leben. Aber du warst nicht gerade geschickt. Der Xolotl ist ziemlich blöd, weißt du. Wahrscheinlich das dümmste Wesen unter der Sonne. Als er so rücksichtslos auf dich zugesprungen kam, hättest du ihn leicht aufspießen können.“
„Ich glaube, zur Kriegerin wird es bei mir noch nicht reichen.“ Mandy bückte sich nach ihrem
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