Crystall (German Edition)
Millionen von Jahren Einhörner, Elfen, friedliche Trolle, die Echsenmänner und andere, sie alle sind sozusagen gezähmt.“
„Und was ist mit den anderen Teilen eurer Welt?“
„Es gibt noch das schwarze Land, die Kristallberge, das Land der toten Seen, die Sümpfe und Nadju, die heilige Stadt. Das ist das wichtigste, die meisten solltest du meiden, zumindest ohne Begleitung.“
„Verstehe.“
„Es ist sehr gefährlich, es gibt eine Menge Geheimnisse hier, die du wohl erst nach und nach erfahren wirst.“
Mandy zog enttäuscht eine Miene. „Ihr wollt mich wohl zappeln lassen.“
„Du musst alles verstehen , darfst es nicht nur gehört haben, sonst bringt es nichts.“
„Verstehen ist das richtige Wort ... ich wollte dich überhaupt fragen, warum du die Elfe im Wald angegriffen hast und die Sache mit dem Einhorn...“
Nawarhon schnitt ihr die Worte ab. „Die goldenen Elfen sind gefährlich, nicht unsere. Und die Einhörner sind erst seit hundert Jahren unsere Freunde. Nicht alle, aber einige haben Vertrauen gefasst.“
Mandy gab sich damit zu Frieden. „Weshalb ich hier bin, sagst du mir sicher nicht.“
„Nein“, bestätigte der Junge kühl. „Warte auf meinen Vater. Du wirst noch viel hören, nimm dir Zeit ... noch hast du sie, Mandy.“
Das Mädchen hörte aus den nervösen Worten dasselbe heraus, wie auch bei all den anderen. Sie schien eine wichtige Rolle zu spielen und irgendwie war sehr wenig Zeit. Und weiter?
„Mach dir nicht schon jetzt so viele Gedanken, dafür wirst du später noch genügend Gelegenheiten bekommen.“ Der Prinz musste ihre Gedanken gelesen haben.
„Wenn du meinst.“
„Ich werde gehen, wenn du irgendetwas brauchst, ruf einfach, wir können uns später noch genügend unterhalten. Vielleicht kannst du mir auch Sachen über deine Welt erzählen.“
„Sicher.“ Mandy sah dem Jungen lächelnd nach, bevor ihr noch etwas einfiel. „Ach ja, wer ist eigentlich diese Kaija? Ich habe sie getroffen.“
Nawarhon blieb zwischen Tür und Angel stehen, drehte sich noch einmal zu ihr um, ohne zu lächeln. „Vater erwartet dich in einer Stunde.“ Damit verschwand er.
Mandy seufzte und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Sie konnte jetzt keinen Bissen mehr vertragen, sondern dachte nur angestrengt nach. Immerhin sah sie nun ein klein wenig mehr Sinn hinter allem, als noch vor dem Gespräch mit Prinz Nawarhon. So fantastisch und unglaubwürdig das alles klingen mochte, was blieb ihr anderes übrig, als es hinzunehmen und abzuwarten. Sie würde erst wirklich begreifen müssen. Aber schließlich schien sie wenigstens nicht in Gefahr zu sein.
Den Rest der Stunde verbrachte Mandy damit, sich Sorgen zu machen, neue Fragen zu stellen und zu zittern, was ihr Gespräch mit dem König wohl bringen mochte. Nervös lief sie im Zimmer umher.
Irgendwann klopfte es wieder an der Tür und einer der Wächter trat ein. Er führte Mandy wortlos aus dem Zimmer, durch sämtliche Gänge im Turm und schließlich in den Saal des Königs zurück, wo sie der Riese schon erwartete, allein.
„Schön, dass du gekommen bist.“
Mandy war sich sicher, kaum eine andere Wahl gehabt zu haben, sie sprach es aber nicht laut aus. „Ihr wolltet mit mir reden?“
„Mehr oder weniger, ja.“ Der Satyr lief etwas umher und überschlug die Arme im Rücken. „Wir werden morgen früh genügend reden können, du wirst alles erfahren, was du möchtest.“
„Morgen?“
Der König nickte. „Es hat keinen Sinn, dich jetzt mit Sachen voll zu stopfen, die du kaum aufnehmen kannst, Nawarhon sagte mir, dass du Unerfahren bist ... alles zu seiner Zeit.“
„Und weshalb sollte ich kommen?“
Ein Seufzen entrann dem König und in seinem Gesicht saß ein Ausdruck, der ganz deutlich bewies, dass er mit etwas kämpfte. „Mandy, ich werde dir jetzt etwas sagen, was im Grunde alle Rederei auf einen Punkt bringt. Es kommt schnell, aber fühle dich nicht überfallen. Ich sage es dir jetzt, weil es keinen Sinn hat, mit dir zu reden, wenn du den wahren Grund für dein hier sein nicht kennst.“
„Und der wäre?“, drängte Mandy nervös.
Schweißperlen liefen über seine Stirn. Einen Moment druckste er herum. „Nimm es ruhig auf, du hast die ganze Nacht, um es dir durch den Kopf gehen zu lassen.“
„Nun spannt mich doch nicht so auf die Folter.“
„Mandy.“ Der Satyr sah zu Boden und bemühte sich tapfer, auf der Stelle stehen zu bleiben. Als er sprach, klang seine Stimme zwar bebend, aber dennoch
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