Crystall (German Edition)
ein Haar das zweite Mal umwarf.
Die anderen brachen in ein schallendes Lachen, bis der Prinz sie mit einer scharfen Geste verstummen ließ. Aber auch er lächelte amüsiert. „Du wirst es lernen.“
„Glaub ich nicht ... aber gehen wir?“
Nawarhon geleitete Mandy auf den Wagen, worauf das etwas ältere Mädchen – vermutlich seine Schwester – mürrisch knurrte.
Auf einen Wink des Prinzen hin nahm einer der Echsenmänner die Zügel in die Hand und brachte sie mit knappen Lauten zum Fahren. Es ruckte etwas an, bevor sie im gemütlichen Tempo davon rollten und aus dem Burghof hinaus.
Mandy begann damit, die anderen unauffällig zu betrachten. Zwei der komischen Echsen saßen vorne, der dritte im Wagen, daneben der andere Troll Ferax. Er sah nur etwas dunkelhäutiger aus als Maxot, stand ihm ansonsten in nichts nach. Er spielte an irgendeinem Minigerät herum und tuschelte vor sich hin.
In der Mitte saß Nawarhons Schwester, in weiße Kleider gehüllt, mit langen blonden Haaren. Sie war ausgesprochen hübsch, aber ihre derzeitige Miene war das nicht. Sie starrte Mandy übellaunig an.
Neben ihr selbst saßen Maxot und der Prinz, wohl die einzigen, die einen zufriedenen Ausdruck machten.
„Darf ich vorstellen.“ Nawarhon deutete mit der Hand auf seine Schwester. „Das ist Lyhma, meine Schwester und Befehlsherrin der Echsenmänner.“
Mandy streckte die Hand zu ihr aus. „Ich bin Mandy.“
„Ich weiß“, knurrte Lyhma und machte keine Anstalten, ihren Gruß zu erwidern.
Der Prinz maß sie mit einem scharfen Blick. „Lass das, sie ist unser Gast.“
„Ich wollte sie nicht.“
„Hör nicht hin“, meinte Maxot an das Mädchen gewandt. „Sie hat nur schlechte Laune.“
Mandy behielt ihr Lächeln und wechselte den Blick zu Ferax. „Und du bist das Genie Ferax?“
„Ja“, antwortete der Troll wie abwesend, sah aber kurzzeitig zu ihr auf. „Ich will den emaillierten Transistor an den legierten Kunststoffdraht anschließen, aber irgendwie sind die Protonen falsch, denn die Anoden stoßen sich ab. Aber anders kann ich den Compiler nicht bauen. Warte mal, hast du zufällig diese magischen Stöcke?“
Mandy blinzelte den Kerl überrascht an. „Was willst du für ‘ n Zeug?“
„Ach“, winkte Nawarhon ab. „Er spinnt. Er redet ständig von solchem Kram, keine Ahnung, was er will.“
„Komische Welt.“ Mandy beließ es bei einem Achselzucken und starrte in die Landschaft hinaus, die sich rasch und wucherartig wandelte. Trotz des eigentlich gemächlichen Tempos war die Festung längst außer Sichtweite. Zu Anfang holperten sie über einen steinigen Weg am Waldrand, der ihr ständiger Begleiter war. Doch er wurde noch schlimmer. Der Pfad entwickelte sich zu einer regelrechten Ebene an Steinen und Schlaglöchern. Der Wagen stolperte nur so durch die Gegend und hin und wieder rüttelte es sie gewaltig durch.
Mandy hielt sich an der Plane fest und starrte misstrauisch zu Boden. Diese Ebene wirkte wie ausgebrannt. Leichter Rauch lag über der Erde, die nahezu ausgetrocknet war. Hier konnte nichts mehr wachsen.
„Wohin fahren wir denn nun eigentlich?“ Mandys Stimme klang durch das Holpern wie verzerrt.
„Ins Gebirge, vielleicht in die Nähe der Kristallberge ... ich habe dort etwas zu erledigen , und ich dachte mir, es wäre ein guter Zeitpunkt, um einiges kennen zu lernen.“
„Oh ja“, erwiderte Mandy wie eine Wäscheschleuder. Sie entfernten sich immer mehr dem Wald und kamen stattdessen Höhlen näher, die vereinzelt auftauchten. Außerdem wurde der Wind zunehmend frischer und roch auch anders, in der Nähe musste ein Meer sein.
„Es ist zwar unwahrscheinlich“, fuhr Nawarhon übergangslos fort. „Aber vielleicht begegnest du sogar Kaija?“
Die Fahrt über die Ebene wurde angenehmer und Mandy fiel es leichter, Antwort zu geben. „Wer ist sie, ich habe sie schon einmal getroffen.“
„Ja ... dann hattest du aber unwahrscheinliches Glück“, erwiderte Maxot.
„Richtig“, sprach der andere Troll erstmalig. „Die Proportionen einer Begegnung zwischen ihr und einem anderen Wesen stehen so unwahrscheinlich wie die Tatsache, dass eine Rakete mit Glyzerinnitraten fliegen kann.“
„So ... kann man es auch ausdrücken“, gab Nawarhon hinzu. „Aber du hattest wohl Glück. Sie ist das älteste Wesen bei uns, über zehntausend Jahre. Sie ist eine Art Prophetin und war einmal eine mächtige Zauberin. Heute steht sie uns kaum noch bei.“
„Aha“, leuchtete es Mandy ein. „Sie
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