Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
Vom Netzwerk:
unterirdisch versinken und zusammenfallen.
    Niemand sprach den Vorfall an. Wahrscheinlich war es den meisten bewusst, dass etwas derartiges geschehen musste. Momentan war auch noch kein Grund zur Panik, denn das von Mandy bezeichnete Beben war zur Zeit nur ein sanftes Vibrieren, das kitzelnd durch den Körper ging, begleitet von stetigem und leisem Rumoren unter der Erde.
    Dennoch konnte Mandy nicht verhindern, dass ihr der Schweiß auf der Stirn ausbrach.
    Dann endlich ging es aufwärts. Den dritten Gebirgspfad, an dem die Reisenden vorbei kamen, bestiegen sie. Er war wirklich so eng, dass nur noch zwei Reiter nebeneinander, dafür mehr gedrungen als bequem, Platz fanden. Der Pfad führte sie in weiten Windungen bis in gute dreihundert Meter Höhe. Was sich so einfach anhörte, stellte aber in Wirklichkeit schweißtreibende Arbeit dar. Zunächst dauerte es sehr lange, denn der Anstieg übertraf nie wirklich die FünfzehnGradMarke und das war wohl auch gut so. Im Gegensatz zu den spitzen Gipfeln der einzelnen Berge war der Pfad weites gehend glatt und für die Pferde nur beschwerlich entlang zu traben. Wäre es nur eine Winzigkeit steiler gewesen oder befänden sich nicht hin und wieder gesprungene Stellen in dem Kristall – er kam Mandy vor wie geschliffen – dann wären sie vermutlich den ganzen Weg zurück gerutscht.
    Letztlich blieb ihr Marsch so beschwerlich, dass Mandy für genauere Betrachtungen keine Gelegenheit blieb. Das Besteigen verlangte alle Konzentration von ihr ab, zumal auch das Vibrieren allmählich in ein Zittern überging. In nur wenigen Stunden musste daraus ein ausgewachsenes Erdbeben werden.
    Gabelungen gab es auf ihrem Weg nicht und auch sonst keine weiteren Hindernisse. Warum auch, die augenblicklichen genügten schon ...
    Nach einer anstrengenden, halben Stunde erreichte der Weg wieder eine Waagerechte, allerdings nur für ein paar Meter. Danach wurde es mit einem Schlag so eng, dass die Pferde abrutschen würden. So also stiegen sie allesamt von den Tieren, nahmen nur das nötigste mit und gingen vorsichtig und hintereinander den Pfad entlang, gerade breit genug, beide Füße nebeneinander zu bekommen. Mandy wäre nicht sicher gewesen, es lebend zu überstehen, aber glücklicherweise erwies sich der Marsch als nicht sonderlich weit. Noch nicht einmal die Pferde waren außer Sichtweite, als sie bereits wieder stoppten.
    Mandy vermied es krampfhaft, in die Tiefe zu sehen. Normalerweise waren dreihundert Meter keine schwindelnde Höhe, allerdings änderte sich das, wenn man auf einer Kante am Abgrund stand.
    Der Wind war hier oben wieder deutlich unangenehmer und blies kalt und direkt ins Gesicht.
    „Warum halten wir?“, fragte Mandy mit bebender Stimme und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich auf sicheren Boden zu gelangen.
    „Wir sind gleich da“, antwortete Sator, der die Führung übernommen hatte.
    Mandy blickte kurz zurück, um sich davon zu überzeugen, dass alle gesund waren. Zu ihrer Überraschung gewahrte sie sogar Nawarhon, gestützt auf seine Schwester. Mandy wollte gar nicht darüber nachdenken, wie die beiden Halt fanden. „Gleich da, wo liegt dann das Problem?“
    Sator deutete mit dem Zeigefinger in die Höhe.
    Mandy folgte der Geste und legte den Kopf in den Nacken. Erschrocken erkannte sie eine Höhle inmitten der Kristallwand. „Da ... da müssen wir hin?“
    Sator nickte.
    Mandy schluckte bittere Galle. „Aber führt denn dieser Weg nicht dort hinauf?“
    „Schon“, erwiderte der Wüstenherr wahrheitsgemäß. „Aber der Pfad wird weiter vorne noch steiler und glätter. Wir würden nur ausrutschen, das Risiko ist zu groß.“
    Mandy schnaufte hörbar und blickte noch einmal in die Höhe. Unmöglich würde es nicht werden. Die Kristallwand führte ja nicht vollkommen senkrecht nach oben und bestand aus unzähligen Vorsprüngen und Spalten.
    „Keine Angst, ich werde dir helfen.“
    Mandy starrte Sator entgeistert an, nickte dann aber trotzdem und warf einen neuerlichen Blick auf Nawarhon.
    Der Prinz bemerkte es und lächelte ihr zu. „Keine Angst, kleine Heldin, ich bin relativ gut in Form. Außerdem werden die Echsen mich stützen.“
    Mandy wusste nicht, ob sie das wirklich überzeugte. Jedenfalls blieb zum Widerspruch kaum Zeit, als es auch schon los ging. Den Anfang machte Jenny. Die Hündin bahnte sich einen geeigneten, kaum steilen Weg in die Höhe, den wahrlich nur ein Tier erreichen konnte. Mehr als eine Kristallspitze zerbarst unter ihren

Weitere Kostenlose Bücher