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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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Füßen, dennoch überwand sie die zehn Meter hohe Hürde mit Bravur. Jenny hatte sich so geschickt angestellt, als wäre sie für die Berge abgerichtet. Nun starrte sie von oben herab und bellte aufgeregt.
    „Siehst du“, meinte Sator aufmunternd. „Ich kann mich zwar täuschen, aber ich denke, für einen Hund ist so eine Kletterei viel schwerer als für Zweibeiner. Sie hat es auch geschafft.“
    „Sehr beruhigend.“ Klang sie spöttisch?
    Bis sie gemeinsam mit Sator als letzte an der Reihe war, vergingen reichliche Minuten und sie hatte den anderen nur selten bei ihrer Tortour zugesehen. Zumindest hatten alle ihr Ziel erreicht, selbst Nawarhon, der von den Echsenmännern mehr gehoben wurde, als dass er selbst geklettert war.
    So schwer konnte es also nicht sein.
    Allerdings machte die Tatsache, dass alle anderen es geschafft hatten, die Sache nicht leichter. Mandy war in ihrem ganzen Leben noch nicht auf solchem Niveau geklettert und schon nach dem ersten Meter begannen ihre Hände zu zittern. Außerdem stellte sie sich reichlich ungeschickt dabei an, den einfachsten Weg zu finden. Zu ihrem Glück hatte Sator alles im Auge und sagte ihr meistens, wohin sie am besten kletterte.
    Sie hatte zwar höllisches Herzrasen, musste sich aber eingestehen, dass es durchaus hätte schwerer sein können. Bis zum letzten Drittel ging es wie von selbst. Doch der Endspurt versetzte sie fast in Panik. Verkrampft krallte sie sich in Spalten und spannte sämtliche Muskel so fest an, dass man hätte nicht einmal eine Nadel ins Fleisch bekommen.
    Die Partie wurde nun grausam und Mandy verschwendete viel zu viel Kraft. Drei Klimmzüge fehlten noch bis zur rettenden Kante, doch sie konnte einfach nicht mehr.
    „Bleib ganz ruhig, Mandy“, rief Sator herauf und machte sich daran, auf gleiche Höhe mit ihr zu gelangen.
    „Ich hab keinen Halt.“ Mandy fühlte, wie sie allmählich auf dem Kristall zu rutschen begann und warf einen gehetzten Blick in die Tiefe.
    Unter ihrem rechten Fuß gab das Mineral entgültig nach und zerbarst. Mandy sackte ein Stück ab und hing nur noch mit Hilfe ihrer Hände an der Wand.
    Von oben vernahm sie besorgte Schreie.
    Mandy strampelte wie wild mit den Beinen und wusste im selben Augenblick, dass sie es genau falsch machte. Doch die Panik war stärker, bis eine Hand ihren Oberschenkel packte und sie mit unglaublicher Kraft in die Höhe hievte und fest hielt.
    „Mandy, sieh mich an und beruhige dich.“
    Das Mädchen sah zitternd in Sators Gesicht, das nun neben ihr aufgetaucht war.
    „Du schaffst das, reiß dich zusammen.“
    „OOkay“, stammelte Mandy und zog sich weiter, wobei die meiste Arbeit noch immer Sator übernahm, der sie mit sicherer Kraft hinauf beförderte.
    Mandy schwang sich endlich über den Rand und blieb schwer atmend liegen. Neben ihr hievte sich auch Sator stöhnend hinauf. „Bist du in Ordnung?“
    „Ich danke dir.“ Mandy rappelte sich in die Höhe und lächelte Sator zu, der es beruhigt erwiderte.
    Und kurz darauf kam auch Nirrka hinzu und schloss Mandy in die Arme. „Musst du uns denn so erschrecken.“
    „Ich tu´s nie wieder“, versprach Mandy grinsend und beruhigte ihren Atem.
    „Na bitte“, kommentierte Sator noch. „Alle heil hier oben, dann kann es ja in die Endrunde gehen.“
    Nach kurzem Verschnaufen betraten sie die Kristallgrotte.
    Wie so ziemlich alles, bestand auch diese aus reinem, glasklarem Mineral und wirkte diesmal nicht nur heilig, sondern regelrecht zerbrechlich. Wenn man es nicht besser wusste, dann könnte die Grotte durchaus mit hauchdünnem Glas bedeckt sein. Glücklicherweise war Kristall dann doch ein wenig robuster, wenn auch nicht wirklich stabil. Aber er war hier drinnen so fein und spiegelglatt, als hätte ihn tatsächlich jemand zurecht geschliffen.
    Wieder einmal befand sich Mandy im schützenden Zentrum ihrer Truppe, ausnahmsweise zu Fuß. Sogar der Boden bestand hier aus Kristall, im Gegensatz zu Wänden und Decke jedoch schroff und uneben, andernfalls wäre aus ihrem Marsch wahrscheinlich ganz schnell eine Zitterpartie auf Glatteis geworden. So aber konnten sie sich konzentrieren, obwohl auch der Schalleffekt in dieser Kristallhöhle hin und wieder abzulenken vermochte. Deshalb wurde es nie vollkommen still, selbst ihr fast todbringendes Schweigen konnte das nicht verhindern.
    Sie gingen mehr als übertrieben langsam und vorsichtig, wie Mandy eingestehen musste. Sie selbst hatte davon abgelassen, ihr Schwert zu ziehen, dafür taten

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