Crystall (German Edition)
das ausnahmslos alle, die in einem Schutzring um sie herum liefen. Davon übernahmen Sator, Lyhma und zwei Echsenwesen die Führung. Auch ohne genau hinzusehen, konnte Mandy ihre Nervosität deutlich wahrnehmen. Der perlende Glanz auf deren Stirn kam bestimmt nicht vom Laufen und die peinlich genauen Blicke in sämtliche sichtbare und unsichtbare Winkel dieser Grotte dienten ganz sicher nicht dazu, die Halsmuskel zu erwärmen. Nein, sie rechneten mit jeder nur denkbaren Gefahr und es war bald zu erkennen, dass sich niemand in ihrem Trupp auch nur annähernd auskannte.
Die detaillierten Beobachtungen überließ Mandy den anderen, sie selbst besah die Höhle mit mehr neugierigen Blicken und verbesserte ihre Gedanken bald auf eine ausgewachsene Grotte. Durch eine Höhle lief man keine viertel Stunde und mehr.
Bis hierher erlag sie den Zweifeln, dass jene Grotte von der Natur geschaffen sein konnte. Gut, in Breite und Höhe war sie nicht ausgemessen, das wechselte von Minute zu Minute und auch die Form blieb nicht üppig, ganz im Gegenteil. Dennoch, selbst wenn diese verwinkelt und gebogen oder dergleichen war, blieb der Kristall immer klar und völlig glatt, geradeso, als befänden sie sich in einem Glasgewölbe.
Noch nie zuvor hatte Mandy eine wirkliche Grotte betreten und sie war erstaunt über die Geräusche, die hier drinnen erklangen. Sie musste sich eingestehen, dass sie alleine wahrscheinlich schon wieder die Nerven verloren hätte. Mochte es auch nur ein Wassertropfen sein, der zu Boden plätscherte, dieser Laut hallte so verzerrt und unglaublich bizarr zwischen den Wänden, dass der Ursprung hätte alles mögliche sein können, nur kein Wasser.
In Sekunden vollkommener Stille spürte Mandy, wie sie ihrem Herzschlag lauschte und jeder Schritt in den Ohren widerhallte. In dieser Zeit war sie abgelenkt und so unpassend oder kindisch dieser Gedanke auch sein mochte, aber genau diese Konzentrationsschwäche würde sie immer von einer wahren Kriegerin trennen. Ehrlich gesagt, sie wusste nicht, ob sie überhaupt eine sein wollte.
Vor ihr stoppte der Zug so plötzlich, dass Mandy beinahe aufgelaufen wäre und sie einen Moment um ihr Gleichgewicht haderte. Sie tat ihr bestes, sich nichts anmerken zu lassen und trat an Sators Seite, um den Grund für die Rast zu erfahren. Sie erkannte ihn als eine Weggabelung mit drei Armen.
Tiefes Gemurmel und Seufzen drang durch die Reihen.
„Ich wusste immer, ihr kennt euch hier perfekt aus“, versetzte Mandy spöttisch. Sie hatte ihre Stimme weit gesenkt, dennoch erklang sie schallend und überaus deutlich.
Sator verstand den Seitenhieb sehr wohl und grinste nur schief. „Es wäre ja irgendwie unlogisch. Wenn alle von diesem Ort wüssten, dann gebe es wahrscheinlich keine Sicherheit für das Kristallrelikt.“
„Aber ihr seid euch sicher, dass dies die richtige Grotte ist?“ Mandy zog eine Augenbraue fragend in die Höhe.
„Ich kann mir vorstellen, wie kompliziert das alles für dich klingen muss“, antwortete Maxot – der kleine Troll machte es sich auf Nirrkas Schulter gemütlich. „Doch vertrau uns einfach.“
„Fein, aber das ändert nichts an unserem Problem.“
Sator zuckte mit den Schultern. „Es kann doch nicht so bedeutend sein, welchen Weg wir nehmen. Sie führen sicher alle ins Zentrum.“
„Irgendwie einleuchtend“, erwiderte Nirrka ironisch.
„Hast du eine bessere Idee?“
„Hört endlich auf, euch die Haare zu raufen“, belehrte Nawarhon ärgerlich. Seine Miene bewies aber, dass er nicht wirklich zornig war. „Ich finde, Sator hat gar nicht so unrecht mit seiner Theorie ... so ungern ich das auch zugebe.“
„Schon klar.“ Sator verzog das Gesicht.
Lyhma verdrehte die Augen. „Hört auf euch zu zanken.“ Dabei musterte sie gerade ihren Bruder ermahnend. „Dieses Höhlensystem wurde nicht dazu erschaffen, um uns in die Irre zu führen, das kann ich nicht glauben. Schließlich war niemals geplant, dass irgendein sterbliches Wesen hierher gelangt. Wozu also ein Labyrinth?“
„Um für den Fall vorzusorgen, dass doch jemand kommt?“, entgegnete Mandy kleinlaut.
Ferax schnaubte verächtlich. „Musst du wieder alles von der schlechten Seite sehen.“
Mandy blinzelte verwirrt.
„Na schön, wir finden also keinen gemeinsamen Nenner“, stellte Sator überflüssigerweise fest. „Was tun wir jetzt: EneMeneMuh?“
„Blödsinn“, meinte der Prinz und grübelte. „Wir gehen einfach in einen Gang und werden sehen, was
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