Crystall (German Edition)
Erstarrung zu lösen. Sie wusste nicht, wie sie es anstellte, aber es gelang ihr im rechten Moment. Die Sache wurde zu Millimeterarbeit.
„Schieß!“, rief Mandy mit überschnappender Stimme. Alle Hoffnung und gleichzeitig jedes Entsetzen lag darin. Mit der Kraft der Verzweiflung wirbelte sie herum, rannte ein gutes Stück davon und ...
Ohne Nirrka hätte sie die Bestie mühelos zerfetzt. Das ehemalige Sklavenmädchen visierte nur kurz an und schoss ihre letzte Kugel in Richtung Mandy.
Die hatte nur noch einen Gedanken übrig. Ihr Plan konnte nur aus allergrößter Hoffnungslosigkeit geboren sein. Eigentlich hätte er niemals funktionieren dürfen. Was ein Gerede von Sekunden gewesen war, bedurfte normalerweise eines tagelangen Trainings und einer perfekt strategischen Abstimmung. Nichts davon passte in ihren Fall.
Wie hieß es in einem Sprichwort? Das Glück ist immer mit dem Dummen.
Mandy musste jedenfalls sämtliche Schutzengel auf ihrer Seite haben. Sie sprang im perfektesten Moment ab, sah sogar noch aus den Augenwinkeln, wie die gewaltigen Pranken der Kreatur auf sie einstachen. Natürlich genügte ihr Schwung nicht, um einer meterhohen Bestie zu entgehen, aber auch Nirrka hatte Präzision bewiesen. Ihre Kugel fraß sich hinter Mandy in den Boden, in jener wie abgemessenen Distanz, aus der die Detonation für das Mädchen nicht gefährlich wurde.
Mandy hörte einen Knall und die daraus entspringenden Flammen, danach erfasste sie eine unglaubliche Druckwelle, schleuderte sie noch einmal in die Höhe und mit dreifacher Geschwindigkeit. Mandy flog aus der Gefahrenzone und relativ weich zu Boden. Sie verletzte sich ein wenig das Handgelenk, was sie aber nicht im Mindesten beeindruckte, nicht jetzt. Hastig rollte sie sich herum, um dem Schauspiel nicht zu entgehen.
Die Bestie schlug ins Leere, fauchte wie ein wütender Panther und verlor vollkommen die Übersicht. Die Explosion konnte ihr nichts anhaben, doch die Flammenwand und der dazu aufgewirbelte Schleier aus Dreck und Geröll verwehrten ihr jegliche Sicht.
Die Kreatur rannte geradewegs in den Säuresee.
Mandy atmete bereits auf und verfolgte die Szene mit weit aufgerissenen Augen.
Wie ein Eisklumpen klatschte das Monster in die brodelnde Flüssigkeit, schrie dabei brüllend auf und versuchte vergeblich, die Schwingen auszubreiten. Die Natur der Fallgeschwindigkeit war eben schneller als die Bewegung des Ungeheuers. Machtlos stürzte es hinein, zu den Seiten spritzten gewaltige Fontänen in die Höhe. In Sekunden tauchte der ganze Leib unter und blieb verschollen.
Mandy blinzelte ungläubig. Sie konnte nicht fassen, dass es vorbei war. Der ganze See hatte die Bestie verschlungen. Zurück blieb nur ein Dampfen und Zischen, als hätte jemand ein Stück Fleisch aus großer Höhe in einen riesigen Topf mit kochendheißem Fett geworfen.
Der Tümpel brodelte und spie ätzende Galle aus, als wäre er in Aufruhr. Die Oberfläche der seltsamen Flüssigkeit glich einer aufgepeitschten See.
Mandy wartete einen Moment, beruhigte ihren Atem und stand schließlich mit einem Ruck auf. Auch jetzt interessierten sie die sämtlichen Verletzungen kein Stück, dafür rasten ihre Gedanken viel zu sehr durcheinander.
Gemächlich ging sie am Rande des mit Sud gefüllten Beckens entlang, betrachtete ihn unentwegt, als könne sie noch immer nicht glauben, was geschehen war. Eine Welt hatte sich verändert. Der Tümpel schwappte und brodelte nach wie vor, doch Mandy spürte nichts als Ruhe. Kein Geräusch der Natur konnte das ändern, solange nur das Grollen der Bestie erloschen blieb. Mit einem Mal fühlte sie sich gut, befreit. Sie hatten es geschafft.
Endlich vorbei!
Mandy schlang die Arme um den Körper, als wolle sie sich wärmen. Mit einem müden Lächeln trat sie an Nirrkas Seite, ohne den Tümpel aus den Augen zu lassen.
„Unglaublich, nicht.“
Mandy nickte, ohne das Mädchen dabei anzusehen. „Du warst sehr gut. Dein Schuss hat unser aller Leben gerettet. Ich danke dir.“
Nirrka machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dein Plan. Außerdem hast du bestimmt die größeren Ängste ausgestanden.“
Nun drehte sie sich endlich zu Nirrka herum und lächelte voll Glück und Wärme. „ Wir haben es vollbracht.“
Die Mädchen schlugen sich in die Hände.
Irgendwie entspannte Nirrka die Schultern und atmete genüsslich aus. „So, dann gehen wir jetzt mal nach Hause, oder? Die anderen werden Augen machen, sage ich dir.“
Mandy lachte erleichtert. „Wie
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