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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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starrte sie immer wieder in die Richtung, aus der die Kreatur kommen würde.
    Stillschweigend standen die Mädchen da, Lippen formten lautlose Worte, Hände bebten, Füße traten unruhig auf und ab, die Köpfe rauchten sprichwörtlich.
    Minuten vergingen und schließlich ertönten die stampfenden Schritte des Feindes, sein grauenvolles Brüllen.
    „Verflucht, lass dir was einfallen“, drängte Nirrka.
    Mandy dachte verzweifelt nach. Schweiß glänzte auf ihrer Stirn, ihre Hände zitterten, als wäre sie auf Entzug. Obendrein lenkten sie die Geräusche der allmählich näherkommenden Bestie zeitweise ab.
    „So tu doch etwas.“
    „Okay.“ Mandy zählte bis drei, versuchte, sich zu beruhigen und biss ungeduldig auf ihrer Unterlippe herum. „Hast du noch einen von diesen Explosivmurmeln?“
    „JJa“, stotterte Nirrka aufgebracht. „Aber...“
    Mandy trat einen Schritt auf das ehemalige Sklavenmädchen zu und flüsterte ihr den Plan ins Ohr, aus Angst, die Kreatur könne sie belauschen.
    Nirrkas Augen weiteten sich mit jeder weiteren Erklärung. „Das ist ja verrückt.“
    „Fällt dir was Besseres ein?“
    Nirrka rang mit der Antwort, bis zu dem Moment, in dem die Bestie zwischen den Bergen hervor trat und die Mädchen aus finsteren Augen ansah. Sie schnaubte verärgert. „Na schön, tun wir es.“
    Mandy nickte. „Konzentrier dich, es ist die letzte Chance, die uns bleibt.“ Damit lief sie los, trat an den brodelnden See heran und stellte sich mit dem Rücken zu ihm. Dann schrie sie lauthals. „Komm schon, du dumme Kreatur! Hierher, zerreiß mich doch, wenn du dich traust!“
    Selbstverständlich war Nirrka in ihren verrückten Plan eingeweiht, trotzdem sog sie scharf die Luft ein und zuckte unweigerlich zusammen. Doch schließlich stellte sie sich auf die angewiesene Position, zog ihre Schleuder hervor und machte sie feuerbereit. Wohlbemerkt, es handelte sich um die letzte Explosivkugel, die sie bei sich führte. Ein Versuch, eine Hoffnung, keine zweite Chance.
    Mandy blieb wie versteinert vor dem brodelnden Tümpel stehen, warf einen Blick auf Nirrka, die ebenso nervös zu sein schien und vergewisserte sich, dass sie alle Anweisungen befolgte. Ihre Unsicherheit war nicht zu verkennen und machte sie selbst obendrein noch angespannter. Wenn Nirrka einen Fehler machte, dann hatten sie ziemlich große Probleme im Nacken.
    Aber sie vertraute dem Mädchen.
    Sie musste es!
    Wie von Sinnen begann Mandy zu toben und am Ort zu springen. „He, verdammte Bestie, wo bleibst du! Komm schon oder bist du feige?“
    Die Kreatur schien ihre Worte auf irgendeine Weise aufzunehmen, denn sie schnaubte wütend und scharrte mit den Krallen angriffslustig über den Steinboden.
    Mandy sprang weiter auf und ab, wedelte mit den Händen und schnitt Grimassen. „Teufelsbrut, Ausgeburt der Hölle! Du willst mich doch, ich warte!“
    „Vielleicht ... vielleicht solltest du es nicht ... so übertreiben“, stammelte Nirrka und wechselte nervöse Blicke zwischen ihrer Freundin und dem Ungetüm.
    „Ich weiß schon, was ich tue“, erwiderte Mandy überzeugt, fügte jedoch gedanklich hinzu: Das hoffe ich jedenfalls. Sie sprach es nicht laut aus.
    Plötzlich schoss die Bestie heran!
    Es geschah so abrupt, dass Mandys Herz einen erschrocken, heftigen Satz machte. Das Untier war im Bruchteil einer Sekunde da, für Mandy zog sich die Zeit zu einem Band der Ewigkeit. Sie kam sich vor, als wolle sie einen Fluss mit tiefem Teer durchwaten. Aber so sehr sie sich auch bemühte, die zähe Flüssigkeit gab nicht nach.
    Und Mandy jagten sämtliche Gedanken durch den Kopf, was nun alles schief gehen musste. Sie zweifelte daran, dass Nirrka so rasch reagieren würde. Die Kreatur brauchte sie nur zu rammen und alles wäre aus.
    Wie hypnotisiert starrte sie dem Eiswesen entgegen, würgte bittere Galle herunter und spielte nervös mit den Fingern herum. Was sollte sie jetzt noch tun? Mandy spürte den Windzug, der die Bestie wie ein tödliches Geschoss begleitete, ihren eisigen Atem, dass sich jedes Härchen im Nacken aufstellte und elektrisch geladen schien.
    Mit einem Grollen donnerte der Todesengel heran, die Krallen ausgestreckt, um das Opfer einfach aufzuspießen. Er lief nicht einmal, sondern raste wie schon vorhin im Gleitflug dahin. Die zweihundert Meter schmolzen blitzschnell zusammen.
    Jetzt, Nirrka! Mach schon, reiß dich zusammen , dachte Mandy schaudernd. Dabei hatte sie selbst alle Hände voll zu tun, sich rechtzeitig aus ihrer

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