Crystall (German Edition)
als wenn zwei Unsterbliche miteinander fochten, bis zum Tode. Aber beide werden immer wieder aufstehen und weiterkämpfen.
Ein ewiger Kreis und Mandy wusste nicht, wie sie diesen durchbrechen sollte. Eigentlich konnten sie gar nichts mehr tun, lediglich das Ende abwarten. Der Säuresee war wirkungslos und die beiden Mädchen besaßen keinerlei brauchbare Waffen, nichts, was dem Monster auch nur im Entferntesten etwas anhaben würde.
Mandy konnte hören, wie Nirrka an ihrer Seite allmählich die Verkrampfung löste und tief Luft holte. „Wir werden das Biest einfach ein zweites Mal in den See werfen und die paar Minuten nutzen, um zu fliehen.“ Die wenigen Worte mussten sie alle Beherrschung kosten, ein unüberhörbares Flackern lag darin.
Abermals wich Mandy einige Schritte zurück, obwohl sie genau wusste, wie zwecklos das war. „Damit erreichen wir gar nichts. Wir würden es maximal bis zu den Bergen schaffen und das Biest weiß mittlerweile genau, dass es nur diesen einen Weg gibt. Wir können nicht entkommen. Ich werde hier kämpfen und hier sterben, wenn nötig. In den Pässen der Berge wären wir aufgeschmissen.“
„Klingt, als ob du dir das reichlich überlegt hättest“, hoffte Nirrka.
Mandy wiegte unschlüssig den Kopf auf die Seite. „Ehrlich gesagt, ich bin mit aller Weisheit am Ende. Wir sind ihm schutzlos ausgeliefert.“ Sie bemerkte es nicht einmal selbst, aber sie grub ihre Finger noch fester in Nirrkas Hand.
Wahrscheinlich nicht grundlos. Sie musste spüren, dass sie nicht die geringste Chance hatten und Gnade konnten beide nicht erwarten – jedenfalls nicht mehr.
Die Bestie bebte vor Zorn!
Mandy hatte schon Raserei erlebt, die über pure Mordlust weit hinaus ging. Aber das hier war völlig anders. In den Augen der Kreatur brannte das Fegefeuer der Hölle, ihr Schwanz schlug heftig auf und ab, als könne allein diese Bewegung das Schweben ermöglichen. Ihr Körper. Der Versuch, sie in dem kochenden See zu ertränken, musste die Wut geschürt haben und zwar alle , die sie besaß, ob offensichtlich oder nicht. Das Maul war bis zum Zerreißpunkt geöffnet, ein abgrundtief böses Grollen erklang, ein Laut, der schon fast wieder an einen Schrei erinnerte, insofern das bei einer so tiefen Stimmlage überhaupt möglich war. Der Titanenleib wurde hin und her geworfen, zitterte und wand sich, als müsse das Wesen teuflische Schmerzen erleiden. Die Arme peitschten in blindem Zorn umher, Tentakel von gigantischen Ausmaßen. Sie pfiffen durch die Luft und schlugen dann wieder krachend gegen die Felswände. Es gab ein Bersten und Zittern. Kleinere und größere Trümmer prasselten zu Boden. Nichts konnte den Wutlauf noch stoppen.
Und das machte das Wesen gefährlich und unberechenbar. Nein, das hier war keine Kreatur, die etwas Höheres geschickt hatte und die lediglich einen Auftrag erfüllte. Sie verdiente kein Mitleid und kein Gewissen. Sie war ein Dämon aus der Hölle, der verkörperte Satan, ein Wesen, das kein Gut und Böse kannte, sondern einfach zerstörte und das ohne Rücksicht.
„Sieh dich bloß vor“, mahnte Mandy, obwohl sie insgeheim bereits abgeschlossen hatte. Jetzt gab es nichts mehr, was sie diesem zorngeladenen Teufel entgegensetzen konnten.
Aber sie würden nicht kampflos sterben.
Die Bestie aus dem Eis brüllte, breitete die Schwingen aus und jagte aus dem Ruhezustand heraus unmittelbar auf ihre Opfer zu.
„Runter!“, schrie Nirrka in heller Panik.
Die Mädchen ließen sich einfach fallen, für Überlegungen blieb keine Zeit. Wie ein Raketengeschoss donnerte das Untier herbei und Zentimeter über den Boden, sodass Steingeröll von der Erde abhob.
Mandy fühlte den Windzug, der um Haaresbreite über sie hinwegfegte. Danach sprang sie rasch auf die Füße, half auch Nirrka hoch und drehte sich dem Monster entgegen.
Die Bestie raste glattweg gegen eine Bergwand, brachte sie wie Glas zum Einsturz und machte im Flug kehrt, als wäre nichts geschehen.
Sie änderte die Taktik.
Mandy und ihre Gefährtin keuchten vor Entsetzen, als der Dämon diesmal vor ihnen absetzte und auf Kraft, statt Schnelligkeit plädierte.
„Was hat es vor?“
Mandy zuckte mit den Schultern und spannte sich instinktiv. Der Angriff konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wenn der kam, mochte er endgültig sein.
Die Bestie blähte die Nüstern, woraufhin eine eisige Kältefontäne hervor stieß, wie der Flammenatem eines Drachen. Die Wolke hüllte die Mädchen ein wie nebliger
Weitere Kostenlose Bücher