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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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wie sie es gerne hätte. Wenn sie diesen Begriff mit etwas Fantasie betrachtete, dann war dies tatsächlich ein Land, in dem es keine Seen geben würde. Nein, eher war es das blanke Gegenteil.
    Mandy drehte sich überflüssigerweise im Kreis, und deshalb, weil sich ihre Landschaft in der ganzen Stunde nicht einmal verändert hatte. Wohin ihr Auge sah – Sand.
    Richtig, sie waren in der Wüste gelandet!
    Mandy fiel es schwer, das angesichts der sonst so fruchtbaren, paradiesischen Landschaft zu akzeptieren. Aber es war so, seit sie ihren Fuß aus dem Tempel genommen hatte, war darunter nichts anderes als Sand. Gut, anfangs hatten sie noch Hoffnung gehabt, denn der Weg bestand aus Schotter, Kies und getrampeltem Sand, der allmählich immer weicher und dicker geworden war, bis der Weg schließlich und letztlich gänzlich zu einer Wüste wurde, die Maxot scheinbar nicht besonders kannte. Da sich der Troll aber bisher jeden Kommentars entzogen hatte, verzichtete sie auf eine entsprechende Frage. Doch nun war es zu viel. Eine Stunde war vergangen, in der sie nichts weiter getan hatten, als schweigend durch den knöchelhohen, teilweise kniehohen Sand zu waten. War es jemandem schon einmal passiert, durch Schlamm kämpfen zu müssen, der bis zu den Waden reichte? So ähnlich war auch das Gefühl in dieser Wüste. Es gab in ihr bequem begehbare Stellen, doch die schien Maxot wohl geschickt zu umgehen. So kam es, dass sich die beiden Freunde mühsam durch die Sandfluten kämpften. Mehr als nur einmal wären sie fast gestürzt oder stecken geblieben.
    Das Mädchen verstand – Herrgott im Himmel! – einfach nicht, weshalb sie hierher geraten waren, noch dazu ohne Aussicht auf ein Ende. Warum hatte Maxot den Fehler nicht gleich bemerkt? Sie sprach ihren Gedanken auch laut aus.
    Der Troll – übrigens hätte er bei seiner Größe schon längst ersoffen sein müssen, aber irgendwie schien er über den Sand zu schweben – zuckte nur müde mit den Schultern. „Was fragst du mich? Du bist plötzlich los gestürmt und hast die Führung übernommen. Du warst so überzeugt von deinem Tun, dass ich annahm, du weißt, was du da gerade abziehst. Ich glaubte, du kennst den Weg, ist ja alles möglich.“
    „Du hast...“ Mandy seufzte und ließ sich verzweifelt durchhängen. Einen Augenblick kam in ihr der Impuls auf, Maxot anzubrüllen, doch sie beherrschte sich im letzten Moment. Der Kleine konnte nichts dafür, obendrein hatte er gar nicht so unrecht. Irgendetwas schien sie die letzte Stunde angezogen zu haben. Etwas ließ sie glauben, auf dem richtigen Weg zu sein. Keine Ahnung, woher sie diese Erkenntnis nahm.
    „Ich kenn mich hier überhaupt nicht aus, Mandy. Entweder, du weißt wirklich, was du tust ... oder wir sitzen fest, fürchte ich.“
    „Ich...“ Mandy schluckte ihre gewählten Worte herunter und zwang sich zu einem Lächeln. „Na ja, vielleicht führt uns diese seltsame Stimme doch noch zu einem Ziel.“
    „Nach Ihnen, Euer Weisheit“, grinste Maxot und machte eine Verbeugung.
    „Sehr komisch“, versetzte Mandy und übernahm wieder die Führung. „Deine Witze waren auch schon mal besser.“
    Sie wanderten eine weitere halbe Stunde durch die Wüste, unerbittlich Düne rauf und wieder runter. Mandy wurde der Sand beinahe zu viel. Das goldene Meer zog sich in die Unendlichkeit, nahm kein Ende. Vom Himmel schien eine gnadenlose Sonne, die scheinbar den ganzen Tag im Zenit stand und niemals an Intensität nachgab. In voller Hitze und Pracht füllte sie dieses trockene Land mit grellem Licht und unerträglicher Wärme. Irgendwann war es so weit, dass sich die Sonne um sie herum drehte, ihr Blick allmählich verschwamm und die Kräfte erlahmten. Sie spürte eine unüberwindliche Schwere in den Beinen und sie stolperte mehr, als sie ging. Es fehlte nur noch ein winziges Stück, damit ihre Hände wie bei einem Affen ebenfalls über den Boden schleifen.
    Maxot lief auf gleicher Höhe neben ihr, manchmal war er sogar schneller. Sie hatte keine Ahnung, woher dieser Knirps solche Kraftreserven schöpfte. Aber sie war zu ausgelaugt, um eine entsprechende Frage zu stellen. Der Troll war jedenfalls quick lebendig, er lief so elegant wie noch vor Stunden, als sie aufgebrochen waren.
    Mandy atmete sichtlich schwerer und sie musste sich jetzt immer häufiger mit dem Handrücken über die Stirn fahren, damit der Schweiß sie nicht blind machen konnte. Unglaublich, dachte sie, es gab Menschen, die konnten tagelang durch die Wüste

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