Crystall (German Edition)
sind.“
„Und das heißt, wir sind in Gefahr“, vollendete Maxot und nickte bekräftigend.
„Oh je“, machte Mandy und verstaute den Kristall wieder unter der Kleidung. „Wir haben da wohl ein mächtiges Problem. Hast du eine Ahnung, welches genau?“
Maxot zuckte mit den Schultern. „Nicht die geringste. Aber eines ist mal sicher, die schwarze Brut dürfte es nicht sein. Ein Wüstenvolk vielleicht?“
„Gar nicht so abwegig“, brummte Mandy und stand plötzlich mit einem harten Ruck auf. „Na ja, solange diese finsteren Bastarde nicht unseren Weg kreuzen, haben wir ja Glück. Mit ein paar Tuaregs werden wir schon fertig werden.“
„Was soll das sein?“
„Hm? Oh, das sind nur Namen für Wüstenvölker unserer Heimat. Vielleicht nicht jedermanns Freund, aber immerhin betreiben die keine schwarze Magie.“ Das hoffe ich jedenfalls , fügten ihre Gedanken hinzu.
Maxot war von Mandys Ansturm kein Stück begeistert. „Mag sein, aber wir sollten trotzdem kehrt machen. Wir können mit Nawarhon hierher zurück kommen.“
Sie musterte ihn, als hätte er einen schlechten Scherz gemacht. „Das ist nicht dein ernst, Maxot? Also, ich kann dir mindestens fünfzig Gründe nennen, die gegen Flucht sprechen.“
„Und die wären?“
Mit mir nicht . Mandy hatte nur auf diese Frage gewartet, um endlich hervor sprudeln zu können. „Pass mal auf, eure Welt neigt sich dem Ende, weiß der Himmel, wie viel Zeit uns noch bleibt. Und bis wir die Karawane – wenn sie denn überhaupt existiert – gefunden haben und wieder hier sind, kann alles schon zu spät sein. Maxot, wir haben den dritten Kristall doch nicht aus Spaß geholt. Endlich zeigt er uns, was wir tun müssen, und du willst kneifen? Ich verstehe dich ja, ich habe bestimmt mehr Angst als du jemals hattest, aber ... aber, das ist eine einmalige Chance. Keiner von uns beiden kennt diese Wüste, wir finden vielleicht gar nicht mehr an diese Stelle zurück, sollte der Kristall außer Reichweite sein. Außerdem...“ Mandy klopfte leicht auf die Stelle ihrer Kleidung, unter der jener Kristall verborgen war. „Außerdem haben wir eine gute Waffe.“
Maxots Gesichtsausdruck sprach Bände und machte eigentlich deutlich, was er von der Idee hielt. Dann seufzte er nur und gab nach. Wahrscheinlich leuchteten ihm Mandys Worte irgendwie ein. Zudem überzeugte ihn ein wenig, dass Mandy noch mehr Angst hatte, als er. Sie erkannte ihren Nachteil und würde ihn zum Positiven nutzen können. Angst konnte zwar lähmen, aber auch vor überstürzten Fehlern bewahren. „Na schön.“
„Du bist super“, jaulte Mandy wie ein kleines Kind und wirbelte den Troll durch die Luft.
„Heda, lass den Quatsch“, brummte Maxot, dem Übel nahe. Er verschnaufte erleichtert, als er wieder Boden unter den Füßen spürte.
Mandy fuhr abrupt herum und rannte wenige Schritte die nächste Sanddüne empor. Und endlich sah sie, was ihr neue Hoffnung gab.
Am Horizont glänzten schwache Schemen von etwas, das hoffentlich nicht aus Sand bestand. Sie wusste nicht zu sagen, ob es sich um eine Einbildung handelte, aber so daneben konnte der Kristall doch nicht liegen.
Schweigend brachen sie auf. Was einem Zehn -Minuten-Marsch geglichen hatte, wurde zu einer vollen Stunde. Es schien beinahe unmöglich, war aber Tatsache. Trotz ihres angestrengten und raschen Laufes, da hier die Wüste eher eben statt hügeldurchzogen war, wurde die Strecke länger und länger. Nach der ersten halben Stunde hatte Mandy sogar die Vermutung gehabt, die Silhouetten wären kein Stück angewachsen oder auch nur näher. Doch mit einem Ziel vor Augen blieb der Wille eisern. Sie sickerten zwar noch immer tief in den Sand ein, konnten aber aufgrund der Ebene die Kräfte besser einteilen. Trotzdem wusste sie hinterher nicht, woher sie diese zusätzliche Ausdauer genommen hatte. Vorhin war sie völlig fertig gewesen und auch jetzt waren die Beine schwer wie Blei, der Gaumen trocken wie Staub. Aber da war etwas, das ihre Kraftreserven mobilisierte. Ob das auch der Kristall war?
Nach jener guten Stunde waren sie nicht im Mindesten dem Ziel nahe, aber wenigstens waren die schwarzen Konturen nun angewachsen, deuteten auf eine ganze Reihe von Zelten hin. Wenn diese Zeichen noch immer eine Fatahmorgana hätten sein sollen, dann wäre sie ja am Rande des Todes gewesen. War sie aber nicht.
Neuerliche dreißig Minuten verstrichen, ehe sie dem Lager so nahe waren, dass sich beide hinter Sanddünen verkriechen mussten. Mandy war
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