CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
zersprungen, ein paar Scherben steckten noch im Rahmen, aber der Großteil der Splitter war durch den Raum geflogen und hatte sich auf dem Boden verstreut.
Kim war mitten im Raum an einen Stuhl gefesselt. Er hatte ein paar kleine Schnittwunden im Gesicht, aber ansonsten schien er unverletzt zu sein. »Holen Sie mich hier raus!«, zischte er Eskandani zu.
Eskandani sah sich nach der Kamera um. Er sah zwar keine, aber das hatte nichts zu bedeuten. Wahrscheinlich war sie in einem der Spinde versteckt und überwachte Kim durch ein Nadelöhrobjektiv.
»Das kann ich leider nicht, Sir«, entgegnete er. »Dr. Sinhurma hat sehr deutlich auf die Konsequenzen hingewiesen, falls ich versuchen sollte, Sie zu befreien.« Er sah sich noch einmal um, dann bückte er sich und legte die Formulare und den Stift auf den Boden.
»Was wollen Sie dann hier? Und was haben Sie da hingelegt? Lösen Sie doch wenigstens die Fesseln!«
»Beruhigen Sie sich, Sir«, entgegnete Eskandani. »Wir tun unser Bestes, um Sie hier rauszuholen, aber jetzt müssen Sie erst einmal Ruhe bewahren. Diese Papiere hier sind Formulare, die Dr. Sinhurma von Ihnen unterschrieben haben möchte. Und ich rate Ihnen, das zu tun.«
»Was? Formulare? Das ist doch alles verrückt! Er ist verrückt … Und wie soll ich unterschreiben, wenn meine Hände gefesselt sind?«
»Es wird gleich jemand kommen, der sich um Sie kümmert. Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass der Doktor diesen Raum überwacht?«
»Ich … ja.« Kim schaute nervös zu den Spinden. »Aber ich glaube nicht, dass er uns hören kann – die Kamera kann nur Bilder aufzeichnen.«
»Gut. Dann spielen Sie erst einmal mit. Wir geben unser Bestes.«
Eskandani drehte sich um und verließ den Raum. Als ihn die Kamera nicht mehr erfassen konnte, griff er in seine Weste und holte einen BlackBerry-PDA hervor, den er im Flur auf den Boden legte. Dann ging er rasch weiter und machte die Tür hinter sich zu.
Horatio wartete.
Nach einer Weile ging endlich die Tür von Sinhurmas Haus auf, und sein Bote kam heraus. Ein paar Sekunden später war er bereits in dem anderen Haus. Horatio gab ihm noch ein bisschen Zeit, dann wählte er mit Delkos Handy den PDA an, den Eskandani im Flur zurückgelassen hatte.
Es klingelte. Einmal, zweimal, dreimal. Horatio wartete.
Beim elften Klingeln wurde das Gespräch angenommen.
»Hallo, Jason«, sagte Horatio.
Schweigen.
»Ich weiß nicht, was Ihnen der Doktor gesagt hat«, fuhr er fort, »aber ich kann nicht glauben, dass jemand mit Ihrer Intelligenz eine Entscheidung trifft, ohne genauestens über alle Fakten informiert zu sein.«
Immer noch keine Reaktion. Horatio wartete ab.
Schließlich sagte Jason: »Ich sollte gar nicht mit Ihnen reden.« Er klang zornig, misstrauisch, trotzig. Wie ein Teenager, der wusste, dass er im Unrecht war, es aber nicht zugeben wollte.
»Warum? Weil ich das leibhaftige Böse bin? Weil ich Sie nur anlüge und versuche, Sie zu verwirren?«, fragte Horatio.
»So in etwa.«
»Das klingt sehr nach dem Doktor, Jason. Mir war nicht klar, dass Sie das Denken mittlerweile anderen überlassen.«
»Das Denken wird extrem überbewertet, Horatio«, entgegnete Jason, und plötzlich klang er gar nicht mehr zornig, sondern eher müde und erschöpft. »Ich habe mein Leben lang nachgedacht. Und was passiert, wenn man die ganze Zeit nachdenkt? Man tut nichts. Man verbringt so viel Zeit mit der Grübelei, dass man darüber das Hier und Jetzt vergisst. Das Leben zieht an einem vorbei. Das Wissen hat keinen Wert, wenn man nicht handelt.«
»Und was ist mit dem Leben selbst, Jason? Hat das noch einen Wert für Sie? Denn Sie sind drauf und dran, es wegzuwerfen.«
Jason lachte bitter. »Das Leben ist nicht für alle das Gleiche, Horatio. Mein Leben war nicht viel wert, bevor ich Ruth begegnet bin – früher bin ich manchmal zum Friseur gegangen, nur um die Hände einer Frau auf meiner Haut zu spüren. Und dann wurde alles anders, das Leben war schön, zu schön. Es war wie ein Traum, und dann wurde es plötzlich zum Albtraum. Sie war tot, und für mich gab es nur noch Leid und Schmerz. Ich wollte nur, dass das alles aufhört. Und der Doktor hat mir geholfen, sie alle haben mir geholfen – sie waren für mich da.«
»Ich weiß, Jason. Das verstehe ich …«
»Tun Sie das? Tun Sie das wirklich? Dr. Sinhurma sagt, es war Ihre Schuld! Er sagt, Ruths Tod sollte eine Warnung für uns sein, weil wir eine Bedrohung des Status quo darstellen. Weil wir Außenseiter
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