CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
hatte inzwischen ein großes Loch in die Wand hinter der Toilette gesägt und ein Rohr bis zur Decke freigelegt. Es war aus Kupfer, aber nur ein kurzes Stück lang, dann ging es in ein PVC-Rohr über.
Calleigh schob grinsend ihre Schutzbrille hoch. Ihr Gesicht und ihre Arme waren mit Staub und Krümeln von der Steinmauer bedeckt. »Naja, es reicht wohl noch nicht für eine eigene Handwerker-Doku-Soap, aber ich denke, ich habe gefunden, wonach wir suchen.« Sie zeigte auf einen Fleck auf dem Kupferrohr gleich unterhalb der Anschlussstelle.
Horatio trat näher. »Ein Brandfleck – und …«
»… Werkzeugspuren«, sagte Calleigh. »Ich glaube, an dieser Stelle war irgendetwas angebracht – wahrscheinlich eine Art Klemme. Und ich kann dir auch sagen, wie sie sich Zugang zu dem Rohr verschafft haben.«
Sie ging Richtung Küche und gab Horatio einen Wink, ihr zu folgen. Auf der Rückseite der Toilettenwand hing ein Erste-Hilfe-Kästchen. Calleigh nahm es ab, und dahinter kam eine kleine Sperrholzplatte zum Vorschein, die mit Schrauben an der Wand befestigt war. »Diese Platte wurde wahrscheinlich vom Klempner eingesetzt, nachdem er ein Loch in die Wand gebohrt hatte, um Zugang zu dem Rohr zu bekommen. Das Kupfer sieht ziemlich neu aus – vielleicht wurde dieses Stück nach einem Rohrbruch auch ausgetauscht.«
»Oder es wurde aus einem ganz speziellen Grund eingesetzt«, überlegte Horatio. »Versuche bitte herauszufinden, wann diese Reparatur vorgenommen wurde – und die Sperrholzplatte, das Erste-Hilfe-Kästchen und das Kupferrohr müssen ins Labor. Die nächste Frage lautet, wie hat der Blitz hier eindringen können.«
Calleigh zeigte auf ein kleines Fenster hoch oben in der Wand, das ein paar Zentimeter offen stand. In dem Spalt klemmte eine Kaffeetasse mit abgebrochenem Henkel. »Ich vermute, hier wurde irgendein Draht oder ein Kabel durchgesteckt. Ich habe da oben schon nach Spuren gesucht, aber leider nichts gefunden.«
»Okay, gute Arbeit!«
»Zimmermanns- und Klempnerarbeiten«, entgegnete Calleigh vergnügt. »Heute ist wirklich mein Handwerkertag. Wenn das so weitergeht, muss ich noch zum Presslufthammer greifen, bevor meine Schicht zu Ende ist!«
»Wenn irgendwo Beton aufgebrochen werden muss, bist du die Erste auf meiner Liste«, grinste Horatio.
Inzwischen regnete es nicht mehr. Die Wolkendecke war aufgerissen, und orangefarbenes Licht fiel auf die nassen Straßen. Im Schein der tief stehenden Sonne sahen sogar die schäbigen Hinterhöfe hübsch aus. Horatio ging zu einem Müllcontainer, in dem es rumpelte, als wühle ein Bär darin herum. »Ist da jemand vom C.S.I.-Team am Werk oder spreche ich mit Oscar aus der Mülltonne?«
Der Kopf von Eric Delko tauchte über dem Containerrand auf. »Hey, H. – ich glaube, ich habe was gefunden!« Er hielt einen großen Mixer hoch. »Brandspuren am Stecker!«
»Gut gemacht!« Horatio sah sich den Stecker genau an. »Sonst noch was?«
»Ja. Eine leere Hackfleischverpackung.«
»Das passt, denn Alexx hat Fleisch im Magen des Toten gefunden.«
»Ich habe sie jedenfalls eingetütet und ins Labor geschickt. Vielleicht finden wir einen Fingerabdruck darauf.«
»Gute Arbeit! Ich lasse das Personal antreten, damit wir Fingerabdrücke und DNS-Proben nehmen können. Vielleicht ist ja ein Treffer dabei.«
»Weißt du, ich sage es nur ungern, H. aber …«
»Ja?« Horatio sah Eric fragend an.
»Ich bin irgendwie ziemlich hungrig.«
Horatio grinste. »Okay. Bring den Mixer ins Labor, dann kannst du dir etwas zu essen holen.«
»Ja? Und was ist mit dir?«
»Mich interessiert im Augenblick mehr das Thema Diät.«
Ryan Wolfe saß vor seinem Computer und starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Er sah nicht einmal auf, als Horatio hereinkam. Horatio wusste, dass Wolfe weder unhöflich noch unaufmerksam war – der junge C.S.I.-Mitarbeiter konzentrierte sich immer so sehr auf seine Arbeit, dass er ringsum nichts mehr mitbekam. Er hatte eine gewisse Neigung zur Zwanghaftigkeit, weshalb er in den Augen seines Chefs für diesen Job prädestiniert war.
»Mr Wolfe«, grüßte Horatio. »Was haben Sie für mich?«
»Eine ganze Menge. Wollen Sie zuerst was über den Doktor wissen oder über seine Diät?«
»Fangen wir mit dem Doktor an«, meinte Horatio und blickte seinen jungen Kollegen gespannt an.
»Dr. Kirpal Sinhurma. Stammt ursprünglich aus Kalkutta und kam durch ein Stipendium in die Staaten. 1975 machte er seinen Abschluss in Psychologie an der
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