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CSI: Miami - Der Preis der Freiheit

Titel: CSI: Miami - Der Preis der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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Mitglied, desto mehr neue Anhänger wird er oder sie anlocken können. Je besser die Familie, desto wahrscheinlicher ist es, dass das neue Mitglied Geld hat. Wenn kein Geld zu holen ist, wird gern gesagt, dass weltliche Güter schlecht sind. Man überredet die Leute, Schmuck, Auto und sogar Kleidung zu verkaufen und den Erlös der Organisation zu spenden.« Sie seufzte. »Aber niemand scheint es anrüchig zu finden, wenn der Anführer selbst ein Dutzend Bentleys besitzt.«
    Horatio nickte. »Natürlich. Und wie gelingt es einer Sekte, aus vernünftigen Menschen Marionetten zu machen?«
    »Mit Liebesbezeigungen.«
    Horatio zog die Augenbrauen hoch.
    »Man begegnet dem Mitglied mit vorbehaltloser Liebe – am Anfang. Keine Be- oder Verurteilung, nur Akzeptanz und Anerkennung. Ein ehemaliges Sektenmitglied hat es mir einmal so beschrieben: Es ist, als würden einen unzählige Golden Retriever umkreisen. Du hast deine Freundin betrogen? Nicht deine Schuld. Du hast ein Drogenproblem? Das ist uns egal. Du hast deine Familie bestohlen? Sie hat es nicht anders verdient. Wie irrational es auch ist, diese Art der positiven Stärkung macht abhängig. Und sie lassen auch nicht locker. In der Anwerbungsphase verbringen sie mit dem potenziellen Mitglied so viel Zeit wie nur möglich. Sie tauchen auf der Arbeitsstelle auf, in der Lieblingskneipe, sogar bei den Leuten zu Hause.«
    »Das neue Mitglied macht alles, was von ihm verlangt wird, weil es geliebt wird?«, fragte Horatio nach.
    »So einfach ist das nicht. Sobald sie das neue Mitglied fest an der Angel haben, wird ihm die vorbehaltlose Liebe nur noch unter bestimmten Umständen entgegengebracht. Wenn jemand beispielsweise gegen die Sektenregeln verstößt, wird ihm diese Liebe sofort wieder entzogen. Die Regeln kann man in zwei Kategorien einordnen: Es gibt Standardregeln wie ›Kein unerlaubter Kontakt mit Fremden‹ oder ›Kein Infragestellen der Entscheidungen des Anführers‹, und dann gibt es gruppenspezifische Regeln, die ganz pragmatischer Natur sein können wie zum Beispiel ›Kein Sex‹. Aber es gibt auch völlig absurde Regeln wie ›Du darfst das Wort gelb nicht aussprechen‹. Wie auch immer sie lauten, bei jedem Regelverstoß droht der sofortige Liebesentzug.«
    »Mit anderen Worten, erst werden sie mit Zuneigung voll gestopft und dann auf Diät gesetzt. Am Ende hungern sie dann buchstäblich nach Liebe.«
    »Dafür gibt es viele Begriffe«, sagte Murayaki. »Es ist der Bulimie sehr ähnlich, nur dass statt des Körpers die Seele verletzt wird.«
    »Also macht die Sekte Jagd auf die Ungeliebten«, sagte Horatio. »Und auf wen noch?«
    »Auf die Idealisten. Viele Sekten geben sich als Hilfsdienste aus, die sich ehrenamtlich für die Gesellschaft engagieren. Idealisten sind meistens naiv.«
    »Auf Sie scheint das nicht zuzutreffen«, stellte Horatio fest.
    »Oh, ich habe nur den Zynismus zur Kunstform erhoben«, erklärte Murayaki. »Jedenfalls ist es so: Wenn die neuen Mitglieder erst einmal mit der Arbeit begonnen haben, werden sie nicht mehr losgelassen. Denn wer bis über beide Ohren beschäftigt ist, hat keine Zeit mehr zum Nachdenken. Und natürlich hat das angeblich gemeinnützige Projekt immer einen direkten Nutzen für die Sekte. Aber die Werber können auch ganz gezielt vorgehen. Sie sind wie Vertreter – sie haben einen ganzen Koffer voller Tricks und von Fall zu Fall individuelle Methoden parat. Wenn sich jemand ausheulen will, haben sie ein offenes Ohr für ihn. Wenn jemand gesellschaftlich engagiert ist, sprechen sie mit ihm über Politik. Sie erstellen nicht nur ein Profil von den Leuten, sondern tüfteln regelrecht aus, wie der ideale Freund für den Betreffenden aussehen müsste, und danach erfinden sie ganz einfach so eine Person. Manchmal übernimmt der Werber selbst diese Rolle, manchmal wird auch jemand anderes aus der Sekte dafür bestimmt. Die Aufgabe besteht darin, den potenziellen Neuzugang für die Ideologie der Sekte empfänglich zu machen.«
    Horatio hatte Murayaki die ganze Zeit, während sie sprach, genau studiert. Sie hatte offensichtlich eine große Leidenschaft für das, was sie tat, aber ihm entging auch nicht die kalte Intelligenz, die dahinter steckte.
    »Und manchmal«, bemerkte er, »ist der Werber auch ein attraktiver Vertreter des anderen Geschlechts.«
    »Ganz genau. Aber bislang haben wir nur über das Ködern gesprochen – darüber, wie das Interesse potenzieller Mitglieder geweckt wird. Die Techniken, die eingesetzt

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