CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
Wandgemälde, auf dem irgendein Voodoo-Ritual dargestellt war. Es passte zu der lauten haitianischen Compás-Musik, die aus der geöffneten Tür eines Musikladens schallte. Horatio stieg aus seinem Wagen und sah als Erstes ein Huhn, das vor einem kläffenden Hund davonrannte. In der Luft lag der Geruch von gebratenem Schweinefleisch, der von einem Restaurant herrührte und sich mit dem Müllgestank aus mehreren Abfallsäcken mischte, die neben dem Eingang aufgestapelt waren. Horatio betrat zielstrebig das alte Backsteingebäude, das so aussah, als hätte es schon einige heftige Stürme aushalten müssen.
Weil der Aufzug nicht funktionierte, nahm er die Treppe. Im dritten Stock fand er in einem kleinen, dürftig eingerichteten Vorraum einen Mann mit schütterem braunen Haar. Er saß hinter einem Schreibtisch und machte sich Notizen, während er mit jemandem telefonierte. Er hörte weder auf zu reden noch zu schreiben, als Horatio hereinkam, sondern nickte nur und zeigte auf die Tür zum nächstgelegenen Büro. »Hm-hm, hm-hm«, machte er. »Das ist furchtbar. Ja, ich weiß. Hm-hm.«
Horatio betrat das Büro, in dem es ziemlich chaotisch aussah. An zwei Wänden standen Aktenschränke, auf denen sich Papiere und Bücher stapelten. Am Schreibtisch, auf dem weitere Papierberge aufgetürmt waren, saß vor einem großen Fenster eine zarte Asiatin. Horatio konnte die dicht gedrängten Wolken am Horizont erkennen, die Ähnlichkeit mit einem riesigen Blumenkohlfeld hatten.
Die Frau stand auf und reichte Horatio über den Schreibtisch hinweg die Hand. »Lieutenant Caine? Sun-Li Murayaki.«
Sie schüttelte ihm kurz und energisch die Hand und setzte ein professionelles Lächeln auf. Zu ihrem schwarzen Anzug trug sie eine weiße Bluse, und das schwarze glatte Haar reichte ihr bis über die Schultern.
»Was gibt es für ein Problem, Lieutenant?«, fragte sie und bot ihrem Gast auf einem Stuhl vor ihrem Schreibtisch Platz an.
»Nennen Sie mich Horatio. Und mein Problem ist Informationsmangel.«
»Ich kann mit Ihnen nicht über meine Fälle sprechen«, erklärte Murayaki. »Und ich kann Ihnen ebenso wenig den Aufenthaltsort von Klienten nennen, die zur Zeit eine Ausstiegsberatung machen.«
»Eine Ausstiegsberatung? Sie meinen wohl eine Art Entwöhnung?«
»Wenn Sie so wollen. Ich verstehe, dass Sie nur Ihre Arbeit machen, Lieutenant, aber ich lasse mich nicht einmal von einer Entführungsanklage beeindrucken. Was ich mache, nehme ich sehr ernst.«
»Moment!«, unterbrach Horatio sie. »Immer langsam, Ms Murayaki. Ich bin nicht gekommen, um Anklage gegen Sie zu erheben – mein Besuch hat nichts mit Ihren Klienten zu tun. Ich bin hier, weil ich hoffe, dass mir Ihre Fachkenntnis weiterhelfen kann.«
Sie studierte ihn eine Weile. »Tut mir Leid, Horatio. Leider gibt es meistens Ärger, wenn ich mit der Polizei zu tun habe. Dabei habe ich gar nichts gegen die Polizei – ganz im Gegenteil! –, aber es liegt einfach in der Natur meines Berufs. Wenn ich Besuch von einem Polizeibeamten bekomme, rührt das meistens daher, dass mich irgendein Demagoge beschuldigt, eines seiner Schäfchen als Geisel festzuhalten. Was möchten Sie denn wissen?«
»Alles, was Sie mir über die Methoden von Sekten sagen können.«
Murayaki runzelte die Stirn. »Das ist ein ziemlich weites Feld. Können Sie das ein bisschen eingrenzen?«
»Okay. Wie sieht es mit dem Anwerben aus?«
»Sie halten sich gern an Studenten, besonders an die Erstsemester. Es wird allgemein angenommen, nur dumme Menschen träten einer Sekte bei, aber das stimmt nicht. Sie wenden sich an Leute, die auf emotionaler Ebene zu packen sind, nicht auf intellektueller – zum Beispiel junge Erwachsene, die zum ersten Mal von zu Hause weg sind.«
»Jemand, der ein geringes Selbstwertgefühl hat, passt also auch in dieses Muster?«
»Sicher. Jeder, der eine Leere in seinem Leben verspürt, ist hervorragend geeignet. Leute, die kürzlich ihren Job verloren haben oder aus deren Umfeld jemand gestorben ist, haben sie sehr oft im Visier. Sie bevorzugen Leute mit Geld oder Leute, die es beschaffen können, aber auch Sklavenarbeit ist für sie wertvoll.« Sie zuckte mit den Schultern. »Im Grunde nehmen sie jeden, den sie kriegen können. Potenzielle Mitglieder werden wie Vieh begutachtet. Alles, was jung und kräftig ist, wird genommen. Der Stammbaum ist auch ein wichtiger Punkt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Die Herkunft ist aus mehreren Gründen wichtig: Je attraktiver das neue
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