Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cthulhu-Geistergeschichten

Cthulhu-Geistergeschichten

Titel: Cthulhu-Geistergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cthulhu-Geistergeschichten
Vom Netzwerk:
Rastlosigkeit nahm noch mehr zu als zuvor.
    In diesen Tagen des Frühlings faßte er den Entschluß, noch heute oder morgen die Stadt zu durchqueren, um persönlich den märchenhaften Hügel bis in die dunstumkränzte Traumwelt hinaufzusteigen.
    Es war schon gegen Ende April, als Blake zu seinem ersten Ausflug in das Unbekannte aufbrach. Er streifte durch endlose Straßen und Plätze, kam durch die verfallensten Viertel der alten Stadt und erreichte schließlich die steil in die Höhe führenden jahrhundertverwitterten Stufen, von denen er mit Sicherheit annehmen konnte, daß sie ihn in jene, nur durchs Fernrohr bekannte, unerreichbar scheinende Zauberwelt jenseits der dämmerfarbenen Nebelschleier führen mußten. Er schenkte den schmutzigen blauweißen Straßenschildern überhaupt keine Aufmerksamkeit, sie bedeuteten ihm nichts, aber er fühlte dennoch die fremdartigen Gesichter in der Menschenmenge und las die in unbekannten Sprachen abgefaßten Aufschriften an und über den Läden.
    Ab und zu tauchte wohl die verkommene Fassade einer alten Kirche oder ein steiler zerbröckelnder Turm auf, aber nie die geschwärzte Masse des düsterragenden, vogelgemiedenen Bauwerkes, das er suchte. Als er einen Verkäufer, der vor seinem Laden stand, nach jener verlassenen Steinkirche befragte, antwortete ihm dieser, obgleich er ein normales Englisch redete, bloß mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln. Und als Blake höher und höher stieg, veränderte sich seine Umgebung immer mehr, bis sie ihm schließlich unendlich abenteuerlich und fremdartig erschien. Er überquerte zwei bis drei breite Straßen, und einen Moment lang glaubte er, den ihm so vertrauten Turm erblickt zu haben. Wieder fragte er einen Ladeninhaber nach der wuchtigen Steinkirche, und dieses Mal hätte er schwören können, daß die Unwissenheit des Befragten nur gespielt war. Die dunklen Züge des Mannes bekamen einen plötzlichen Ausdruck von Furcht, die er vergeblich zu verbergen trachtete, und Blake merkte, wie er mit seiner rechten Hand ein eigenartiges Zeichen machte.
    Dann erhob sich mit einem Male zu seiner Linken ein schwarzer Turm gegen den wolkenverhangenen Himmel, hoch über den Firsten der braunen Dächer, über das labyrinthische Gewirr von Gassen und Gäßchen, die sich nach Süden hinunterzogen.
    Blake erkannte ihn sofort und stürzte durch die kotigen, ungepflasterten Straßen auf ihn zu. Zweimal kam er vom Weg ab, wagte es aber merkwürdigerweise nicht, einen der alten Männer zu fragen, die an der Türschwelle hockten, auch nicht eines der Kinder, die in den dreckigen Gassen herumtollten.
    Endlich sah er den Turm, der sich gegen Südwesten klar abhob. Dann stand er auf einem windigen, offenen Platz, der ganz wunderlich gepflastert war und an einer hohen Mauer endete. Er befand sich am Ziel seiner abenteuerlichen Suche; denn auf dieser eisengeländerumgebenen, unkrautüberwucherten Fläche, die sich etwa sechs Fuß über die Straßen erhob, ragte eine toddüstere, titanische Steinmasse auf, deren äußere Form trotz Blakes neuer Perspektive nicht zu verkennen war. Die leere Kirche befand sich in einem äußerst beklagenswertem Zustand; einige der hohen Steinzinnen waren abgefallen, lagen unter dem Unkraut und Gras, das die Kirche reich umwucherte, halb verborgen. Die verrußten Spitzbogenfenster waren größtenteils unbeschädigt geblieben, obwohl einige der Steinfassaden Lücken aufwiesen. Blake wunderte sich, weshalb die seltsam bemalten Glasfenster noch intakt waren, denn er wußte wohl, wie gerne Kinder nach solch willkommenen Zielen mit Steinen werfen. Die schweren Türen blieben, was auch daran rüttelte, fest verschlossen; der mit breiten Steinplatten ausgelegte Weg, der bis an die Türen reichte, war von aschgrauen Kräutern völlig überwachsen.
    Verlassenheit und Verfall hing hier wie eine düstere Drohung über allem, und Blake fühlte die Berührung einer schattenhaften, unerträglich sinistren Bangigkeit auf sich lasten, die er jedoch nicht zu erklären vermochte.
    Nur wenige Leute waren auf dem Platz. Blake sah einen Polizisten an der Ecke stehen und stellte ihm einige Fragen über die Kirche. Der Mann war ein großer rotbackiger Irländer, und Blake erschien es äußerst merkwürdig, daß dieser stämmige Riese erschrocken ein Kreuz schlug und dabei nur murmelte, daß die Leute hier nie über diese Kirche sprächen. Als sich Blake mit dieser kargen Antwort nicht zufriedengab, meinte der Polizist, die italienischen Priester

Weitere Kostenlose Bücher