Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
weitere LED den Geist aufgegeben, was bei der Dämmerung zu Ende seiner Schicht die Suche zusätzlich erschwerte. Die beiden verbliebenen Leuchten tauchten die Räder in bläulich-künstliches Licht.
Mamoru fuhr auf dem schmalen, befestigten Pfad mit Kollegen seiner Schicht zur drei Kilometer entfernten Bushaltestelle. Er verabschiedete sich von ihnen und kaufte dort für sein EPaper die Abendausgabe der Cubuyata News und nahm den nächsten Bus in Richtung seines Heimatortes, der eine dreiviertel Stunde Fahrt entfernt lag.
Er las täglich während des morgendlichen Transits im Wechsel die aktuellsten Sportnachrichten und ein billiges Magazin über die neuesten Sportfahrzeuge, auf dem Rückweg die staatliche Cubuyata News. Er liebte die klaren Worte des Boulevardmediums gegenüber den feigen Rebellen und politischen Themen im Allgemeinen, die das Blatt behandelte. Er wählte schon seit er denken konnte Feng. Die regierende Rothulpartei brachte nach jeder Wahl zumindest minimale Verbesserungen für die Situation der Zweitbesiedler auf den Weg. Die Rebellen waren selbstverliebte Terroristen, die die Erstbesiedler nur weiter stärkten. Und die lahmen Weicheier von Geeintes Cubuyata repräsentierten ihr genaues Gegenteil. Statt zu viel Fortschritt vertraten sie Stillstand. Vor einigen Wochen hatte er aus Neugier einmal eine Metropolitan Times gelesen, die vorsichtig positiv über die Partei berichtete, aber das passte zu Stil und Aufmachung dieser vermeintlich seriösen Tageszeitung. Es war ihm nicht nachvollziehbar, wieso jemand freiwillig ein Blatt mit derart verschwurbelten Texten las. Sie machten auf ihn stets einen ausweichenden, übermäßig unkonkreten Eindruck. Er bevorzugte klare Aussagen.
Heute aber mangelte es ihm an Konzentration auf jedwedes elektronisch gedrucktes Erzeugnis. Er fuhr nicht auf direktem Weg in seine ärmliche Behausung. Miyazako, ein Neuer aus dem Chemiebaukasten, hatte ihn heute Vormittag auf einen lukrativen Zuverdienst angesprochen. Geringes Risiko, hatte er gesagt. Nach vier Jahren Lagerarbeit hatte Mamoru ein gesundes Misstrauen gegenüber leicht verdientem Geld aufgebaut, seine derzeitige finanzielle Situation ließ für ihn aber keine Ignoranz einer Chance auf Erhöhung seines Budgets zu. Erst heute Morgen hatte er die Medikamentenbestände seines Onkels geprüft und mit Erschrecken festgestellt, dass diese bei den aktuell explodierenden Preisen für Pharmazieprodukte keine weitere zwei Monate finanzierbar wären.
Er stieg mit einem Großteil der verbliebenen Arbeiter an der Haltestelle aus und sondierte die Umgebung. In den meisten Plattenwohnungen der Betonsiedlung brannte Licht. Die Luft roch verbrannt. Müllverschmutzte Grünstreifen durchzogen die schmalen Lücken zwischen den Gebäuden. Auf jedem vierten stand ein kleiner Kinderspielplatz, bestehend aus vier Schaukeln, einem großen Sandkasten und zwei Rutschen, auf denen sich unter den hellblauen LED-Leuchten großgewachsene “Kinder” ohne Arbeit auf ihren fünften oder sechsten Sake trafen.
Mamoru ließ die Haltestelle hinter sich und drang tiefer in die Betonlandschaft ein. Hinter der ersten Reihe an Wohnblöcken zeigte sich ihm das gleiche Bild. In Reih und Glied standen die Plattenbauten auf einem Quadrat von etwa zehn Hektar fein säuberlich aufgereiht. In der dritten Reihe flackerte an einem der linken Gebäude über einer wie ein Fremdkörper wirkenden Tür neben jener zum Treppenhaus eine knallig grüne Neonschrift, die Mamoru erst beim Nähertreten lesen konnte: Nihonshu, das japanische Wort für Alkohol. Verschleierung ließ sich den Besitzern zumindest nicht vorwerfen.
Im Innern roch es süßlich-rauchig. Entlang des kleinen Tresen reihten sich abgewetzte Barhocker aneinander - vier davon belegten lokale Arbeiter - von denen Mamoru zwei flüchtig kannte. Sie nickten ihm beim Betreten zu und widmeten sich wieder ihren Sojawhiskeys.
Mamoru sah sich um. Das Etablissement hatte die Form eines L, wobei in dem kürzeren Ende drei Tische standen und sich am längeren Ende hinter den Tischen eine abgedunkelte Nische in die Wand vergrub. Ein Handzeichen aus den Schatten verriet ihm, das Miyazaki bereits auf ihn wartete.
"Nette Gegend", sagte Mamoru, nachdem er auf der linken Seite des ins Halbdunkel gehüllten Tischs Platz genommen hatte.
"Ich fühle mich hier wohl. Ist sozusagen meine Heimat. Günstige Mieten, billige Frauen, ausreichend Alkohol. Mehr konnte ich mir bislang nicht leisten." Er lachte. Die Betonung
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