Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
nun im Hauptraum einer Mischung aus Basar und altertümlicher Wertpapierbörse glich. Die Redakteure schrien und wimmelten durcheinander, so dass man sein eigenes Wort nicht verstand. An den gestern noch kahlen Wänden hingen nun statisch geladene EPaper, die kurze Absätze mit Zeugeninterviews, Berichte, Meinungskästchen und Fotos abbildeten. Die Redakteure schoben und versetzten sie untereinander und versuchten so offensichtlich Ordnung in das Informationschaos zu bringen. Mit der Evolution von Nano-Trackinggadgets, die neben dreidimensional visuellen und auditiven Informationen auch Gerüche aufzeichneten und die man an jedem beliebigen Ort anbringen konnte, zeigte sich die Stärke eines Journalisten oder jedweden Wissensarbeiters in der Fähigkeit, aus einer Unmenge an Informationen die Essenz herauszuarbeiten.
Sie öffneten die Tür zu Wang Duns Büro und traten ein. Zwei Männer in schwarz-roter Militärkleidung standen vor seinem Schreibtisch, alle drei schauten zu den beiden Neuankömmlingen.
"Ich denke, wir sind dann fertig", sagte einer der beiden martialisch Gekleideten. Sie standen auf und verließen den Raum ohne Christopher oder Jinglei eines weiteren Blickes zu würdigen.
"Probleme?", fragte Christopher. Wang winkte ab. "Das Übliche. Wir werden nicht zensiert, bekommen nur vorher gesagt, was wir nicht drucken sollen. Interessanterweise warnen sie uns jedoch lediglich vor einer verfrühten Verurteilung eines Schuldigen, und seien es auch die Rebellen."
"Höchst ungewöhnlich", sagte Jinglei. "Feng müsste doch ein Interesse daran haben, dass die Rebellen für den Tod Varlas verantwortlich gemacht werden."
"Du bist einfach zu paranoid und skeptisch, Jinglei. So wirst du nicht weit kommen, das habe ich dir schon häufig gesagt."
"Ich versuche lediglich realistisch zu sein." Es klang wie eine Entschuldigung. Wang Dun verengte seine Augen zu engen Schlitzen.
"Hör endlich auf einen persönlichen Kreuzzug gegen Feng zu führen, Jinglei", sagte er und fuchtelte dabei mit seinem Zegefinger ihr entgegen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ Jinglei den Raum in das Nebenzimmer, das der Aufschrift nach ihr eigenes Büro war und schlug die Glastür hinter sich zu. Christopher setzte sich.
"Das war ein wenig grob, finden Sie nicht?", sagte Christopher. Dun Wang seufzte, öffnete die unterste Schublade seines Schreibtischs und holte eine uralt anmutende Flasche Shaoxing hervor. Er stellte zwei kleine, dickwandige Gläser auf den Tisch und schenkte in beide von dem chinesischen Reiswein ein.
"Die Japaner waren schon immer die Wilderen, daran hat sich bis heute nichts geändert. Viele haben sich mit der Zeit der Ordnung hier angeglichen, bei manchen aber blieb dieser anarchische Geist auch über Generationen noch erhalten", sagte Wang, trank das Glas mit einem Schluck aus und goss nach. "Aber sie ist meine beste Journalistin. Ehrgeizig, hochintelligent und mit einer guten Nase." Er stieß mit dem Zeigefinger auf seine eigene, die jener von Jinglei nicht im Geringsten ähnelte. Warum erzählst du mir das, dachte sich Christopher. Er nippte an dem vorzüglichen Wein und nickte anhaltend, um seinen Redefluss nicht zu unterbrechen. Er würde mit Jinglei einige Zeit zusammenarbeiten, da war er im Vorfeld über jede Information glücklich.
“Wer waren die beiden Aufpasser? Sah mir nicht nach gewöhnlichen Polizisten aus."
Wang verzog seinen Mund zu einem gequälten Lächeln.
"Hier in Cubuyata City gibt es Polizei und es gibt Polizei. Die öffentliche Polizei der Stadt übernimmt die übliche Arbeit, den Rest besorgt die direkt unter der Regierung hängende Geheimpolizei."
"Dezernat Zensur?" Wang Duns Mundwinkel formten ein väterliches Grinsen.
"Sie sind schon lange im Geschäft und ein bekannter Journalist. Passen sie mir auf Jinglei auf. Sie neigt zu Übertreibungen, Vorverurteilungen und Verschwörungstheorien und in der aktuellen Situation... Ich benötige einen seriösen Artikel, der mir keine Probleme mit der Regierung bereitet und keinen Missmut bei unseren anspruchsvollen, kritischen Lesern heraufbeschwört."
Christopher verbarg seine Überraschung, dass jemanden ihn als den Vermittelnden und Vernünftigen innerhalb dieses jungen Journalistenduos ansah. Er beobachtete über seine Schulter durch die Glastür Jinglei beim Telefonieren und parallelen Anfertigen von Notizen.
"Ich gebe ihnen mein Wort”, sagte er, bewahrte den nötigen Ernst und trank während des Aufstehens den restlichen
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