Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Wein in einem Schluck. Er klopfte an Jingleis Bürotür. Sie blickte auf und deutete ihm an, schweigend herein zu treten. Sie telefonierte über die Freisprechanlage ihres PersonalDevices.
"Danke, dann warte ich auf deine Rückmeldung." Sie legte das Gerät auf die Vorderseite und beendete damit das Gespräch.
Er setzte sich auf einen kleinen, abgewetzten Sessel in einer Ecke des Zimmers. Während Wangs Büro das eine oder andere edle Einrichtungsstück zu bieten hatte, zeigte sich Jinlges ausgesprochen karg. Sie saß auf einem abgelegten alten Bürostuhl. Vor ihr stand ein großer, alter Schreibtisch, der analog dem ihres Chefs und im Gegensatz zu jenem des Polizei-Vize vollständig aus Holz bestand. Christopher erkannte keinerlei technische Erweiterung. Auf der Oberfläche verteilten sich Recherchen, Notizen und Zeitungsartikel auf einer Reihe von unterschiedlich großen EPapern. Dazwischen lag ein großes PersonalPad, auf dem Jinglei die heutige Ausgabe des New Rothul Telegraph aufgeschlagen hatte.
"Kenne deinen Feind?", sagte Christopher. Ein flüchtiges Lächeln. "Könnte man so sagen. Einige beim Telegraph sind Studienkollegen von mir und verfügen über eine ähnliche Einstellung wie ich. Mit einem davon hatte ich bis vor zwei Jahren regelmäßigen Kontakt, er fiel mir auf der Fahrt wieder ein. Er arbeitet im Kultur-Ressort als Redakteur. Seine Freundin ist eine Sekretariatsmitarbeiterin bei Feng und kümmert sich um dessen Terminplanung. Die beiden schulden mir noch einen Gefallen. Für gewöhnlich sortiert sie Audienzanfragen bereits im Vorfeld aus und legt Feng dann die übrigen zur weiteren Planung vor. Ich denke so haben wir gute Chancen noch möglichst früh an eine Audienz zu kommen." Sie legte das PD ab.
"Wir sollten alle Fakten zusammentragen und versuchen den Überblick zu gewinnen. Sämtliche uns vorliegenden Daten vom Messplatz, ihrer Jagd nach dem Schützen, den Informationen aus den Onlinenetzwerken-"
"Hören sie, Jinglei", unterbrach er sie, "Wang Dun..."
"...ist ein alter Narr mit Angst vor dem herrschenden System. Er wagt keinerlei Risiken. Ich kenne seine eigenen alten Artikel, Essays und Notizen. Sie sollten Sie einmal lesen. Er war vor zwanzig Jahren noch ein anderer, aber heute ist ihm der Fortbestand der Zeitung wichtiger als die journalistische Arbeit an sich."
"Das kann man ihm als Chef dieser Zeitung schwerlich vorwerfen. Sicherlich ist die Situation auch für ihn schwierig."
Jinglei formte aus ihren beiden Händen ein Gefäß. "Wang Dun wollte stets die journalistische Tradition mit eigenen Händen bewahren. Sie ist ihm aber aus den Fingern geglitten. Da ist nichts mehr übrig. Es gibt nichts, was er noch schützen könnte. Er weiß es nur noch nicht, weil er nicht zwischen seine Hände schaut."
"Er stellt Form über Inhalt denken sie?"
Jinglei nickte. Christopher überlegte, wie er das Thema wechseln könnte.
"Sie sprachen vom Zusammentragen sämtlicher Informationen. Ich kann Sie hierbei unterstützen."
Christopher legte sein PD und seine Kamera auf den Tisch. Jinglei kopierte derweil nach erfolgter Authentifizierung an seinem Gerät sämtliche Aufzeichnungen auf ihr PersonalPad. Sie projizierte den Film mit den vom PersonalDevice aus unterschiedlichsten Quellen aufbereiteten Zusatzinformationen über den angeschlossenen AugmBeamer dreidimensional vor die weiße Wand. So liefen die bewegten Bilder durch die von beiden aufgesetzten und aktivierten AugmSets wie in einem bis in den Nebenraum führenden Tunnel ab.
Die erste Szene zeigte Jinglei, wie sie skeptisch auf Christophers Aussage reagierte, dass das die neueste Aufnahmetechnik sei. Verteilt über die Projektion sprangen Infokästchen ins Bild, die Verknüpfungen zu weiterführenden Informationen auf dem PD sowie aus veröffentlichtem Material im globalen Netz darstellten. Jinglei überflog einige der Textfetzen.
"Woher haben sie diese Informationen?" Christopher lächelte. "Wie gesagt, ich verfüge über viele Informationstöpfe. Und ihre auf dem PersonalPad hinterlegten Quellen sind ja auch dabei."
Er hatte auf der Erde nur wenige Recherchen bezüglich Geschichte, Politik und sozialem Gefüge auf Cubuyata angestellt, auf ein reichhaltiges Set an elektronischen Quellen hatte er aber nicht verzichten wollen. Ihn überraschte lediglich die Tatsache, dass so viele Datenbestände von der Erde auch im Netz von Cubuyata verfügbar waren. Diese boten keine tagesaktuellen Bezüge, aber Interpolationen sämtlicher visuell
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