Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Sprühfarbe mehrfach "Rebellenhuren!".
"Zuko", rief Sakura, während sie durch den langen Gang an den offenen Türen zu den restlichen Zimmern entlang hetzte. Eine junge Frau japanischer Abstammung sprang aus einer der Türen, die Sakura bereits hinter sich gelassen hatte.
"Er ist in Sicherheit, Sakura."
"Xiaomeng!"
Christopher stoppte vor der Zweitbesiedlerin, die ihn mit großen Augen ansah. Er zwang ein verlegenes Lächeln auf sein Gesicht. Sie schüttelte kaum erkennbar ihren Kopf. Sakura lief zu ihr und umarmte sie.
"Was ist geschehen?"
Xiaomeng löste sich aus der Umarmung.
"Es waren fünf Männer, vielleicht auch sechs. Sie gaben sich als Anhänger von Rothul zu erkennen und schlugen wie Berserker auf alles ein. Wir waren zu der Zeit nur zu zweit, Chan und ich. Wir verschanzten uns in der Teeküche und warteten ab, bis sie endlich verschwanden."
Sie zeigte auf ihr Versteck. Erst jetzt fiel Christopher auf, dass sie ein langes Küchenmesser in der Hand hielt. Erst als Xiaomeng sein Blick auffiel, lies sie das Messer fallen und fing mit den Händen vor dem Gesicht an zu weinen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Christopher sie als tough eingestuft, nun wirkte sie auf ihn wie ein Häufchen Elend. Wie groß ist die Chance, dachte er sich. Zumindest war sie in seinem Hotelzimmer früh eingeschlafen.
"Wo ist Chan?", fragte Sakura. Die Studentin zeigte in Richtung Toiletten.
"Chan!", rief Sakura. Nach einigen Augenblicken öffnete sich die Toilettentür einen Spalt und schließlich vollständig. Ein verängstigter älterer Herr trat heraus und atmete mit einer erleichterten Miene tief durch. Christopher ahnte, welche Ängste die beiden durchlitten hatten.
"Ich hatte Angst und habe mich versteckt." Er blickte zu Boden. Die junge Frau schüttelte den Kopf und wandte sich wieder an Sakura.
"Wir hatten Glück, Zuko war bereits gegangen. Ich weiß nicht, was diese Monster mit ihm angestellt hätten."
Sakura unterbrach ihr verständnisvolles Nicken und weitete ihre Augen.
"Der Zendo?"
Sie rannte den Gang entlang, stürzte in die Zazenhalle und hielt inne. Christopher betrat nach ihr den abgedunkelten Raum und sah sich um. Zu seiner Rechten ruhte der kleine Altar und der erhöhte Podest des Roshi, vor ihm in Reihen ausgebreitet die Zabutons, gepolsterte Matten, jede einzelne mit einem Zafu, einem Meditationskissen, bestückt. Alles schien unversehrt. Ein Gefühl der Ruhe breitete sich in Christopher aus. Der Zendo erinnerte ihn an seine Zeit in Japan und China. Amerikanischen Zendos fehlten das Wabi-Sabi, das urjapanische Konzept von Ästhetik. Der westlichen Welt ging das Verständnis für das Schönheitsempfinden beim Anblick eines alten Weihrauchfasses in einem verlassenen Dorftempel oder einem moosüberzogenen, morschen Baum ab. Dieser Zendo hier in Cubuyata, auch wenn klar erkennbar in einem Bürogebäude untergebracht, sprühte geradezu davon. Die Ursache dafür blieb Christopher verborgen.
"Die Schläger scheinen wenig Zeit gehabt zu haben," sagte Chan, der zusammen mit Xiaomeng nach einer kurzen Verneigung gen Altar den Raum betrat. Sakura und ihre beiden Kollegen sahen sich im Zendo kurz um und verließen dann mit ihm den Raum. Xiaomeng und Chan begannen in der Folge in den verwüsteten Zimmern für Ordnung zu sorgen.
"Mir fiel auf, dass ihre beiden Kollegen japanisch sprachen und sie zwischenzeitlich chinesisch", sagte Christopher als er mit Sakura in der Teeküche stand.
"In der Partei bemühen sich alle Mitglieder und Unterstützer um eine besseres gegenseitiges Verständnis. Daher sprechen guayun wo immer sie können japanisch, jayun chinesisch. Guayun hatten die japanische Kultur zu keiner Zeit aufgenommen, Jayun hatten sich in kürzester Zeit dem großchinesischen Umfeld angepasst, anpassen müssen. Erst in den letzten Jahrzehnten gab es eine Rückbesinnung auf japanische Traditionen. Innerhalb der Partei haben sich auch entsprechende Interessengruppen gebildet. Zu Ikebana, Haiku oder traditionellem Bogenschießen."
"Ist die Praxis der japanischen Künste aber nicht trennend zu den chinesischstämmigen guayun?"
"Bei unseren Zazen-Sitzungen und den längeren Sesshins sind auch einige guayun anwesend. Und ganz im Gegenteil, wir haben eine gemeinsame Geschichte was Zen angeht"
Christopher verstand.
"Bodhidharma, der alte indische Patriarch, brachte einst den Buddhismus nach China. Dort entwickelte sich der Chan-Buddhismus, der sich dann schließlich in Japan zum Zen wandelte. Und ein weiteres
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