Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Ihrer Gesundheit Willen sollten sie das erst gar nicht versuchen."
Christopher band sich das gefaltete Tuch über die Augen und ließ sich von Kiyan zurück in den Wagen führen. Das Fahrzeug wendete mehrfach auf dem Parkplatz, was Christopher als Sabotage an seiner natürlichen Navigationsfähigkeit verstand. Alle paar Minuten fuhr Kiyan von der Straße ab und wieder auf, so dass Christopher nicht sicher sein konnte, ob sie sich mittlerweile weit draußen in einer verlassenen Region oder wieder in der Stadt befanden. Er bemühte sich sein Zeitgefühl nicht zu verlieren, was ihm nur kurze Zeit gelang, und versuchte sich dann zu entspannen. Christopher achtete verstärkt auf seinen Atem. Ein und aus. Ein. Und aus. Seine Nervosität wich mit jedem Atemzug ein Stück zurück, sein Geist erfasste Gegenwärtigkeit, seine Sinne waren bereit für die subtilste Änderung seiner Innen- und Außenwelt. Lediglich die Unkenntnis der Gegend verhinderte, dass er sich erfolgreich orientierte.
Eine geschätzte halbe Stunde und unzählige Wendungen und Straßenwechsel später verringerte Kiyan die Fahrt und stoppte schließlich das Gefährt. Er nahm Christopher die Augenbinde ab.
"Wir sind da. Aussteigen."
Christopher sinnierte für einen Augenblick darüber, warum das personelle Umfeld von Revolutionsführern stets betont unfreundlich agierte, stand auf und sah sich um. Hatten sie ihn mit einem Gleiter auf einen anderen Planeten gebracht? Die nähere Umgebung ließ ihn sich in Japan fühlen. Sie standen auf einem kreisrunden Platz, den dicht gedrängte, meterhohe Bäume umschlossen. Direkt vor ihm führte ein schmaler Weg durch die Vegetation, dessen Beginn ein stilisierter Torbogen markierte. Kiyan deutete Christopher an, sich in Bewegung zu setzen.
Der Pfad führte nach etwa hundert Metern zu einem erneuten Torbogen, hinter dem ein wie in den Wald eingelassenes Gebäude erschien, dass trotz der klassischen japanischen Züge mit minimalistischer Form und akzentuierenden Bögen eine moderne Erscheinung bot. Vor der Eingangstür standen zwei Wachen in militärischer Kluft, die an Samureirüstungen erinnerte. Sie ließen die Besucher passieren und schlossen anschließend die Tür, welche sich als Shoji-Wand aus klassischem japanischen Papier entpuppte. Reismatten bedeckten vollständig den Boden des kleinen Eingangsbereichs, wie auch den des nachfolgenden großen Raums, den Kiyan vor Christopher betrat und der abgesehen von aufgestellten Blumen und Sitzkissen leer war. Auf einem der Zafus saß aufrecht und Zeitung lesend ein großgewachsener Mann mit dem traditionellen Beinkleid Hakama, der eine erkennbar jüngere Ausstrahlung hatte als es sein Alter gestatten sollte. Der schlanke, fast hagere Mann füllte den gesamten Raum mit seiner Präsenz. Vor Christopher saß Haruto Asano.
Kiyan deutete ihm mit einem Stoß in die Seite an vorzutreten. Entschlossen und mit der ihm eigenen Zuversicht setzte sich Christopher auf das freie Kissen vor Haruto, der erst jetzt die Zeitung etwas senkte und ihn nach kurzer Musterung freundlich ansah.
"Konnichiwa Harmon-sama!"
Die ausgesprochen höfliche Anrede mit der Begrüßungsform "sama" nach dem Namen irritierte Christopher für einen Augenblick. Dann fand er seinen Mut wieder und er begrüßte Asano unangemessen neutral und mit sanftem Kopfnicken.
"Konnichiwa, Asano-san"
Sofort griffen zwei Wachen zu ihren Waffen, Haruto winkte aber ab.
"Ihr Mut ist also nicht nur mit der Feder ausgeprägt, Harmon-san. Sie müssen wissen, ich bin schon lange Zeit ein stiller Bewunderer ihrer Arbeit. Ihre Artikel über die letzte großchinesische Regierung und ihre Nachfolger gaben meinen Männern und mir einen Einblick in das, was wir vor unseren Recherchen über das Regime hier auf Cubuyata lediglich vermuteten."
Christopher empfand seinen Geist in Gegenwart des charismatischen Haruto Asano als federleicht und ungetrübt. Er kam sich vor, als säße er vor einem über Geschichte sinnierenden japanischen Jesus.
Eine junge, traditionell gekleidete Japanerin schenkte ihnen beiden Tee ein.
"Sie haben ein sehr schönes Anwesen, Asano-san. Ein Jammer, dass es so schwer zu finden ist."
"Nun, das kommt auf den Blickwinkel an. Auch potentielle rothulanische Heckenschützen bedauern diesen Umstand."
Er hielt mit der linken Hand auf der linken Seite seines Kopfes seine langen Haare hoch und zeigte Christopher ein entstelltes Ohr, das als solches nur durch die Nähe zu einem Schädel erkennbar war.
"Es wäre
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