Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
vorsichtiger, sicherer, abwägender und verschlossener an. Er erkannte Parallelen zu seinem Wesen, fasste nach einer langen Phase der Beobachtung einen Entschluss und trat aus dem Schatten an den Tisch des Bärtigen heran.
"Entschuldigung, ist bei ihnen noch ein Platz frei?"
Vier Augenpaare musterten ihn und zeigten schließlich Entwarnung.
"Aber selbstverständlich, bitte setzen sie sich doch."
Er nahm auf dem üppig gepolsterten Stuhl Platz und nickte dem bärtigen Europäer zu. Seine Akzent klang hart, kantig. Wahrscheinlich ein Deutscher. Sein Gesicht besaß ungewöhnlich zarte Züge für einen Mann mit derart großem, voluminösem Äußeren.
"Sind sie interessiert an einer Partie Kaito?" Er zeigte auf den Tisch vor sich, auf dem die klassische EPaper-Variante des japanischen Gesellschaftsspiels lag, dem in den 2450er Jahren, vor über einem Jahrhundert, Millionen Käufer einen weltweiten Erfolg bescherten. Mamoru hatte das Spiel in seiner Kindheit häufig gespielt, meist mit einer Handvoll Freunde aus der Schule. Später dann während der Ausbildung eine der abgewandelten Varianten mit viel Blut und nackter Haut.
Aber hier vor ihm lag eine Originalvariante. Er betrachtete sie ausgiebig und näherte sich ihr mit seinen Augen um sie besser identifizieren zu können. War das etwa...
"Sie sehen richtig, guter Mann. Der Dieb in Erstausgabe. Ziemlich gut erhalten, nicht wahr?"
In Europa und den Staaten nannte man Kaito nach grober Übersetzung "Der Dieb". Ziel bei dem Spiel war es, über Fragen an denjenigen, der den Dieb spielt, herauszubekommen, wohin er mit seiner Beute verschwand. Der Dieb selbst hält seine Position auf seinem PD fest und kann diese im Spielverlauf ändern. Das Spielbrett visualisiert verschiedene Szenarien, in denen sich der Dieb verstecken kann. In der Originalversion: Dschungel, Wüstenstadt, Pyramide, japanische Großstadt, Geisterhaus und verlassener U-Bahnschacht. Ist sich einer der Jäger sicher, den Aufenthaltsort erraten zu haben, berührt er die entsprechende Stelle auf dem virtuellen Spielbrett. Liegt er richtig, gewinnt er die Partie, ansonsten ist er für den Rest des Spielverlaufs gesperrt.
"Welches Szenario wählen sie?"
"Die Großstadt. Stellen wir uns der Einfachheit halber Cubuyata City vor."
"Ungemütliches Pflaster zur Zeit. Unbekannte töteten den Propheten, die Stimmung dort ist ziemlich explosiv." Varlas war tot? Ermordet? Kranke Welt.
"Ob dann überhaupt noch der Export funktioniert?" Mamoru fühlte sich wohl im Rhythmus der Andeutungen.
"Eingeschränkt, aber noch nicht unmöglich."
Mamoru legte seine rechte Hand auf den Tisch und klopfte mit der Linken auf den unter seinem Hemd sichtbaren Gürtel.
"Ich bin im Besitz äußerst wertvoller Waren."
Der Bärtige hielt seinen durchdringenden Blick lange aufrecht.
"Kann man es rauchen oder essen?"
"Stapeln", sagte Mamoru und legte einen der Quader vor sich auf den Tisch. Der Mann zu seiner Linken warf einen Wimpernschlag später ein Tuch über den Quader, der Bärtige zuckte vor.
"Sind sie wahnsinnig?", flüsterte er Mamoru ins Gesicht. "Haben sie eine Ahnung, wie viele Leute hinter ihnen her sind? Alleine der Konzern hat dutzende Männer für ihre Verfolgung los gesandt."
Die Aussage seines Gegenübers überraschte Mamoru. Ihm war bewusst, dass der Konzern ihn verfolgen ließ, dass ihn das zur Berühmtheit hatte aufsteigen lassen allerdings nicht. Unbewusst sah er sich in seiner näheren Umgebung um.
"Das heißt, sie sind nicht interessiert?" Hatte er tatsächlich derart Pech? Besaß die Beute einen derart hohen Wert, dass sich kein Hehler finden würde? Hätten sie weniger stehlen sollen? Kleine Bröckchen aus den Quadern brechen, die Quader verkleinern und mit den Krümeln verschwinden? Für ein bescheidenes Leben in Abgeschiedenheit hätte es noch immer genügt.
Der dicke Schmuggler lehnte sich zurück und sah Mamoru nachdenklich an. Sein hagerer Begleiter zur linken flüsterte etwas in das Ohr des Bärtigen, was ihm einen abwägenden Blick einbrachte. Langsam begann der Anführer zu Nicken.
"In Ordnung. Aber nicht hier. Die Ware ist zu heiß, als dass ich bereit wäre sie den weiten Weg bis zum Raumhafen auf eigenes Risiko zu transportieren."
Er zückte einen Bleistift, schrieb etwas auf einen der Bierdeckel auf dem Tisch und schob ihn zu Mamoru.
"Fragen sie nach mir, mein Name ist Klaus. Wir fliegen morgen Nacht. Seien sie pünktlich und wir kommen ins Geschäft. Ich warte nicht."
Mamoru sah das
Weitere Kostenlose Bücher