Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
für mich«, erinnerte ihn Bunderwal.»Aber ich bin mit meinen Überlegungen einen Schritt weitergegangen. Hört selbst: Könnte Chernitz oder der andere Euer Gesicht oder mein Gesicht sehen, wenn kein Licht brennt?«
    »Wenn kein Licht brennt, wäre die Sache schon vorstellbarer.« Cugel nickte. »Drei Schritte bis zu ihrem Tisch, den Bart fassen, ein Schnitt mit der Schere, drei Schritte zurück, und es ist vollbracht. Und dort sehe ich den Lichthahn.«
    »Genau mein Gedankengang«, versicherte ihm Bunderwal. »Nun denn, wer versucht es, Ihr oder ich? Ich überlasse die Entscheidung Euch.«
    Cugel nahm einen weiteren tiefen Schluck, um besser überlegen zu können. »Laßt mich die Schere fühlen … Hm, sie ist gut geschliffen. Ich würde sagen, etwas wie dies muß getan werden, solange man noch in der richtigen Stimmung dazu ist.«
    »Dann werde ich also den Lichthahn drehen«, erklärte Bunderwal. »Sobald das Licht ausgeht, springt Ihr los und tut Euer Werk.«
    »Wartet«, hielt Cugel ihn zurück. »Zuerst muß ich einen Bart auswählen. Der von Chernitz ist sehr verlockend, aber der des anderen steht besser ab. Ah … Also gut, ich bin bereit.«
    Bunderwal stand auf und schlenderte zum Hahn. Er blickte zu Cugel zurück und nickte.
    Cugel machte sich bereit.
    Die Lichter erloschen. Vom Glimmern des Feuers abgesehen, war es dunkel. Cugel hastete an den Nebentisch, packte den erwählten Bart, schnipste geschickt … Einen Moment entglitt der Hahn wohl Bunderwals Griff, oder vielleicht war auch nur noch etwas Zündstoff in den Lampen, jedenfalls leuchteten sie einen Augenblick noch einmal hell auf, und nunmehr starrte der jetzt bartlose Herr Cugel geradewegs in die Augen. Wieder erlosch das Licht, und der Herr hatte nur noch die Erinnerung an ein langnasiges Gesicht, umrahmt von glattem schwarzen Haar, das unter einem ausgefallenen Hut hervorhing.
    Verwirrt schrie der Herr: »Ho! Krasnark! Schurken und Halunken sind unter uns! Wo ist mein Bart?«
    Ein Schankbursche tastete sich durch die Dunkelheit und drehte den Lichthahn auf. Wieder brannten die Lampen hell. Krasnark, dem der Verband verrutscht war, stürmte herbei, um nach dem Rechten zu sehen. Der Entbärtete deutete auf Cugel, der sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Hand schlaff um den Krug gelegt hatte, als schliefe er. »Dort sitzt der Missetäter! Ich sah, wie er mir wölfisch grinsend den Bart abschnitt!«
    Empört rief Cugel: »Er redet irr! Achtet nicht auf ihn. Ich saß hier, unbeweglich wie ein Fels, während sein Bart gestutzt wurde. Das Bier hat wohl seine Sinne benebelt!«
    »Unverschämtheit! Ich habe Euch mit beiden Augen gesehen!« Im Tonfall des schuldlos Verdächtigten sagte Cugel: »Weshalb sollte ich Euch den Bart nehmen? Hat er überhaupt einen Wert? Durchsucht mich, wenn Ihr wollt! Ihr werdet nicht ein Härchen finden!«
    Hörbar verwirrt sagte Krasnark: »Cugels Worte klingen vernünftig! Wirklich, warum sollte er Euch den Bart abschneiden?«
    Der Herr, mit nun vor Wut tief rotem Gesicht, schrie: »Warum sollte überhaupt jemand meinen Bart abschneiden? Trotzdem fehlt er! Seht selbst!«
    Krasnark schüttelte den Kopf und drehte sich um. »Das geht über mein Vorstellungsvermögen! Bursche, bring Meister Mercantides einen Krug gutes Tatterblass zur Beruhigung seiner Nerven. Er braucht dafür nicht zu bezahlen.«
    Cugel wandte sich an Bunderwal. »Es ist vollbracht.«
    »Es ist vollbracht«, bestätigte Bunderwal großmütig. »Ihr seid der Sieger. Morgen mittag gehen wir gemeinsam ins Kontor von Soldinck und Mercantides, dort werde ich Euch für den Posten des Ladungsaufsehers vorschlagen.«
    »›Mercantides‹«, überlegte Cugel. »Nannte Krasnark nicht den Herrn so, dessen Bart ich abschnitt?«
    »Nun, da Ihr es erwähnt, glaube ich, das war der Name«, bestätigte Bunderwal.
    Wagmund, der auf der anderen Seite saß, gähnte laut. »Ich habe genug der Aufregung für einen Abend! Ich bin müde und angenehm schläfrig. Meine Füße sind warm und die Stiefel inzwischen gewiß trocken. Es wird Zeit, daß ich nach Hause gehe. Wo sind meine Stiefel …«
    Um Mittag trafen sich Cugel und Bunderwal auf dem Hauptplatz. Gemeinsam gingen sie zur Firma Soldinck und Mercantides und betraten das äußere Kontor.
    Diffin, der Schreiber, führte sie sofort zu Meister Soldinck, der auf den weinroten Plüschdiwan deutete. »Setzt Euch. Mercantides wird jeden Moment hier sein, dann können wir alles besprechen.«
    Fünf Minuten später betrat

Weitere Kostenlose Bücher