Cugel der Schlaue
Mercantides das Achteckgemach. Ohne nach links oder rechts zu blicken, steuerte er auf Soldinck zu und setzte sich zu ihm an den Achtecktisch. Als er hochblickte, bemerkte er Cugel und Bunderwal. Scharf fragte er: »Was habt ihr hier zu suchen?«
Jedes Wort abwägend, antwortete Cugel: »Gestern bewarben sowohl Bunderwal als auch ich mich um die Stellung als Ladungsaufseher der Galante . Bunderwal hat seine Bewerbung zurückgezogen, also …«
Mercantides schob heftig den Kopf vor. »Cugel, ich lehne Euch aus verschiedenen Gründen ab. Bunderwal, wollt Ihr es Euch nicht noch einmal überlegen?«
»Gern, wenn Cugel nicht mehr in Frage kommt.«
»Das kommt er ganz sicher nicht. Hiermit gebe ich Euch den Posten, Bunderwal. Soldinck, seid Ihr damit einverstanden?«
»Ich bin mit Bunderwals Zeugnissen zufrieden.«
»Dann gibt es nichts mehr zu sagen. Soldinck, ich habe entsetzliche Kopfschmerzen. Wenn Ihr mich brauchen solltet, findet Ihr mich zu Hause.«
Mercantides verließ das Achteckgemach fast im selben Moment, als Wagmund eintrat. Er hielt den rechten Fuß hoch und stützte sich auf eine Krücke.
Soldinck musterte ihn von oben bis unten. »Wagmund! Was ist mit dir passiert?«
»Herr, ich hatte vergangene Nacht einen Unfall. Ich bedauere es sehr, aber ich fürchte, ich werde die Fahrt der Galante diesmal nicht mitmachen können.«
Soldinck lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Das höre ich sehr ungern. Keiner von uns wird erfreut sein, Wurminger sind selten, besonders so gute wie du!«
Bunderwal stand auf. »Als neuernannter Ladungsaufseher der Galante gestattet mir einen Vorschlag: Könnten wir nicht Cugel den gegenwärtig freien Posten geben?«
Ohne sonderliche Begeisterung blickte Soldinck Cugel an. »Hast du denn Erfahrung auf diesem Gebiet?«
»Ich muß gestehen, in den vergangenen Jahren arbeitete ich nicht als Wurminger«, antwortete Cugel. »Ich werde mich jedoch von Wagmund auf den neuesten Stand bringen lassen.«
»Also gut. Wir können nicht wählerisch sein, da die Galante planmäßig auslaufen muß. Bunderwal, Ihr fangt gleich auf dem Schiff an. Ladung und Proviant müssen an Bord geschafft und ordentlich verstaut werden! Wagmund, sei so gut, zeig Cugel deine Würmer und mache ihn auf ihre kleinen Eigenheiten aufmerksam. Noch irgendwelche Fragen? Wenn nicht
– an die Arbeit! Die Galante sticht in drei Tagen in See!«
2 . Von Saskervo y zur Tustvold Schlammban k
An Bord der Galante
Die Galante machte im großen und ganzen einen gu ten Eindruck auf Cugel. Der Rumpf war großzügig gehalten und ragte hoch aus dem Wasser. Die sorgfältige Zimmermannsarbeit und das reichliche und fast künstlerische Zierwerk deuteten auf Luxus und Bequemlichkeit auch unter Deck hin. Das Schiff war ein Einmaster mit dunkelblauem Seidensegel. Von einem Schwanenhalszierhalter am Bug hing eine eiserne Laterne, und eine größere, schwerere von einem Sockel am Achterdeck.
All dies sagte Cugel zu, denn es trug zu einem geschwinden Vorankommen bei und erleichterte der Mannschaft die Arbeit. Was ihm andererseits nicht so gefiel, war ein Paar unschöne Außenbordlaufplanken oder auch schmale Plattformen, die nur wenige Zoll über der Wasseroberfläche, sowohl an Steuer-als auch Backbord verliefen. Wozu sie wohl dienten? Cugel ging ein paar Schritte den Kai entlang, um diesen merkwürdigen Anbau besser betrachten zu können. Sollte es sich da etwa gar um ein Promenadendeck für die Passagiere handeln? Aber dazu erschienen sie ihm doch zu schmal, zu wacklig und allzusehr Gischt und Wellengang ausgesetzt zu sein. Oder waren es Plattformen, von denen aus Passagiere und Besatzung mühelos baden und ihre Wäsche waschen konnten, während das Schiff in stillen Gewässern lag? Oder Stege, um die Hülle auszubessern, falls es erforderlich war?
Cugel schob diesen Gedanken beiseite. Solange die Galante ihn in aller Bequemlichkeit nach Port Perdusz brachte, wollte er sich doch über Einzelheiten nicht den Kopf zerbrechen. Viel wichtiger war, jetzt etwas über seine Pflichten als »Wurminger« zu erfahren: ein Beruf, von dem er bisher noch nie etwas gehört hatte.
Wagmund, den bisherigen Wurminger, plagte sein verletzter Fuß, und er hatte sich geweigert, Cugel zu helfen. Barsch hatte er zu ihm gesagt: »Alles der Reihe nach! Begib dich erst mal aufs Schiff, kümmere dich um deine Koje und verstau dein Zeug. Kapitän Baunt ist ein strenger, ordnungsliebender Mann, der nicht duldet, daß irgend etwas herumliegt. Wenn du
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