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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte sie rote Ränder. Häßlich klebte ihr das Haar am Kopf. Jetzt wußte sie, wie sie aussehen würde, wenn sie alt war, und das Schlimmste war, daß sie nichts dagegen gehabt hätte, wenn Steve sie jetzt lieben wollte. Wenn er sie nur festhielt und küßte und ihr sagte, daß die Zeit ein Mythos und der Tod ein Traum sei, daß alles seine Ordnung habe.
    Sie stieß einen Laut aus, einen wimmernden Laut, der nicht aus ihrer Kehle gekommen sein konnte. Es war der Schrei einer Wahnsinnigen. Sie ließ den Kopf sinken und weinte.

    Charity Camber saß auf dem Doppelbett, das sie mit ihrem Mann teilte, und betrachtete etwas, das sie in der Hand hielt. Sie war eben vom Supermarkt gekommen, demselben, in dem auch Donna Trenton kaufte. Ihre Hände fühlten sich so kalt und klamm an, als sei sie mit Joe stundenlang im Schneemobil unterwegs gewesen. Dabei war morgen der erste Juli, und das Schneemobil stand unter einer Persenning hinten im Schuppen.
    Es kann nicht stimmen. Sie müssen sich geirrt haben.
    Aber es war kein Irrtum. Sie hatte immer wieder verglichen, und es war kein Irrtum.
    Einen traf es immer, nicht wahr?
    Ja, natürlich, aber ausgerechnet sie!
    In seiner Werkstatt schlug Joe mit dem Hammer auf etwas ein. Es war ein hohes, knallendes Geräusch, als ob er dünnes Metall bearbeitete. Dann Stille und ein leiser Ausruf: »Scheiße!«
    Wieder hörte sie den Hammer. Dann eine längere Pause. Endlich brüllte ihr Mann: »Brett!«
    Sie zuckte immer ein wenig zusammen, wenn er die Stimme so hob und nach dem Jungen schrie. Brett liebte seinen Vater sehr, aber Charity kannte Joes Einstellung gegenüber seinem Sohn nicht. Es war schrecklich, so etwas zu denken, aber es stimmte. Einmal, vor ungefähr zwei Jahren, hatte sie einen grauenhaften Alptraum gehabt, den sie wohl nie vergessen würde. Sie träumte, daß ihr Mann Brett eine Mistgabel durch die Brust stieß. Die Zinken traten am Rücken wieder aus, und Bretts T-Shirt stand wie ein Zelt von seinem Körper ab. Der Bengel kam nicht, als, ich ihn rief, sagte ihr Mann im Traum, und sie war schlagartig aufgewacht, und ihr richtiger Mann hatte in seinen Boxershorts neben ihr gelegen und seinen Bierrausch ausgeschlafen. Der Mond hatte durch das Fenster auf das Bett geschienen, auf dem sie jetzt saß, und in seinem kalten Licht hatte sie begriffen, welche Angst ein Mensch empfinden kann und daß die Angst ein Ungeheuer mit langen, gelben Zähnen ist, von einem wütenden Gott ausgesandt, An die Unvorsichtigen und die Unfähigen zu fressen. Im Laufe ihrer Ehe hatte Joe sie gelegentlich geschlagen, und sie hatte gelernt. Sie war vielleicht kein Genie, aber ihre Mutter hatte keine Närrin aufgezogen. Jetzt tat sie, was Joe verlangte, und widersprach ihm nicht. So handelte Brett wohl auch. Aber manchmal hatte sie Angst um den Jungen.
    Sie erreichte gerade rechtzeitig das Fenster, um Brett über den Hof laufen und in der Scheune verschwinden zu sehen. Cujo rannte hinter ihm her, aber die Hitze schien ihn zu stören, und er wirkte deprimiert.
    Leise: »Halt das mal fest, Brett.«
    Noch leiser: »Gern, Daddy.«
    Und wieder hörte sie das Geräusch von Hammerschlägen. Sie konnte sich vorstellen, daß Brett etwas gegen etwas halten mußte - vielleicht einen Meißel gegen ein festgefressenes Lager. Und ihr Mann, eine Fall Mall im Mundwinkel und die Ärmel aufgekrempelt, holte mit dem Vorschlaghammer aus. Und wenn er nun betrunken war … und ein wenig daneben traf …
    In Gedanken hörte sie Bretts Aufschrei, als der Hammer seine Hand zu einem blutigen, splitternden Brei zerquetschte, und sie schüttelte sich vor Entsetzen.
    Sie betrachtete das Ding in ihrer Hand und überlegte, welchen Gebrauch sie davon ‘machen sollte. Sie wäre liebend gern nach Connecticut gefahren, um ihre Schwester Holly zu besuchen. Es war schon Jahre her, im Sommer 1974 - das wußte sie noch genau, denn von jenem angenehmen Wochenende abgesehen war es für sie ein schlechter Sommer gewesen. 1974 war das Jahr gewesen, in dem Bretts Schlafprobleme angefangen hatten - unruhiger Schlaf, schlechte Träume und immer häufiger Schlafwandeln. Es war auch das Jahr, in dem Joe anfing, übermäßig zu trinken. Mit Bretts unruhigen Nächten und seinem Schlafwandeln war es eines Tages vorbei gewesen. Mit Joes Trinken nicht.
    Brett war damals vier Jahre alt gewesen. Jetzt war er zehn, und er erinnerte sich nicht einmal mehr an seine Tante Holly, die vor sechs Jahren geheiratet hatte. Sie hatte einen kleinen Jungeft, der

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