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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Mensch, der ihr nicht gefiel. Ein Mensch, der sie erschreckte, wenn sie an ihre Beziehung zu ihm dachte. Sie hatte Vic belogen und hintergangen, um mit Steve Kemp ins Bett zu gehen. Wenn es sich bei ihrem jetzigen Gefühlszustand doch nur darum handelte, sich von einem schlimmen Fieber zu erholen. Oder sich als Vics Partnerin wiederzuerkennen. Aber wenn man alles Beiwerk wegließ, blieb die simple Tatsache übrig, daß Steve Kemp -Schriftsteller mit ein paar Veröffentlichungen, reisender Möbelrestaurator und Stuhlflechter, leidlicher Tennisspieler und ausgezeichneter Liebhaber für den Nachmittag - ein Stück Scheiße war.
    »Laß die Witze«, sagte er.
    »O ja, wer könnte schon den gutaussehenden, sensiblen Steve Kemp zurückweisen? Das muß ja ein Witz sein. Ist es aber nicht. Der gutaussehende, sensible Steve Kemp wird jetzt drei Dinge tun: die Kommode auf die Veranda stellen, seinen Scheck nehmen und verschwinden,«
    »So redest du nicht mit mir, Donna.« Er kniff in ihre Brust. Es tat weh. Sie war jetzt nicht nur wütend, sie hatte Angst. (Aber hatte sie nicht schon die ganze Zeit Angst gehabt? Hatte ein wenig Angst dieses häßliche kleine Abenteuer nicht eigentlich interessant gemacht?)
    Sie schlug seine Hand weg.
    »Du solltest mich nicht aufregen, Donna.« Die letzte Spur eines Lächelns war aus seinem Gesicht verschwunden. »Dafür ist es zu heiß.«
    »Ich will, daß du aus meiner Wohnung verschwindest.« Ihre
    Angst vor ihm machte sie nur noch wütender. Steve hatte einen dichten schwarzen Bart, und ihr fiel plötzlich ein, daß sie zwar seinen Penis aus der Nähe gesehen - ihn im Mund gehabt hatte - aber nicht einmal genau wußte, wie sein Gesicht aussah.
    »Du meinst also«, sagte er, »es hat dich gejuckt, und ich habe dich gekratzt, und jetzt darf ich abhauen? Und es interessiert dich einen Scheißdreck, was ich dabei empfinde?«
    »Du interessierst mich wirklich nicht«, sagte sie und stieß ihn zur Seite, um die Milch in den Kühlschrank zu stellen.
    Diesmal kam der Angriff überraschend, und er taumelte einen Schritt zurück. Seine Stirn zeigte plötzlich tiefe Furchen, und er lief rot an. So hatte sie ihn schon auf dem Tennisplatz hinter der Akademie von Bridgton erlebt, wenn er einen leichten Ball verschlug. Sie hatte ihn einige Male spielen sehen - auch, in zwei Sätzen, gegen ihren keuchenden und schwitzenden Mann, den er mit Leichtigkeit geschlagen hatte - und auch gelegentlich erlebt, daß er verlor. Seine Reaktion darauf hatte sie erschreckt, und sie hatte sich besorgt gefragt, auf was sie sich da eingelassen hatte. Er hatte in Drew, New Jersey, studiert und in unbedeutenden Blättern über zwei Dutzend Gedichte veröffentlicht. Ein kleiner Verlag in Baton Rouge hatte ein Buch von ihm herausgegeben. Er hatte sehr entschiedene Ansichten über moderne Kunst, das bevorstehende Atomwaffen-Referendum und Filme von Andy Warhol, und auf einen Doppelfehler reagierte er wie Tad, wenn ihm eröffnet wurde, daß er ins Bett müsse.
    Er folgte ihr, packte sie an der Schulter und riß sie herum. Die Packung Milch glitt ihr aus der Hand und zerplatzte auf dem Fußboden.
    »Jetzt schau dir das an«, sagte Donna. »Das hast du wirklich gut gemacht.«
    »Hör zu, ich lasse mich von dir nicht herumschubsen. Weißt du …«
    »Du verschwindest jetzt!« kreischte sie ihm ins Gesicht. Ihr Speichel spritzte ihm auf Wangen und Stirn. »Was soll ich denn jetzt noch tun,, damit du es endlich glaubst? Brauchst du eine Zeichnung? Du bist hier nicht willkommen! Hau ab und sei das Geschenk Gottes für irgendeine andere Frau!«
    »Du schäbige kleine Nutte«, sagte er böse, und sein Gesicht sah jetzt ganz häßlich aus. Er ließ ihren Arm nicht los.
    »Und nimm die Kommode wieder mit. Du kannst sie auf den Müll schmeißen.«
    Sie riß sich los und nahm den Lappen, der am Wasserhahn über der Spüle hing. Ihre Hände zitterten, sie hatte ein unangenehmes Gefühl im Magen, und zu allem Überfluß bekam sie auch noch Kopfschmerzen. Sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
    Sie kniete sich auf den Fußboden und fing an, die verschüttete Milch aufzuwischen.
    »Für wen hältst du dich eigentlich«, sagte er. »Glaubst du, dein Ding hätte sich in Gold verwandelt? Es hat dir doch Spaß gemacht. Du konntest gar nicht genug kriegen.«
    »Du redest wenigstens in der Vergangenheit«, sagte sie, ohne aufzuschauen. Das Haar hing ihr wirr ins Gesicht, und das war gut so. Er sollte ihr blasses, elendes Gesicht

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