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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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müssen abwarten.«
    »Ich dachte, du bist böse auf mich.«
    Sie nahm ihn in die Arme und drückte ihn fest an sich. Sie roch den Schweiß in seinem Haar, und sie merkte genau, daß er sich große Mühe gab, nicht mehr zu weinen.
    »Nein, Honey, nicht auf dich. Auf dich bin ich nie böse.«
    Tad kuschelte sich an sie. »Hier kann er uns doch nicht kriegen?«
    »Nein.«
    »Kann er … kann er sich zu uns durchfressen?«
    »Nein.«
    »Ich hasse ihn«, sagte Tad nachdenklich. »Ich wünschte, er wäre tot.«
    »Ja. Ich auch.«
    Sie schaute aus dem Fenster und sah, daß die Sonne allmäh-lieh unterging. Bei dem Gedanken setzte sich eine abergläubische Furcht in ihr fest. Sie dachte an die Versteckspiele in ihrer Kindheit, die immer endeten, wenn die Schatten sich trafen und zu purpurnen Teichen wurden, wenn die geheimnisvollen Schreie durch die Vorstadtstraßen ihrer Kindheit hallten, hohe Kinderstimmen, die ankündigten, daß überall das Abendessen auf dem Tisch stand und daß nun alle Türen und Fenster sich gegen die Dunkelheit verriegelten. Der Hund beobachtete sie. Es war verrückt, aber daran war nicht mehr zu zweifeln. Seine irren, trüben Augen suchten ständig die ihren.
    Nein, das bildest du dir nur ein. Es ist nur ein Hund, ein kranker dazu. Es ist alles schon schlimm genug. Warum in den Augen des Hundes etwas sehen, was es da nicht gibtl
    Sie rief sich energisch zur Ordnung. Und ein paar Minuten später redete sie sich ein, daß Cujos Augen wie die Augen auf einigen Porträts seien, die einen immer ansahen, ganz gleich, wo man sich in dem Zimmer aufhielt, in dem sie hingen.
    Aber der Hund schaute sie wirklich an. Und … in seinem Blick lag etwas Vertrautes.
    Nein, sagte sie sich und ließ den Gedanken fallen, aber es war zu spät.
    ‘ Du hast ihn doch schon einmal gesehen, nicht wahr? Am Morgen, nachdem lad zum ersten Mal so schlecht geträumt hatte, am Morgen, als die Decken und die Laken wieder auf dem Stuhl gelegen hatten, der Teddy obendrauf, und als du die Schranktür öffnetest, hast du ganz kurz die geduckte Gestalt mit roten Augen gesehen, etwas in Tods Schrank, sprungbereit, und das war Cujo, und Tad hatte die ganze Zeit recht gehabt, aber das Ungeheuer war nicht in seinem Schrank … es war hier draußen. Es war (aufhören)  hier draußen und wartete nur darauf (AUFHÖREN DONNA!)
    Sie starrte den Hund an und hatte das Gefühl, daß er ihre Gedanken hörte. Einfache Gedanken. Das gleiche einfache Muster, ständig wiederholt, trotz ihrer entsetzlichen Übelkeit, trotz ihres Deliriums.
    DIE FRAU zu töten. DEN JUNGEN zu töten. DIE FRAU zu töten.
    Aufhören, befahl sie sich grob. Der Hund kann nicht denken, und er ist kein Ungeheuer aus dem Schrank irgendeines Kindes. Er ist ein kranker Hund, weiter nichts. Am Ende glaubst du noch, er ist die Strafe Gottes dafür, daß du -
    Cujo stand plötzlich auf - fast als hätte sie ihn gerufen - und verschwand wieder in der Scheune. (fast als hätte ich ihn gerufen) Sie brach in ein halb hysterisches Gelächter aus. Tad schaute hoch. »Mommy?«
    »Nichts, Honey.«
    Sie sah in den dunklen Rachen der Scheune und dann zur Hintertür des Hauses hinüber. Abgeschlossen? Nicht abgeschlossen? Abgeschlossen? Nicht abgeschlossen? Sie dachte an eine Münze, die man in die Luft wirft. Kopf oder Zahl. Sie dachte an einen Revolver, dessen Trommel man kreisen läßt, fünf Kammern leer, eine geladen. Abgeschlossen? Nicht abgeschlossen?

    Die Sonne war untergegangen, und nur ein heller Strich am westlichen Horizont war vom Tag noch übriggeblieben. Er war nicht breiter als der weiße Streifen auf’einer Autostraße. Und auch er würde bald verschwunden sein. Im hohen Gras rechts neben der Einfahrt zirpten Grillen.
    Cujo war noch in der Scheune. Ob er wohl schläft? fragte sie sich. Oder frißt?
    Das erinnerte sie daran, daß sie etwas zu essen eingepackt hatte. Sie beugte sich zwischen den beiden Vordersitzen nach hinten und holte Tads Snoopy-Frühstücksdqse und ihre braune Tasche nach vorn. Ihre Thermosflasche war ganz nach hinten gerollt, wahrscheinlich, als der Wagen am Hügel anfing zu bocken und zu rucken. Sie mußte sich strecken, und ihre Bluse schob sich hoch, Tad regte sich und wachte aus seinem Halbschlaf auf. Seine Stimme war so voll Angst, daß wilder Haß auf den verdammten Hund in ihr hochkam.
    »Mommy? Mommy? Was machst du …«
    »Ich hole nur unser Essen«, beruhigte sie ihn, »und meine Thermosflasche.«
    »Okay.« Er lehnte sich im Sitz zurück und

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