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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wie Joe Camber hatte bestimmt ein Gewehr, vielleicht einen ganzen Schrank voll. Ihr sollte es ein Vergnügen sein, den Kopf dieses verdammten Köters in Haferbrei und Erdbeermarmelade zu verwandeln.
    Acht schnelle Schritte.
    Und wenn die Tür zur Veranda abgeschlossen war?
    Lohnt sich das Risiko?
    Ihr Puls raste, während sie die Chancen abwog. Wenn sie allein gewesen wäre, hätte die Sache anders ausgesehen. Aber wenn die Tür abgeschlossen War? Bis zur Tür konnte sie es schaffen.
    Aber nicht zur Tür und dann wieder zum Wagen zurück. Nicht, wenn er angerannt kam, sie angriff, wie er es vorhin getan hatte.
    Und was wäre mit Tad? Wenn Tad sah, wie ein zweihundert Pfund schwerer tollwütiger Hund seine Mutter zerfleischte, sie zerbiß und ihr den Leib aufriß -
    Nein, im Wagen war Sicherheit.
    Noch einmal versuchen zu starten!
    Sie griff wieder nach dem Schlüssel, und eine innere Stimme schrie ihr zu, daß es besser wäre - zu warten, bis der Motor ganz abgekühlt war -
    Ganz abgekühlt? Sie standen hier doch schon länger als drei Stunden.
    Sie drehte den Zündschlüssel um.
    Der Motor drehte sich kurz, einmal, zweimal, dreimal, und sprang heulend an.
    »Oh, Gott sei Dank!« rief sie.
    »Mommy?« fragte Tad mit schriller Stimme. »Fahren wir jetzt? Fahren wir jetzt?«
    »Wir fahren«, sagte sie trotzig und legte den Rückwärtsgang ein. Cujo sprang aus der Scheune hervor … und blieb dann stehen. Er beobachtete sie. »Leck mich am Arsch, Köter!« brüllte sie triumphierend.
    Sie trat auf das Gas. Der Wagen rollte etwa einen Meter zurück - und blieb stehen.
    »Nein!« kreischte sie, und das rote Idiotenlicht leuchtete auf. Als der Motor verstummte, war Cujo ein paar Schritte nähergekommen, aber jetzjt blieb er ruhig stehen, den Kopf gesenkt. Er beobachtet mich, dachte sie wieder. Er warf seinen Schatten hinter sich, scharf wie aus schwarzem Kreppapier geschnitten.
    Donna fummelte am Zündschlüssel. Sie drehte ihn um. Der Motor regte sich, aber diesmal sprang er nicht an. Sie hörte ein ächzendes Geräusch und wußte ein paar Sekunden lang nicht, daß sie das Geräusch selbst verursachte. Verschwommen hatte sie gedacht, daß es der Hund sein mußte. Wieder ließ sie die Zündung kommen und fluchte mit verzerrtem Gesicht, ohne auf Tad?Rücksicht zu nehmen. Sie hatte gar nicht gewußt, daß sie die Worte überhaupt kannte, die sie jetzt gebrauchte. Und die ganze Zeit stand Cujo da und zog seinen Schatten hinter sich her wie ein surrealistisches Trauergewand. Er beobachtete sie.
    Zuletzt legte er sich in die Einfahrt, als wüßte er, daß sie keine Chance hatten, ihm zu entkommen. Sie hatte das Tier gehaßt, als es durch Tads Fenster eindringen wollte. Jetzt haßte sie es noch mehr.
    »Mommy … Mommy … Mommy!«
    Sie hörte ihn kaum. Unwichtig. Wichtig war jetzt allein dieser verdammte kleine Wagen. Er mußte anspringen. Sie würde ihn dazu zwingen durch reine… Willenskraft]
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie wirklich mit wirr ins Gesicht hangenden Haaren hinter dem Steuer gehockt und vergeblich den Starter betätigt hatte. Was sie endlich aufschreckte, waren nicht Tads Schreie - sie waren nur noch ein leises Winseln - sondern das Geräusch des Motors. Er drehte sich rasch fünf Sekunden lang und verstummte dann. Das Spiel wiederholte sich, und jedesmal war die Pause länger.
    Die Batterie wurde leer. Sie hörte auf.
    Sie kam in Etappen wieder zu sich, wie eine Frau, die aus einer Ohnmacht erwacht. Sie erinnerte sich an einen Anfall von Darmkatarrh, den sie einmal im College gehabt hatte. Alles, was sie in sich hatte, war ihr oben und unten gleichzeitig herausgekommen, und zum Schluß war sie in der Wohnheimtoilette bewußtlos geworden. Das Aufwachen damals war genau wie heute gewesen. Sie hatte sich wie vorher gefühlt, aber ein unsichtbarer Maler hatte der Welt neue Farben hinzugefügt, sie zum Überfließen gebracht. Es waren schreiende Farben, und alles sah unecht und wie Plastik aus, ganz wie die Dekorationen im Schaufenster eines Kaufhauses.
    Tad hatte sich ein wenig von ihr abgewandt. Seine Augen waren geschlossen, und er hatte den Daumen im Mund. Die andere Hand lag an der Tasche, in der er die Worte an die Ungeheuer aufbewahrte. Sein Atem ging flach und schnell.
    »Tad«, sagte sie. »Honey, mach dir keine Sorgen.«
    »Mommy, ist mit dir alles in Ordnung?« Seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern.
    »Ja. Und mit dir auch. Hier sind wir sicher. Aber das Auto will nicht anspringen. Wir

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