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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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steckte wieder den Daumen in den Mund.
    Sie hielt die Thermosflasche an das Ohr und schüttelte sie vorsichtig, um festzustellen, ob sie auch nicht zerbrochen war. Aber sie hörte innen nur die Milch schwappen. Wenigstens etwas.
    »Tad, möchtest du ein wenig essen?«
    »Ich will schlafen«, sagte er, ohne den Daumen aus dem Mund zu nehmen oder die Augen zu öffnen.
    »Du mußt doch etwas essen«, sagte sie. »Dein Körper braucht Treibstoff.« Diese Wendung hatte sie von Vic übernommen.
    Er lächelte nicht einmal. »Ich hab’ keinen Hunger. Ich bin müde.«
    Sie sah ihn besorgt an, aber sie wollte ihn nicht weiter drängen. Schlaf war Tads natürliches Abwehrmittel - vielleicht sein einziges - und normalerweise hätte sie ihn schon vor einer halben Stunde ins Bett gebracht. Wenn sie zu Hause gewesen wären, hätte er vor dem Zähneputzen natürlich noch ein Glas Milch und ein paar Kekse bekommen … und sie hätte ihm vielleicht eine Geschichte vorgelesen … und …
    Wieder kamen ihr die Tränen, und sie vermochte, nicht mehr daran zu denken. Mit zitternden Händen öffnete sie ihre Thermosflasche und goß sich einen halben Becher Milch ein. Sie stellte ihn auf dem Armaturenbrett ab und nahm sich einen Schokoladenriegel. Nach dem ersten Bissen merkte sie, daß sie einen Heißhunger hatte. Sie trank einen Schluck Milch und aß ein paar Oliven. Dann leerte sie den Becher und schaute aufmerksam zur Scheune hinüber.
    Vor dem Gebäude lag jetzt ein dunklerer Schatten. Aber es war kein Schatten. Es war der Hund.
    Er bewacht uns.
    Nein, das glaubte sie nicht. Sie glaubte auch nicht, daß sie Cujos Geist auf einem Stapel Wolldecken im Schrank ihres Sohnes gesehen hatte. Sie glaubte es nicht… außer … außer, daß ein Teil von ihr es doch glaubte. Aber dieser Teil hatte nichts mit ihrem Verstand zu tun.
    Sie sah durch den Rückspiegel zur Straße hinaus. Es war jetzt zu dunkel, sie zu erkennen, aber sie wußte, daß sie. dort lag, genauso wie sie wußte, daß niemand vorbeikommen würde. Als sie das erste Mal alle drei in Vics Jaguar hier draußen gewesen waren (damals war der Hund noch freundlich, sagte ihr Verstand, und Tadder streichelte ihn und lachte, weißt du noch?), hatte Vic ihnen erzählt, daß am Ende der Straße Nummer 3 früher die Mülldeponie von Castle Rock gewesen sei. Dann war am anderen Ende der Stadt die neue Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen worden› und jetzt hörte die Straße fünfhundert Meter hinter Cambers Grundstück einfach auf. Dort war sie mit einer schweren Kette abgesperrt, an der ein Schild hing: ZUTRITT VERBOTEN. DEPONIE GESCHLOSSEN. Jenseits des Camberschen Grundstücks war nichts mehr.
    Donna fragte sich, ob nicht Leute, die einen wirklich einsamen Parkplatz suchten, gelegentlich vorbeifuhren, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß ein junger Mann seine Freundin ausgerechnet zu einer Müllkippe fuhr. Jedenfalls war noch keiner vorbeigekommen.
    Der weiße Streifen am Horizont war nur noch ein schwaches Leuchten … und selbst das kam ihr fast wie Wunschdenken vor. Der Mond war nicht zu sehen.
    Es war kaum zu glauben, aber auch sie war müde. Vielleicht war der Schlaf auch ihr natürliches Abwehrmittel. Und was sollte sie auch sonst tun? Der Hund war immer noch da draußen (sie glaubte es wenigstens; es war schon zu dunkel, als daß man einen Schatten von einer Gestalt unterscheiden konnte). Die Batterie mußte sich erholen. Dann konnte sie es noch einmal versuchen. Warum also nicht schlafen?
    Das Paket am Briefkasten. Das Paket von J. C. Whitney.
    Sie richtete sich hinter dem Steuer auf und runzelte nachdenklich die Stirn. Sie drehte sich um, aber von hier versperrte ihr die Hausecke die Sicht auf den Briefkasten. Sie hatte das Paket gesehen, das am Kasten hing. Warum hatte sie eben daran gedacht? War es von irgendwelcher Bedeutung?
    Sie hielt immer noch die Schüssel mit den säuberlich in Folie verpackten Oliven und Gurkenscheibchen. Statt noch etwas zu essen, packte sie alles in Tads Frühstücksdose. Sie gab sich keine Rechenschaft darüber, warum sie mit dem Essen so vorsichtig war. Sie lehnte sich im Sitz zurück und fand den Hebel, mit dem sie die Lehne nach hinten kippen konnte. Sie wollte über das Paket im Briefkasten nachdenken - irgend etwas war damit, sie war fast sicher -, aber während sie allmählich einschlief, dachte sie an etwas anderes. Ihr kam ein Gedanke, der wohl eher der Wirklichkeit entsprach.
    Die Cambers waren weggefahren, um Verwandte zu

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