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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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weißen Hemd mit dunkelblauer Seidenkrawatte streckte ihm mit steifem Rücken die Hand entgegen.
    »Waldemar Bock, Kriminalhauptkommissar.« Walde beugte sich vor, um die Hand des deutlich kleineren Luxemburgers zu ergreifen und den Händedruck zu erwidern.
    »Ihre charmante Kollegin war vorhin schon hier.«
    Walde verdrängte die Frage, ob der Mann wirklich Gabi meinte. »Ich weiß, aber es hat sich neben der Schrift noch ein weiteres Indiz … ein verdächtiger Umstand ergeben.« Sein Wortfindungsproblem lag vielleicht daran, dass er sich ganz besonders verständlich ausdrücken wollte.
    Grün verschränkte seine muskulösen Arme und schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Ich komme gerade aus der Gerichtsmedizin, dort hat man bei einem Mordopfer aus Saarburg ein ähnliches Mal, verursacht durch eine Verbrennung, gefunden, wie es höchstwahrscheinlich auch der Tote aufgewiesen hat, der bei uns von der Wasserschutzpolizei an der Staustufe … der Gerichtsmediziner hatte die Leiche ebenfalls in Augenschein genommen.«
    »Ein kreisrundes Brandmal?«
    Walde nickte. »Am Unterschenkel.«
    »Das ist in der Tat eine weitere Gemeinsamkeit und lässt kaum mehr an einen Zufall glauben. Möchten Sie den Tatort sehen?« Der Commissaire wies zu einem weinroten Zweisitzer. Gleich nach dem mühevollen Einsteigen tastete Walde nach dem Griff, um den Beifahrersitz nach hinten zu bewegen. Beim Ausparken legte Grün seinen rechten Arm hinter Waldes Kopfstütze.
    Der Motor kündete von reichlich PS, als der Wagen auf der Straße Fahrt aufnahm.
    »Das ist kein Dienstwagen.« Der Mann zeigte lächelnd auf das Emblem von Alfa Romeo am Lenkrad, während er beschleunigte, als ginge es um einen dringenden Einsatz. Die Straße führte entlang einer Bahnlinie. Vor den großen Tanks am Moselufer in Mertert bog Grün ab, fuhr an Lagerhallen vorbei auf einer Straße, die über eine Halbinsel zwischen Fluss und Hafenbecken führte.
    »Rudolf Knauer ist hier unterwegs gewesen.«
    Auf der rechten Seite gab das frische Grün im Uferbewuchs immer wieder den Blick auf die schieferblaue Mosel frei. Kurz bevor die Straße vor der Hafeneinfahrt endete, bremste Grün den Wagen ab und setzte rückwärts in eine schmale Brache neben einer Lagerhalle. »Hier könnte das Fahrzeug der Täter gestanden haben.« Er schaute zu Walde herüber. »Wir haben natürlich die Reifenspuren untersucht, aber es konnten keine definitiven Profilabdrücke gesichert werden.«
    In der Kühle der einsetzenden Dämmerung knöpfte sich Walde gleich nach dem Aussteigen die Jacke zu.
    »Hier haben wir den Chip gefunden.« Der Luxemburger Kollege näherte sich auf der anderen Straßenseite einer Ansammlung von Brennnesseln und verdorrten Pflanzen, durch die neues Grün austrieb. »Der muss sich vom Schnürsenkel gelöst haben, als man Knauer die Inliner auszog und wahrscheinlich in der Mosel entsorgte. Diese Chips werden bei Volksläufen zur Zeitnahme …«
    »Kenne ich«, sagte Walde. Zwischen Weiden und Sträuchern waren es nur wenige Meter bis zum Wasser.
    »Die Schleifspuren sind noch gut zu sehen.« Grün blieb, anscheinend aus Rücksicht auf seine Schuhe, auf der Straße stehen, während Walde ein paar Schritte in das Gelände machte, wo durch die platt gewalzten Pflanzen eine deutliche Spur zur Mosel führte.
    »Die Kriminaltechnik hat jeden Halm umgedreht, aber außer dem üblichen Müll wurde nichts gefunden.«
    Walde erreichte das Ufer. Die gelblichen Steine der Uferbefestigung führten ins trübe Wasser. Womöglich waren die Täter in die Mosel gewatet, um den Sack mit dem Opfer ein Stück weit in den Fluss hinauszubefördern. Draußen war der Mann nach dem Erwachen wahrscheinlich mit den Schlangen und dem eindringenden Wasser gleichzeitig konfrontiert worden. Beim Zurückgehen setzte Walde seine Schritte vorsichtig über die unebenen Büschel, über die der Sack geschleift worden war.
    Grün, immer noch im Hemd, hatte sich wieder in den Wagen gesetzt.
    »Da muss jemand einen gewaltigen Hass gehabt haben«, sagte der Commissaire, als Walde sich neben ihm niederließ. Er hatte eine Mappe vom Rücksitz genommen, zog nun ein iPad heraus und platzierte es auf dem Lenkrad.
    Eine Ansammlung von Fotos erschien auf dem Display.
    »Rudolf Knauer lebt seit etwa fünf Jahren in Luxemburg.« Grün tippte auf ein Bild, bei dem es sich um ein Passfoto zu handeln schien, worauf eine Serie von Detailaufnahmen des unbekleideten Opfers sichtbar wurde. Eine Spreizbewegung von Zeige- und

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